Dominique Gonzalez-Foerster, 1887 – 2058

23.4. – 7.8.2016

  • Installationsansicht der Ausstellung im K20, Foto: Achim Kukulies

In der Kunst von Dominique Gonzalez-Foerster (*1965 in Straßburg, lebt in Paris und Rio de Janeiro) dreht sich alles um die Erfahrung und Reflexion von Räumen und Zeiten. Mit teilweise minimalen Mitteln evoziert sie Orte, Personen und Themen, die auf die eine oder andere Weise in unserer kollektiven Erinnerung existieren. Dabei kann es um so unterschiedliche Themen wie die vom Hippietum geprägten 1970er Jahre, den Filmregisseur Rainer Werner Fassbinder, die Stadtutopie Brasilia, König Ludwig II, die Psychoanalyse, einen tropischen Regenschauer oder einen Ausblick in das Jahr 2066 gehen.

Die Künstlerin richtet mit wenigen Elementen Räume ein, benutzt eigens geschaffene Sounds, macht  Filme oder tritt selbst als historische Figur in Erscheinung. Bei all dem ist die Literatur ein wiederkehrender Bezugspunkt. Es geht ihr nicht um die perfekte Illusion eines bestimmten Momentes oder einer Person, sondern um einen Schwebezustand zwischen Wiedererkennen und Verwunderung, Erinnerung und Spekulation.

Der Titel der Ausstellung „1887– 2058“ benennt zwei konkrete Arbeiten und deutet  gleichzeitig an, dass Zeit bei Gonzalez-Foerster ein fließendes Kontinuum ist. Die Ausstellung in der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen wird gemeinsam mit dem Centre Georges Pompidou in Paris veranstaltet. Sie ist mit etwa 15 labyrinthartig angelegten Räumen in zwei Ausstellungshallen von K20 die bislang größte Ausstellung der Künstlerin und gibt insgesamt einen retrospektiven Überblick über ihr Schaffen in den letzten 25 Jahren.

Spektakuläre Ergänzung gegenüber der Pariser Ausstellungsstation ist die Installation „K.2066“ in der Grabbe Halle von K20. Angeregt von den außerordentlichen Dimensionen dieses Raumes entstand die Idee, die neue Version einer Arbeit zu schaffen, die die Künstlerin 2008 für die gigantische Turbine Hall von Tate Modern in London realisiert hatte. Der Raum wird zu einem Zufluchtsort für Kunstwerke und Menschen, nachdem jahrelanger Regen das Leben nachhaltig verändert hat. Neben zahlreichen Etagenbetten, auf denen Bücher mit dystopischen Themen als Lektüre ausgelegt sind, wurden Skulpturen aus der Umgebung in der Kunstsammlung NRW in Sicherheit gebracht: Arbeiten von Henry Moore und Alexander Calder, von Claes Oldenburg und Joel Shapiro, von Johannes Brus und Katharina Fritsch sind hier zu finden, alle um ein Drittel vergrößert.

Die zweite Ergänzung betrifft den Auftakt und den Abschluss der Ausstellung: Es beginnt mit einer Passage, die ganz in das Rosa getaucht ist, das man von der Fassade von Schloss Benrath in Düsseldorf her kennt. Dominique Gonzalez-Foerster hat Mitte der 1980er Jahre kurz an der hiesigen Kunstakademie studiert. Ganz am Ende der Ausstellung trifft man erneut auf eine Wand in dieser Farbe. Darauf hängt das Bild „schwarzer Fürst“ (1927) von Paul Klee aus dem Besitz der Kunstsammlung, das zugleich eine zentrale Rolle in einer Geschichte des spanischen Autors Enrique Vila-Matas spielt. Mit der Ausstellung soll die Aufmerksamkeit auf eine hierzulande bislang vernachlässigte Künstlerin gelenkt werden, die zusammen mit anderen  französischen Künstlern wie Pierre Huyghe oder Phillipe Parreno, aber auch mit internationalen  Künstlern wie Douglas Gordon, Liam Gillick oder Rikrit Tiravanija seit den 1990er Jahren entscheidend  die globale Gegenwartskunst geprägt hat.