Pablo Picasso.
Kriegsjahre
1939 bis 1945

15.2. — 26.7.2020

  • Pablo Picasso, Stilleben mit Stierschädel, 1942, Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf, © Succession Picasso / VG Bild-Kunst, Bonn 2020

Die Ausstellung gibt einen Einblick in das Schaffen des spanischen Künstlers (1881–1973) während des Zweiten Weltkriegs. Die knapp 70 gezeigten Werke bestehend aus Gemälden, Skulpturen, Papiers déchirés und Illustrationen erzählen von dem Menschen Picasso, seinem Werk und den Widersprüchen des Alltags in dieser Zeit. In chronologischer Abfolge führt die Ausstellung in der Grabbe Halle des K20 von einem Raum zum anderen wie durch die Jahre des Kriegs von 1939–1945. Darüber hinaus vermitteln Zeitdokumente, Reproduktionen von Fotos, die Picasso und seine Werke aus dieser Zeit abbilden, und Buchprojekte einen zeithistorischen Einblick.

Picasso hält sich zur Zeit des Zweiten Weltkriegs in den Städten Royan und Paris auf und erlebt Frankreich während der sogenannten schwarzen Jahre unter Deutscher Besatzung zwischen Juni 1940 und August 1944. Die in diesen Jahren entstandenen Werke markieren einen inneren Zusammenhalt durch die Umstände und Auswirkungen während der deutschen Besatzung Frankreichs im Zweiten Weltkrieg. Als humanitäre Krise erlebt der spanische Künstler bereits den Bürgerkrieg in seinem Heimatland. 1937 malt er das monumentale „Guernica“ als direkte Reaktion auf die Bombardierung der baskischen Stadt. So eindeutig wie in diesem Werk bezieht er in den kommenden Jahren nicht mehr Stellung.

In seinen zahlreichen Werken aus den Jahren des Zweiten Weltkriegs reagiert Picasso auf die Bedrohungen der Zeit. Jedoch setzt er sich indirekt mit dem Thema Krieg auseinander. Im Vordergrund stehen die klassischen Gattungen und Themen der Malerei. Es entstehen Stillleben, Porträts oder Aktdarstellungen. In manchen Werken greift Picasso die Stilmittel seiner kubistischen Zeit auf wie etwa in „Grand nu couché/Großer liegender Akt“ (30. September 1942). Dieser Akt aus dem Museum Berggruen ist erst zum zweiten Mal seit seinem Ankauf durch Heinz Berggruen 1997 in einer Ausstellung zu sehen. 

Picasso zieht sich ins Private zurück: Häufig porträtiert er seine Lebensgefährtin, die Malerin und Fotografin Dora Maar. In seinen Gemälden, seinen Buchprojekten und Briefwechseln zeigt sich, mit wem Picasso in diesen Jahren in Kontakt stand. In der Ausstellung werden die Orte seines unmittelbaren Pariser Umfelds sichtbar: sein Atelier etwa in „Fenêtre d’atelier/Atelierfenster“ (3. Juli 1943), der anliegende Park in „Le Vert-Galant“ als Gemälde und in Zeichnungen (23. Juni 1943/ Februar 1944) und das Restaurant, welches in zwei Versionen in der Ausstellung zu sehen ist: „Le buffet du Catalan/Das Buffet des ‚Catalan‛“ (30. Mai 1943). Dennoch können die Deformationen der Körper und die düsteren Farben, die in vielen Werken auftauchen, oder auch die Totenköpfe und Tierschädel jener Jahre als Reflektion auf den Krieg gewertet werden. Dies wird besonders sichtbar in einem Werk aus dem Bestand der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, das ebenfalls in der Schau zu sehen ist: Nature morte au crâne de boeuf/Stillleben mit Stierschädel“ (5. April 1942).

Es sind zutiefst menschliche Widersprüche, die sowohl Picassos Biografie prägen, als auch sein Werk, das während des Krieges entstand. Er erhält zwar von den deutschen Besatzern als sog. „entartet“ Künstler ein Ausstellungsverbot, trotzdem ergeht es ihm aufgrund seiner Berühmtheit besser als vielen anderen seiner Kollegen und Kolleginnen. Die Ausstellung zeigt dies exemplarisch, denn das Schaffen Picassos war nahezu ungehindert – etwa 2200 Gemälde listet das Werkverzeichnis aus der Zeit von 1937–1945. Da Picasso seine Werke zumeist auf den Tag genau datierte, folgt die Ausstellung der Chronologie der Ereignisse.

In einem eigens dafür eingerichteten Raum bietet die Ausstellung die Möglichkeit, anhand von Zeitdokumenten einen umfangreicheren Einblick in das Leben des berühmten Künstlers während des Zweiten Weltkriegs zu erhalten. Ausgewählte Originaldokumente wie etwa Briefe, Rechnungen, offizielle Schreiben und Fotos stehen den Besucherinnen und Besuchern zur Verfügung und sollen den zeithistorischen Bezug, in dem die Werke stehen, sichtbar machen. Das private Archivmaterial Picassos stammt vorwiegend aus dem Musée national Picasso-Paris, wo es gepflegt und aufbewahrt wird. 
 

Eine Ausstellung des Musée de Grenoble in Zusammenarbeit mit der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen und in Kooperation mit dem Musée national Picasso-Paris. Das Projekt steht unter der Schirmherrschaft von Ministerpräsident Armin Laschet, dem Bevollmächtigten der Bundesrepublik Deutschland für kulturelle Beziehungen zu Frankreich.

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Ausstellungsansichten

  • Pablo Picasso. Kriegsjahre 1939 bis 1945, Ausstelllungsansichten K20, Foto: Achim Kukulies
  • Pablo Picasso. Kriegsjahre 1939 bis 1945, Ausstelllungsansichten K20, Foto: Achim Kukulies
  • Pablo Picasso. Kriegsjahre 1939 bis 1945, Ausstelllungsansichten K20, Foto: Achim Kukulies
  • Pablo Picasso. Kriegsjahre 1939 bis 1945, Ausstelllungsansichten K20, Foto: Achim Kukulies
  • Pablo Picasso. Kriegsjahre 1939 bis 1945, Ausstelllungsansichten K20, Foto: Achim Kukulies
  • Pablo Picasso. Kriegsjahre 1939 bis 1945, Ausstelllungsansichten K20, Foto: Achim Kukulies
Katalog

Pablo Picasso. Kriegsjahre 1939 bis 1945

Herausgeberinnen Susanne Gaensheimer, Kathrin Beßen; Herausgeber und Herausgeberin der französischen Ausgabe Guy Tosatto, Sophie Bernard.

Mit Chronologie, zeithistorischen Dokumenten und Essays von Guy Tosatto, Sophie Bernard, Brigitte Léal, Laurence Madeline, Guitemie Maldonado, Stéphane Guégan und Martin Schieder

332 Seiten, dt. Ausgabe 39 €
Erschienen im Wienand Verlag

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