Delaunay, Robert
1885 – 1941

1885 geboren in Paris
1902 Lehrling in einem Atelier für Dekorationsmalerei in Belleville
1904 beginnt in der Bretagne zu malen; Verbindung zur Gruppe von Pont-Aven; erste Beteiligung am „Salon des Indépendants“
1906 Freundschaft mit Jean Metzinger und Henri Rousseau
1907 Militärdienst in Laon
1910 Heirat mit der Malerin Sonia Terk
1911 Beteiligung an der ersten Ausstellung „Der Blaue Reiter“ in München; Beginn der Freundschaft mit Guillaume Apollinaire
1912 Einzelausstellung in der Pariser Galerie Barbazanges; Teilnahme an den Ausstellungen „Der Blaue Reiter“ in München und der Galerie Der Sturm, Berlin
1913 Einzelausstellung in der Galerie Der Sturm, Berlin
1915−1920 lebt in Madrid und Portugal
1921 Rückkehr nach Paris
1929 Aufenthalt in der Bretagne zusammen mit Hans Arp, Sophie Taeuber-Arp und Tristan Tzara
1936 Teilnahme an der Ausstellung „Cubism and Abstract Art“ im Museum of Modern Art, New York
1937 Dekoration für das Palais de l‘Aéronautique und den Pavillon des Chemins de Fer der Pariser Weltausstellung
1939 Einrichtung der ersten Ausstellung des Salon des Réalités Nouvelles in der Galerie Charpentier, Paris
1940−1941 lebt in der Auvergne und in Mougins
1941 stirbt Robert Delaunay in Montpellier

Fenêtre / Fensterbild, 1912/13

Öl auf Leinwand
64,5 x 52,5 cm


Foto: Walter Klein, Düsseldorf

Der Weg zur Abstraktion im Werk Robert Delaunays führt über die Entwicklung einer Malerei der reinen Farbe. In der Serie der Fensterbilder erreicht er eine für diese Entwicklung zentrale, von ihm selbst als „konstruktiv“ bezeichnete Phase. Das eigentlich konstruktive Element seiner Malerei ist das den reinen, nicht abbildhaft verwendeten Farben entspringende Licht. 

Mit der vom Gegenstand befreiten Farbe sieht Delaunay eine neuartige, moderne Seherfahrung realisiert. „Fenêtre“ ist aufgebaut aus einer Struktur teilweise offener oder geschlossener kristallin wirkender Farbformen: irreguläre Dreiecke, Rechtecke und Rhomben. Sie nehmen von der oberen zur unteren Bildhälfte hin in ihrer Helligkeit und Transparenz zu. Dieser Farbaufbau bedeutet einen Bruch mit der traditionellen, abbildhaften Landschaftsmalerei, in der meist der untere Bildbereich der dunklere ist. Das aufscheinende helle Weiß der Grundierung steigert die Leuchtkraft der angrenzenden Farben, lässt aber auch die Vermutung zu, dass es sich um ein unvollendetes Werk handelt. Um das von ihm angestrebte dynamische Sehen zu erzielen, meidet Delaunay reine komplementäre Farbzusammenstellungen und bevorzugt stattdessen, ähnlich wie Wassily Kandinsky, unausgeglichene Kontraste. Bei der Wahrnehmung dieser Farbdissonanzen gleitet der Blick von Farbfeld zu Farbfeld, immer nach farbigem Ausgleich suchend, aber nie darin zum Abschluss kommend.

La tour aux rideaux

Öl auf Leinwand
116 x 97 cm


Foto: Walter Klein, Düsseldorf