Serra, Richard
1939 – 2024

1939 geboren in San Francisco
1957−1961 Studium der englischen Literatur an der University of California in Berkeley und Santa Barbara
1961−1964 Studium der Malerei an der Yale University in New Haven; Bekanntschaft mit Josef Albers
1966 erste Einzelausstellung Galeria La Salita, Rom; Umsiedlung nach New York, wo er Bekanntschaft macht mit Carl Andre, Eva Hesse, Walter De Maria und Sol LeWitt
1970 Einzelausstellung im Norton Simon Museum, Pasadena
1972 Teilnahme an der „documenta 5“, Kassel
1977 Teilnahme an der „documenta 6“, Kassel
1981 Verleihung des Kaiserrings der Stadt Goslar
1986 große Einzelausstellung im Museum of Modern Art, New York
1991 erhält er den Wilhelm-Lehmbruck-Preis der Stadt Duisburg
2007 umfassende Retrospektive im Museum of Modern Art, New York
2014 erhält den Alexej-von-Jawlensky-Preis, Wiesbaden
2024 stirbt Richard Serra

Auswahl

1-1-1-1, 1969/1992

Blei, Antimon, 4 Platten je 122 x 122 x 2,5 cm und eine Rolle ca. 213 cm lang, Durchmesser 10 cm
Gesamtabmessung ca. 130 x 250 x 340 cm


Foto: Werner Hannappel, Essen, © VG Bild-Kunst, Bonn 2021

Das skulpturale und zeichnerische Werk Richard Serras kreist um Phänomene des Gewichtes. Tonnenschwere Metallplatten werden in ein beunruhigend labiles Gleichgewicht gebracht, was – im öffentlichen Raum ebenso wie im Museum – den Umgang des Menschen mit diesem Ort verändert und mitunter auch massiv stört. 

Nachdem der Künstler Ende der 1960er-Jahre mit der Malerei abgeschlossen hatte, entdeckte er das extrem weiche Material Blei, das sich vielfältig bearbeiten lässt. Mit den sogenannten Props entwickelte Serra 1969 eine Werkgruppe, die auf dem Prinzip des Stützens basiert: Bleiplatten stehen frei im Raum und stützen sich gegenseitig nur durch ein geringfügiges Überlappen an ihren Eckpunkten. Bei „1–1–1–1“ liegt eine eng gerollte Bleiplatte mit ihrem Gewicht auf jeweils einer Ecke der Platten und zwingt sie so in ein Gefüge, dessen Konstruktionsprinzip die Schwerkraft ist. Die Aufstellung der Props ist extrem schwierig, muss doch die Position der Platten zueinander ausbalanciert sein, bevor die stabilisierende Bleirolle positioniert werden kann. Nachdem die erste Fassung von „1–1–1–1“ der Weichheit des Materials nicht Stand hielt, realisierte Serra 1992 eine zweite in einer veränderten Legierung. Das rohe, oxydierende Metall, die spürbare Schwere des Materials und das labile Gleichgewicht der Konstruktion provozieren beim Betrachter bereits das Gefühl permanenter Bedrohung, das Serra mit seinen großen, begehbaren Skulpturen ins Extreme steigert.