Tàpies, Antoni
1923 – 2012

1923 geboren in Barcelona
1940 ein schweres Herz- und Lungenleiden erfordert einen zweijährigen Sanatoriumsaufenthalt in den Bergen; Tàpies widmet sich der Literatur, Philosophie und Musik; er zeichnet und kopiert Bilder von van Gogh und Picasso
1943−1946 Studium der Rechtswissenschaften
1944 kurzer Besuch der Academia Nolase-Valls in Barcelona
1948 Mitbegründer der Künstlergruppe und der gleichnamigen Zeitschrift „Dau al Set“; stellt erstmals im „Salón de Octubre“ in Barcelona aus
1950 erste Einzelausstellung in Barcelona in den Galeries Laietanes; ein Stipendium der französischen Regierung ermöglicht einen einjährigen Aufenthalt in Paris
1951 besucht Pablo Picasso, lernt dort Georges Braque und Salvador Dalí kennen
1953 erste Ausstellung bei Martha Jackson in New York; Beteiligung an der „2. Biennale“, São Paulo, wo er einen Preis gewinnt
1954 Teilnahme an der „27. Biennale“, Venedig
1957 erste Einzelausstellung in Deutschland in der Galerie Schmela, Düsseldorf
1958 Tàpies vertritt Spanien bei der „29. Biennale“, Venedig; erster Preis des Carnegie Instituts, Pittsburgh
1959 Teilnahme an der „documenta 2“, Kassel, ebenso 1964, 1968 und 1977
1962 erste Retrospektive in Deutschland in der kestner gesellschaft, Hannover
1964 Preis der Guggenheim Foundation, New York
1966 während einer Versammlung von Antifrankisten im Kapuzinerkloster Sarrià wird Tàpies verhaftet
1967 erste Einzelausstellung in der Galerie Maeght, Paris
1972 Rubens-Preis der Stadt Siegen
1974 in Barcelona wird der junge spanische Oppositionelle Salvador Puig Antich hingerichtet, Tàpies schafft daraufhin eine Serie von Monotypien mit dem Titel „Mörder“
1979 Ernennung zum Mitglied der Berliner Akademie der Künste
1982 Preis der Stiftung Wolf, Jerusalem; in den folgenden Jahren viele bedeutende Ehrungen
1984 Gründung der Fundació Antoni Tàpies in Barcelona
1992 Ehrenmitglied der Royal Academy of Arts in London, und der American Academy of Arts and Sciences in Cambridge, Massachusetts
1993 Goldener Löwe der „45. Biennale“, Venedig, für die Installation „Rinzen“ im Spanischen Pavillon
1994−1995 Retrospektive in der Galerie nationale du Jeu de Paume, Paris und im Solomon R. Guggenheim Museum, New York
1996 Wanderausstellung in Japan
2000 Retrospektive im Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofía, Madrid, anschließend im Haus der Kunst, München
2004−2005 Retrospektive im Museu d‘Art Contemporani de Barcelona und im Hara Museum of Contemporary Art, Tokio
2010 erhält durch König Juan Carlos I. den Adelstitel Marqués de Tàpies
2012 stirbt Antoni Tàpies in Barcelona

Auswahl

Relief en couleur brique / Relief in Ziegelfarbe, 1963

Mischtechnik mit Sand auf Leinwand
260 x 195 cm


© Comissió Tàpies / VG Bild-Kunst, Bonn 2021, Foto: Walter Klein, Düsseldorf

Mitte der 1950er-Jahre entwickelte der spanische Maler Antoni Tàpies seine ebenso karge wie intensive Bildsprache. Die rauen, matten und naturhaft erscheinenden Oberflächen seiner Bilder erreichte Tàpies, indem er der Ölfarbe Sand, Marmorstaub und andere Substanzen beimischte und meist auf den Einsatz des Pinsels zugunsten von Spachteln, Kratzern, Messern verzichtet. 

Naturhafte Farben, das schmutzige Grau und das warme Rotorange von Ziegeln, eine äußerst reduzierte Formensprache, ein reliefartiges Vor- und Zurückspringen der Oberfläche sowie kreuzförmige Einkerbungen bestimmen die sichtbare Gestalt des „Relief en couleur brique“. Die wenigen Zeichen sind eingebettet in den fleckigen, verwaschenen Farbauftrag. Seine Bilder verglich Tàpies immer wieder mit den verwitternden Oberflächen alter Mauern und Wände, so wie sie Brassaï (1899–1984) in seinen Fotografien der 1930er-Jahre festgehalten hatte. Mauern prägten das Erscheinungsbild der Städte, sie ließen eine Fülle von Assoziationen zu und in sie kann, so Tàpies, die Geschichte eines ganzen Landes eingeschrieben sein.