Vortrag: Kann man Auschwitz malen? Gerhard Richters Zyklus „Birkenau“

So, 24.4.
15 – 16.30 Uhr

Gerhard Richter: Zyklus „Birkenau“ (2014) © Gerhard Richter 2021, Installationsansicht K21, Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen 2021, Foto: Achim Kukulies

Vortrag von Prof. Peter Geimer mit anschließender Diskussion

Im Sommer 1944 gelang es einer Gruppe von Häftlingen in Auschwitz, heimlich und unter Lebensgefahr vier Fotografien aus dem Inneren des Lagers aufzunehmen. Die Kommentierung dieser Bilder durch den französischen Kunsthistoriker Georges Didi-Huberman (2003) löste eine heftige Kontroverse aus: Hat man es, wie Didi-Huberman schreibt, bei diesen Fotos mit wertvollen Überresten der Geschichte und Zeugnissen des politischen Widerstands zu tun? Oder verstoßen diese Bilder gegen das Gebot der Undarstellbarkeit des Holocaust, wie es vor allem der Filmemacher Claude Lanzmann formuliert hat? Wenn Gerhard Richter die Fotografien aus Auschwitz fünfzig Jahre nach ihrer Entstehung nun übermalt, öffnet er ein weiteres Kapitel in der Geschichte dieser Bilder. Der Vortrag diskutiert Richters „Birkenau“-Zyklus vor dem Hintergrund seiner historischen Vorbilder. Was bedeutet die Überführung der vier Fotografien in das abstrakte Œuvre Gerhard Richters? Handelt es sich bei den vier abstrakten Bildern um politische Kunst?

Im Anschluss an den Vortrag findet eine Diskussion mit Prof. Geimer und Prof. Susanne Rohr statt, moderiert von Prof. Julia Voss.

Peter Geimer ist Professor für Kunstgeschichte an der FU Berlin. Ab Herbst 2022 wird er das Deutsche Forum für Kunstgeschichte in Paris leiten. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören die Theorie und Geschichte der Fotografie, die visuelle Repräsentation von Geschichte und Wissenschaftsgeschichte.

Susanne Rohr ist Professorin für Amerikanistik an der Universität Hamburg. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich der amerikanischen Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts, der Philosophie des amerikanischen Pragmatismus sowie der Repräsentationen des Holocaust. 2021 erschien die Monografie Von Grauen und Glamour: Repräsentationen des Holocaust in den USA und Deutschland, die durch ein opus magnum-Stipendium der VW-Stiftung gefördert wurde.

Julia Voss ist Honorarprofessorin am Institut für Philosophie und Kunstwissenschaft der Leuphana Universität Lüneburg. Sie ist Kunstkritikerin, Journalistin und Kuratorin. Zuletzt co-kuratierte sie die Ausstellung „documenta. Politik und Kunst“ im Deutschen Historischen Museum in Berlin.


Termin:
So, 24.4., 15 – 16.30 Uhr