Gris, Juan
1887 – 1927

1887 geboren in Madrid
1902−1904 Ausbildung an der Escuela de Artes y Manufacturas in Madrid
1904 Beginn einer Malereiausbildung bei José Moreno Carbonero, der später Lehrer von Salvador Dalí wird
1906 arbeitet in den folgenden Jahren als Illustrator für Bücher und Magazine; Übersiedlung nach Paris, wo er Pablo Picasso, Guillaume Apollinaire, Max Jacob und André Salmon kennenlernt
1908 Bekanntschaft mit dem Galeristen Daniel-Henry Kahnweiler
1912 erste Ausstellung in der Galerie Sagot, Paris; Beteiligung an der Ausstellung „La Section d‘or“, Paris; Exklusivvertrag mit Kahnweiler
1913 enge Freundschaft mit Henri Matisse und Albert Marquet
1914 Aufenthalt in Südfrankreich
1917 Vertrag mit Léonce Rosenberg, der alle seit 1915 entstandenen Werke kauft
1919 erste Retrospektive mit über 50 Gemälden in der Galerie Rosenberg, Paris
1920 Einzelausstellung bei Alfred Flechtheim in Düsseldorf
1922 Umzug nach Boulogne-sur-Seine
1927 stirbt Juan Gris in Boulogne-sur-Seine

Auswahl

Verres, tasse de thé, bouteille et pipe sur uns table / Die Teetassen, 1914

Collage, Öl und Kohle auf Leinwand
65 x 92 cm


Foto: Walter Klein, Düsseldorf

Die schwarzen und die weißen Partien des Teetassen-Stilllebens von Juan Gris sind direkt auf die Leinwand gemalt, die anderen Bildbereiche sind mit (Zeitungs-)Papier und Tapeten collagiert und dann noch einmal mit Bleistift, Kohle und Farbe nachbearbeitet. 

Gris reduziert die Farbigkeit auf Weiß, Braun und Schwarz, entfaltet aber gleichzeitig ein umso reicheres, kunstvoll inszeniertes Spiel zwischen Realität, Illusion und Abstraktion. Die große Fläche mit den in Bleistift gezeichneten Quadern ist einerseits als Tischplatte zu lesen, auf der sich das Stillleben entfaltet. Andererseits funktioniert sie aber auch als völlig abstrakte Kompositionseinheit. Bei der Darstellung der Flasche spielt Gris mit der Transparenz des Materials Glas. Die Materialqualitäten werden unterschieden, die real eingeklebte Zeitung wird farblich dem Holz-Imitat der Tapete angeglichen. Die Komposition ist von einer Diagonale dominiert, die von links unten nach rechts oben durchs Bild führt und auch innerhalb der Schachbrett-Fläche durch die ansteigenden Treppenmuster aufgegriffen wird. In dieser klaren, gleichwohl auch spannungsreichen Bildanlage kommt der „Bildarchitekt“ Gris zum Vorschein, der vom Großen ins Kleine denkt, vom Abstrakten zum Konkreten.