Evolution
Viele kennen den Maler Piet Mondrian (1872-1944) als Schöpfer von strengen geometrischen Kompositionen mit schwarzweißen Linien und Farbfeldern in Rot, Blau oder Gelb. Dass der Niederländer in seinen ersten Jahrzehnten Landschaften und andere gegenständliche Motive wählte und diese oft mit überraschender Farbigkeit inszenierte, ist kaum bekannt.
Die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen zeigt in ihrer Ausstellung Mondrians Weg von den frühen naturalistischen Gemälden bis zu den späten abstrakten Arbeiten und spürt die Zusammenhänge zwischen Mondrians künstlerischem Stil und dem historischen Kontext, seinen Begegnungen und Freundschaften sowie der Musik und dem damit verbundenem Rhythmus vertiefend im K+ Digital Guide auf. Erfahren Sie mehr über Piet Mondrian entlang der vier Spuren.
1885
1907
Zeitraum 1885 — 1907 verfolgen
Der Beginn einer künstlerischen Evolution
Amsterdam 1894. Nach dem Studium führt Piet Mondrian das Leben eines jungen, aufstrebenden Künstlers, der im naturalistischen Stil der Haager Schule malt. Die Freundschaft zu Simon Maris eröffnet ihm neue Türen in die niederländische Künstler*innenszene.1904 zieht es ihn in das Dorf Uden. Dort konzentriert sich Mondrian auf ländliche Motive. An ihnen lässt sich nachvollziehen, welche wichtige Rolle der Rhythmus für seine Bildkompositionen spielt. Die frühen Landschaften sind die Basis für Mondrians gesamtes Werk, sie markieren den Beginn der künstlerischen „Evolution“.
1908
1911
Zeitraum 1908 — 1911 verfolgen
Malerische Experimente
Mondrians Abkehr von der akademischen Malerei wird durch mehrere Faktoren beeinflusst. Zum einen sind es die Eindrücke des Impressionismus. Zum anderen sind es die mystisch-religiösen Denkansätzen der Theosophie, mit denen er sich seit 1900 beschäftigt. Die Freundschaft mit Jacoba van Heemskerck und Marie Tak van Poortvliet inspirierte ihn, mit der Übertragung der spirituellen Naturphilosophie in die Malerei zu experimentieren. Mondrians Farbpalette hellt auf, die Pinselführung wird expressiver, freier und skizzenhafter. Nicht mehr der Gegenstand, sondern die Art und Weise wie er malt, tritt in den Vordergrund.
Zu einer besonderen Lesart seiner Werke lädt Mondrian-Spezialistin Caro Verbeek ein.
1911
1914
Zeitraum 1911 — 1914 verfolgen
Die Suche nach Abstraktion in einer Kunstmetropole
Das Leben in Paris pulsiert. Die französische Hauptstadt begeistert Künstler*innen, Musiker*innen, Schriftsteller*innen und Philosoph*innen. Auch Piet Mondrian verbringt die Jahre zwischen 1911 und 1914 in Paris. Er ist fasziniert vom Kubismus, der seinem künstlerischen Ziel der vollständigen Abstraktion vom Gegenstand neue Impulse liefert. Vor allem Grau- und Ockertöne bestimmen jetzt den Gesamteindruck der Gemälde, und die Linie als solche wird immer wichtiger.
1914
1920
Zeitraum 1914 — 1920 verfolgen
Rückwärts mit Fortschritt
Als im August 1914 der Erste Weltkrieg ausbricht, befindet sich Mondrian auf Reisen in den Niederlanden. Eine Rückkehr nach Paris bleibt ihm verwehrt. In der Gegend um Domburg widmet er sich erneut Motiven wie Kirchenfassaden, Schiffsanlegern oder den Wellenbewegungen des Meers, wobei er eine Reduktion von Form und Farbe erprobt.
Die Abstraktion des Motivs durch eine perfekte Verbindung aus Form und Funktion hat auch die 1917 von Mondrian, Theo van Doesburg und weiteren Künstlern gegründete „De Stijl“- Bewegung zum Ziel. Seine Leidenschaft zum genussvollen Leben teilt Mondrian in dieser Zeit, die er vor allem in Laren verbringt, mit Salomon Bernard „Sal“ Slijper. Slijper begleitet ihn nicht nur freundschaftlich, sondern fördert ihn durch Ankäufe vieler Werke in den folgenden Jahren auch finanziell.
1920
1944
Zeitraum 1920 — 1944 verfolgen
Exil, Emigration und Zukunftsmusik
Mondrians Gemälde bestehen im Wesentlichen aus schwarzen, vertikalen und horizontalen Linien, sowie aus Flächen in Weiss, Rot, Gelb und Blau. Eine erste theoretische Begründung seines neoplastizistischen Stils veröffentlicht Mondrian 1920 in der Zeitschrift „De Stijl“.
Als Mondrian im September 1940 nach New York auswandert, verändert sich sein Stil noch ein weiteres Mal. Der Rhythmus der Großstadt, mit ihrem Tempo, ihren Bars und Clubs sowie seine Freundschaften zu Charmion von Wiegand und Peggy Guggenheim nehmen Einfluss auf Piet Mondrian und sein künstlerisches Schaffen.
1920
1944
Der Beat von Piet
Piet Mondrian ist ein begeisterter Tänzer. Er liebt Boogie-Woogie und Jazz, sammelt Schallplatten und lässt keine Gelegenheit aus, in angesagten Clubs von Amsterdam, Paris und New York das Tanzbein zu schwingen. Takt und Rhythmus begleiten Mondrian ein Leben lang und prägen vor allem sein künstlerisches Schaffen.
Im eigens für die Ausstellung eingerichteten Aktionsraum sind Besucher*innen eingeladen, mittels Klebeband Wände und Boden kreativ mitzugestalten und so ein begehbares Gemeinschaftswerk entstehen zu lassen. Dabei hören sie im Aktionsraum eine Musikauswahl, aus Mondrians Schallplattensammlung. #DerBeatVonPiet