De Chirico, Giorgio
1888 – 1978

1888 geboren in Volos, Thessalien 
1906−1908 Studium an der Akademie der Bildenden Künste, München
1909 Übersiedlung nach Mailand
1910 Übersiedlung nach Florenz
1911−1915 lebt in Paris
1912 Beginn der Freundschaft mit Guillaume Apollinaire
1915 Rückkehr nach Italien, zunächst nach Florenz, dann Militärdienst in Ferrara
1917 Zusammentreffen mit Carlo Carrà und Filippo de Pisis in Ferrara
1918−1919 im Winter Übersiedlung nach Rom, häufige Aufenthalte in Florenz; Mitglied der Gruppe „Valori plastici“ und Mitarbeit an der gleichnamigen Zeitschrift
1919 erste Einzelausstellung in der Casa d‘Arte Bragaglia, Rom
1920 Kontakt zum Kreis der Surrealisten um André Breton und Paul Éluard
1925 Ausstellung in der Galerie de l‘Effort Moderne in Paris
1926 Rückkehr nach Paris
1928 Bruch mit der surrealistischen Gruppe
1931 Rückkehr nach Mailand
1934 Rückkehr nach Paris
1936 Teilnahme an der Ausstellung „Fantastic Art, Dada, Surrealism“ im Museum of Modern Art, New York
1937 lebt abwechselnd in Mailand, Paris, London, Rom und Turin
1942 eigener Saal bei der „23. Biennale“, Venedig
1942−1944 verbringt die Kriegsjahre in Florenz und Rom
1945 lässt sich endgültig in Rom nieder
1970 erste Retrospektive im Palazzo Reale, Mailand, und in der Kestner-Gesellschaft, Hannover
1974 Wahl in die Académie des Beaux-Arts, Paris, als Nachfolger von Jacques Lipchitz
1978 stirbt Giorgio de Chirico in Rom

La statue silencieuse (Adriane) / Die schweigende Statue (Ariadne), 1913

Öl auf Leinwand
99,5 x 125,5 cm


© VG Bild-Kunst, Bonn 2021, Foto: Walter Klein, Düsseldorf

Seit 1910 malte Giorgio de Chirico seine meist menschenleeren Stadtplätze, bei denen er die Proportionen der Gegenstände und Gebäude ebenso ignorierte wie die korrekte Wiedergabe von Licht- und Schattenwirkung. Beziehungslos stehen die Dinge nebeneinander, sie erzählen keine Geschichten mehr und die gewohnte Ordnung des Bildraumes ist zerstört.

Die Statue der schlafenden Ariadne positionierte de Chirico stark angeschnitten auf einem Platz, hinter ihr ist ein Gebäude mit schwarz verschatteten Arkadengängen zusehen. Vor dem Meer im Hintergrund ragt steil ein von wehenden Fahnen gekrönter roter Turm auf. Mythos und Alltägliches, Architektur des Altertums und technischer Fortschritt, Erinnerungen an die Menschheitsgeschichte und an die eigene Kindheit stoßen hier unvermittelt aufeinander. Der starke Kontrast zwischen Licht und Dunkel verstärkt die geheimnisvolle Atmosphäre des Ortes, der an eine Theaterkulisse denken lässt. Über „Das Mysterium der Kreation“ schrieb de Chirico: „Wenn ein Kunstwerk wirklich unsterblich sein soll, muß es alle Schranken des Menschlichen sprengen: Es darf weder Vernunft noch Logik haben. Auf diese Weise kommt es dem Träume und dem Geist des Kindes nahe...“. Diese jenseits aller Gesetze der Logik angesiedelte, „metaphysische“ Bildwelt de Chiricos beeinflusste nachhaltig die surrealistischen Maler um André Breton.

La grande tour, 1913

Öl auf Leinwand
123,5 x 52,5 x 2,3 cm


© VG Bild-Kunst, Bonn 2021, Foto: Walter Klein, Düsseldorf

Les deux soeurs (L’ange juid), 1915

Öl auf Leinwand
55 x 46 cm


© VG Bild-Kunst, Bonn 2021, Foto: Walter Klein, Düsseldorf