• Sein Stil
    & Werk

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    1914

    1920

    De Stijl Weitere Reduktion von Farbe und Form

    Um 1916/1917 – parallel zur Gründung der Gruppe „De Stijl“ – kehrt Mondrian für Auftragsarbeiten noch einmal zu einer naturalistischeren Wiedergabe von typisch holländischen Motiven zurück. Die Windmühle oder auch der stattliche Bauernhof Weltevreden, den er um 1905 bereits gemalt hat, werden von ihm zu unterschiedlichen Tageszeiten in Szene gesetzt. Es interessiert ihn vor allem das Sehexperiment, was zu den verblüffenden Spiegeleffekten im Wasser rund um den Bauernhof führt. Es ist nicht mehr eindeutig zu sagen, wo oben und unten in diesen Werken ist.

    1917
    Windmühle

    Mondrians Hauptaugenmerk liegt in diesen Jahren aber ganz deutlich auf der Abstraktion. Im Sinn von „De Stijl“ reduziert sich Mondrian in seinen Bildern auf einfarbige Flächen. Die Linien, die bald in rechten Winkeln zueinander stehen, entwickeln sich aus den Zwischenräumen dieser Farbflächen. Die Linie erlangt immer mehr Präsenz in seinen Werken.

    1918
    Komposition mit grauen Linien [Rasterkomposition 3: Rautenkomposition]

    Seine Rasterbilder wirken geometrisch und konstruiert. Tatsächlich ist Mondrians Arbeiten aber durch einen experimentellen Prozess bestimmt. Die „Komposition mit grauen Linien“ aus dem Jahr 1918 stellt er nach dem Malen auf die Spitze, erst jetzt ist das Werk für ihn vollendet.

    1919
    Rasterkomposition 8: Damebrettkomposition mit dunklen Farben
  • Historie & Lebensrealität

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    1914

    1920

    Zwischen Aufbruch und Stillstand die 1920er Jahre

    So grau die politische Wirklichkeit der 1920er Jahre ist, so glänzend und experimentierfreudig entwickelt sich die internationale Kunst.

    Viele Künstler*innen brechen mit überkommenen Strukturen und Formen. Sie üben mit künstlerischem Ausdruck scharfe Gesellschaftskritik an den Missständen ihrer Zeit. Im Ersten Weltkrieg bleiben die Niederlande neutral. Während Europa in Flammen aufgeht, entsteht in den Niederlanden eine wichtige neue Kunstbewegung: De Stijl.

    1917
    Titelbild der ersten Ausgabe der von Theo van Doesburg herausgegebenen Zeitschrift De Stijl

    Auf den ersten Blick erscheinen die Kunstwerke dieser Bewegung, als seien sie mit einem Lineal auf Millimeterpapier entstanden. Ein intensiver Blick auf Piet Mondrians Schaffen zeigt jedoch lebendige Kunstwerke aus leuchtenden Grundfarben, die die optimistische Zukunftsvision der Künstlergruppe De Stijl widerspiegeln sollen. Voller Zuversicht und kraftvoller Utopie wollen die Gründungsmitglieder Theo van Doesburg, Piet Mondrian, Bart van der Leck und Gerrit Rietveld die Welt in all ihren Lebensbereichen neu gestalten. Zentrum der De Stijl-Bewegung bildet seit 1917 die von van Doesburg in Leiden herausgegebene gleichnamige Zeitschrift, die bis 1931 internationalen Kunstschaffenden und Theoretiker*innen ein Forum für Bildende Kunst, Architektur und Städtebau, Musik, Film und Literatur bietet.

    Die künstlerische Abstraktion, also die Reduktion von Form und Farbe, gilt als universelle Sprache der Künstler*innengruppe.

    ca. 1926
    Porträt von Piet Mondrian

    Erst 1919, nach Ende des Ersten Weltkrieges, reist Mondrian wieder nach Frankreich. Er stellt fest, das Paris viel der künstlerisch-revolutionären Energie, die er noch vor wenigen Jahren verspürte, verloren hat. Die Kunst scheint sich aus seiner Perspektive rückwärts zu bewegen. Weiterhin davon überzeugt, dass die Kunst eine zentrale Rolle bei der Schaffung einer harmonischen Gesellschaft spiele, in der sich Gegensätze aufwerten und bereichern können, versucht er genau diesen Gedanken in seinen Kompositionen sichtbar zu machen. Auch sein neues Atelier in der Nr. 5, Rue de Coulmiers richtet Mondrian nach den Kriterien des Neoplastizismus ein – Quadrate, Linien, rechteckige Blöcke sowie verschiebbare kartonierte Tafeln in den Grundfarben Rot, Gelb und Blau hängen an den Wänden. Für ihn ist klar, wie die neue Kunst aussehen soll. Doch Paris scheint nicht bereit für Mondrians radikale Abstraktion. Sein neoplastisches Werk stößt auf Unverständnis. Zusätzlich ausgebremst durch erneute finanzielle Schwierigkeiten, überlegt Mondrian, die Malerei aufzugeben. Mit vereinzelten Verkäufen von Blumenbildern hält er sich finanziell über Wasser.

    Oktober 1933
    Piet Mondrian in seinem Pariser Atelier
  • Freundschaft

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    1914

    1920

    Salomon Bernard „Sal“ Slijper

    Während des 1. Weltkriegs hält sich Piet Mondrian notgedrungen unter anderem in Laren auf. Dort lernt er 1915 den Immobilienmakler Salomon Bernard „Sal“ Slijper kennen.

    1930
    Henri van de Velde, Portrait von Sal Slijper

    Dieser hat im Gasthaus De Linden das Gemälde Komposition Nr. IV (1914) entdeckt. Es fasziniert ihn so sehr, dass er es von der Gastwirtin kauft. Über sie begegnen sich die beiden; Zuerst ist Mondrian reserviert, nimmt er doch an, Slijper handle aus Mitleid und nicht aus Interesse für seine Kunst.

    Da jedoch ein echtes Interesse besteht – und beide Herren die Leidenschaft für hochwertige Kleidung, gutes Essen aber auch für das Tanzen und die Musik teilen – wird Slijper zu einem Freund und Mäzen Mondrians.

    24. Mai 1916
    Brief von Piet Mondrian an Sal Slijper

    Als dieser 1919 nach Paris zurückkehrt, ist es nur deshalb möglich, weil Slijper ihm seine Vorkriegsbilder (ohne sie gesehen zu haben) abkaufte und ihn damit finanziell unterstützt. Als Slijper ab 1922 keine Werke mehr kauft, bleiben sie Freunde, zumal Slijper sich bemüht das Werk Mondrians zu bewerben und auszustellen.

    1918
    Selbstporträt

    Als Slijper 1971 stirbt, vermacht er seine gesamte Mondrian Sammlung an das Gemeentemuseum Den Haag (heute Kunstmuseum Den Haag), eine der größten Mondrian Sammlung weltweit.

  • Musik & Rhythmus

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    1914

    1920

    Alles bewegt sich

    Als in den 1920er Jahren der Charleston Tanz in Europa bekannt wird und in der Presse für Entrüstung sorgt, positioniert sich der begeisterte Tänzer Mondrian öffentlich.

    Gegenüber dem Korrespondenten des Amsterdamer „Telegraef“ erklärt er 1926: „Wie kann man diesen sportlichen Tanz verbieten! Die Tänzer halten sich doch in gemessenem Abstand voneinander, und sie müssen so energisch arbeiten, dass keine Zeit bleibt, um an Liebe zu denken.
    Wenn dieses Verbot aufrechterhalten bleibt, so ist das für mich ein hinreichender Grund, nie wieder meinen Fuß in dieses Land zu setzen.“ (Zitiert nach Seuphor, M. „Piet Mondrian, Leben und Werk“, Köln 1957, S. 170). Hier wird ganz deutlich, welche enorme Bedeutung das Tanzen für Piet Mondrian hat.

    Boogie Woogie Tanz