Richter, Gerhard
*1932

1932 geboren in Dresden
1952−1956 Studium an der Dresdner Hochschule für Bildende Künste
1961 Umzug aus der DDR nach Düsseldorf; bis 1964 Studium an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf; Freundschaft mit Konrad Lueg, Sigmar Polke und Blinky Palermo
1963 Ausstellung „Leben mit Pop: Eine Demonstration für den Kapitalistischen Realismus“ mit Konrad Lueg im Möbelhaus Berges in Düsseldorf
1964 Ausstellungen in der Galerie Heiner Friedrich, München, Galerie Alfred Schmela, Düsseldorf, und Galerie René Block, Berlin
1967 Gastprofessur an der Hochschule für Bildende Künste, Hamburg; Kunstpreis Junger Westen, Recklinghausen
1969 erste Ausstellung in den USA im Solomon R. Guggenheim Museum, New York
1970 erste Ausstellung in der Konrad Fischer Galerie, Düsseldorf
1971 erste Retrospektive im Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen und der Kunsthalle Düsseldorf
1971−1994 Professur an der Staatlichen Kunstakademie, Düsseldorf
1972 Teilnahme an der „36. Biennale“, Venedig, ebenso 1978, 1980, 1984, 1997, 2001, 2003 sowie 2007 und Teilnahme an der „documenta 5“, Kassel, ebenso „documenta 6“, „documenta 7“, „documenta 8“, „documenta 9“ und „documenta 10“
1973 erste Einzelausstellung in New York, in der Reinhard Onnasch Gallery
1977 Retrospektive im Musée d’Art Moderne, Centre Georges Pompidou, Paris
1978 Gastprofessur am Nova Scotia College of Art and Design, Halifax, Kanada
1981 Arnold Bode-Preis, Kassel
1983 Umzug nach Köln
1985 Oskar Kokoschka-Preis, Wien; erste Ausstellung in der Marian Goodman Gallery, New York
1986 große Retrospektive in der Kunsthalle Düsseldorf und dem Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen mit Stationen in Berlin, Bern und Wien
1988 Gastprofessur an der Städelschule, Frankfurt; Verleihung des Kaiserrings, Goslar
1993 Retrospektive im Musée d’Art Moderne de la Ville de Paris mit Stationen in Bonn, Stockholm und Madrid
1994 Wolf-Preis für Malerei, Jerusalem
1997 Goldener Löwe der „47. Biennale“, Venedig; Praemium Imperiale, Japan
1998 Foreign Honorary Membership American Academy of Arts and Letters
2000 Staatspreis des Landes Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf
2004 Foreign Honorary Membership American Academy of Arts and Sciences
2005 das Gerhard Richter-Archiv wird in den Staatlichen Kunstsammlungen, Dresden eingerichtet; Retrospektive in der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf
2007 Weihe seines Kölner Domfensters
2012 Retrospektive im Tate Modern, London mit Folgestationen in Berlin und Paris
2014 Retrospektive in der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf; bis dato größte Retrospektive in der Fondation Beyeler, Basel-Riehen
2016 Ausstellung im Frieder Burda Museum, Baden-Baden
2017 Ausstellungen in Köln, Prag, Essen, Bonn und Brisbane, Australien
2018 Einzelausstellung im Museum Wiesbaden und im Museum Barberini, Potsdam
2020 Einzelausstellung im Met Breuer, New York

Gerhard Richter lebt und arbeitet in Köln

Auswahl

Mauer, 1994

Öl auf Leinwand
250 x 200 cm


Schenkung von Viktoria von Flemming 2019

Schenkung von Dr. Viktoria von Flemming an die Freunde der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen e.V. © Gerhard Richter, 2021, Foto: Achim Kukulies, Düsseldorf

Seit 1960 malt Gerhard Richter nicht nur Foto-Bilder, sondern immer öfters auch abstrakte Bilder, großformatige Kompositionen, in denen mannigfache Möglichkeiten ungegenständlichen Malens in Erscheinung gebracht werden. Der Titel mancher dieser Gemälde weisen zurück in die gegenständliche Welt, darunter auch die kleine Gruppe der Mauer-Bilder (1984, 1994 und 1998).

Von kraftvollen Rottönen dominiert, stellt sich die Leinwand aus dem Jahr 1994 dem Betrachter tatsächlich wie eine Wand entgegen. Gleichmäßig gesetzte senkrechte Linien in den partiell aufreißenden Farbschichten lassen an dicht gesetzte Schalungsbretter denken, die nur  wenige Einblicke in die Tiefe des Bildraums zulassen. Fünf Jahre nach dem Fall der Mauer weckt das Bild über den Titel zudem Assoziationen an die Republik bewegenden Jahre.

Anlässlich des 50. Geburtstag der Freunde hat Viktoria von Flemming den Freunden dieses herausragende Gemälde 2019 geschenkt.

Zehn große Farbtafeln, 1966/1971/72

Lack auf weiß grundierter Leinwand
10 Tafeln je 250 x 95 cm


© Gerhard Richter, 2020, Foto: Walter Klein, Düsseldorf

Seit Mitte der 1960er-Jahre entfaltet Gerhard Richter in umfangreichen malerischen Serien seine Recherchen über den Realitätsstatus des Bildes. Schon früh hat er sich gegen die Verpflichtung auf Realismus, die seine künstlerischen Anfänge in der DDR bestimmte, gewandt, um bald nach seinem Umzug nach Düsseldorf 1961 auch die Abstraktion als dominante Kunstsprache des Westens zu relativieren: 

Das Figurative und das Abstrakte sind für Richter gleichberechtigte Optionen des Malerischen, die in seiner analytisch gebrochenen Kunstpraxis auftreten können. Ein Hang zum Anonymen kennzeichnet auch die „Zehn großen Farbtafeln“. Nach dem Vorbild von handelsüblichen Lackmusterkarten wurden auf zehn weißen Tafeln einhundert glänzende Farbtöne aufgetragen. Jedoch anders als in den gängigen Musterkarten sind die Farben nicht systematisch nach an- oder absteigenden Mischungsverhältnissen geordnet. Die Farbtöne werden ohne jeglichen Ausdruckswert nebeneinander gesetzt. In der Verarbeitung der banalen Vorlage einer Farbmusterkarte und der seriellen Anordnung der Farbfelder verschränken sich Einflüsse von Pop-Art und Minimal Art.

Portrait Schmela III, 1964

Öl auf Leinwand
110 x 97 cm


Schenkung von Viktoria von Flemming 2014

Schenkung von Viktoria von Flemming über die Freunde der Kunstsammlung, 2014 © Gerhard Richter, 2020, Foto: Achim Kukulies, Düsseldorf

Das „Portrait Schmela“ hat Gerhard Richter nach einer Momentaufnahme gemalt, die am Eröffnungsabend seiner ersten Einzelausstellung in der Galerie Alfred Schmela gemacht worden ist. In Schwarz-Weiß und Grautönen auf die Leinwand übertragen, in den Konturen verwischt, erscheint das Bildnis wie eine leicht verwackelte Fotografie. Dieser gegenüber aber ist seine Wirkung durch den besonderen Schmelz der Farben und den gewählten Bildausschnitt gesteigert: Der Galerist tritt als imposante Persönlichkeit hervor, so wie er von seinen Zeitgenossen wahrgenommen wurde. Das Bild wurde den Freunden 2014 von Viktoria von Flemming geschenkt. Es ist die großzügigste Schenkung, die die Freunde bis dahin erhalten haben.