Ai Weiwei
*1957

Auswahl

Laundromat, 2016




© Ai Weiwei, "Laundromat", 2016, Foto: Simon Vogel

In „Laundromat“ (2016) wird Ai Weiweis enge Verklammerung von politischem Engagement und künstlerischer Arbeit deutlich. Sie besteht aus 28 handelsüblichen Kleiderstangen, die Kleidungsstücke von den Bewohnerinnen und Bewohnern des griechischen Flüchtlingslagers Idomeni präsentieren. Als das Lager im Mai 2016 von den Behörden geräumt wurde, sammelte Ai Weiwei mit seinen Helferinnen und Helfern die dort zurückgelassenen Kleidungsstücke und Schuhe ein. In seinem Berliner Atelier ließ er die Kleider reinigen und reparieren.

In enger Anlehnung an Marcel Duchamps künstlerischem Prinzip des Ready-mades, verwandelt Ai Weiwei für „Laundromat“ die vorgefundenen Alltagsgegenstände zum Kunstwerk. Anders als bei Duchamp, handelt es sich um das Prinzip eines intervenierten Ready-mades, da die Kleidungsstücke gerade nicht beliebig gekaufte Beispiele ohne Geschichte sind. Vielmehr sind sie auf eine ganz bestimmte, politisch brisante Art und Weise historisch aufgeladen. Jedes Einzelteil erzählt eine Geschichte von Unterdrückung, Flucht, Verfolgung und Leid.

Ai Weiweis Kunst repräsentiert hier nichts. Sie stellt nichts dar, sondern holt die kaum erträgliche Realität der Vorgänge an den EU-Außengrenzen in den White Cube. Das Menschheitsthema Flucht kommt uns dabei besonders nah, denn kaum etwas ist dem Menschen näher als die Kleidung. Diese Kleider sind nicht exotisch, nicht fremd, wenn sie mit unseren Augen angeschaut werden. Es sind Kleider, die ebenso gut unsere Kleider sein könnten. Darauf insistiert Ai Weiwei, wenn er die Flüchtlingskrise als Menschheitskrise versteht, die alle betrifft. Vor diesem Hintergrund versteht Ai Weiwei das Waschen und Reparieren als ein Geraderücken der unwürdigen Lebensbedingungen von Geflüchteten.

Study of Perspective, 1995-2011

Serie von 40 s/w und farb C-Prints / Diasec, Ed. 1/25 + 5 AP
Höhe: 50 cm, Breite variabel (66,6 - 75,7 cm)


Erworben 2020

© Ai Weiwei

Stacked Porcelain Vases as a Pillar, 2017

6 gestapelte Porzellanvasen, Metallplatte, Metallstange, 293 x 50,5 x 50,5 cm, Unikat aus einer Serie von 8 + 2AP


Erworben 2019

Erworben durch die Freunde der Kunstsammlung im Jahr 2019 © Ai Weiwei

Die 2019 in der Kunstsammlung präsentierte Ausstellung des chinesischen Künstlers Ai Weiwei visualisierte das Grundprinzip seiner künstlerischen Praxis: „Everything is art. Everything is politics“. Zahlreiche Werke – darunter die raumgreifende Installation „Laundromat“ (2016) aus Tausenden von in Flüchtlingslagern zurückgelassenen Kleidungsstücken – thematisieren Vertreibung, Flucht und Migration, eine die Menschheitsgeschichte durchziehendes Problem von dramatischer Aktualität.

Immer ist es begleitet von Krieg, Zerstörung, gefahrvollen Reisen und Kasernierung in Lagern. In „Stacked Porcelain Vases as a Pillar“ hat Ai Weiwei solch traumatische Erfahrungen in Bildern übersetzt, die in der traditionellen Ästhetik chinesischer Porzellanmalerei auf den voluminösen Bäuchen von sechs aufeinander gestapelten Vasen „erzählt“ werden; eine kompromisslose Bestandsaufnahme des Elends menschlicher Migration im Gewand wertvoll dekorierter, fragiler Porzellangefäße.

Die 2019 von den Freunden erworbene Arbeit bereichert das Konvolut von Werken Ai Weiweis, das die Kunstsammlung ankaufen konnte bzw., - wie die Arbeit „Laundromat“  - vom Künstler geschenkt bekam.