• Sein Stil
    & Werk

    Spur verfolgen

    1920

    1944

    Die Neue Gestaltung

    Ab 1920 folgt Mondrian konsequent seiner Neuen Gestaltung. Die ersten Werke, die er nach dem neuen Prinzip fertigstellt, beinhalten Flächen in den drei Grundfarben sowie graue, hellblaue oder orangefarbene Farbflächen. In den folgenden Jahren reduziert er die Farbgebung immer weiter, weiße Flächen kommen hinzu.

    1921
    Komposition mit Rot, Schwarz, Gelb, Blau und Grau

    Mondrian hört keineswegs mit dem Experimentieren auf. So interessiert ihn ab 1928 die quadratische Leinwand als Ausgangsform für die Komposition oder auch der Einfluss der doppelten schwarzen Linie auf das Gesamtgefüge.

    1935
    Komposition mit Doppellinie und Blau

    Mondrian plant die Bilder nicht im Voraus, sondern entwickelt die Kompositionen suchend auf der Leinwand. Er arbeitet jeweils so lange daran, bis die einzelnen Bildelemente für ihn in harmonischem Gleichgewicht zueinander stehen. Dafür verändert und übermalt er die Kompositionen immer und immer wieder.

    1941
    New York City 1
  • Historie & Lebensrealität

    Spur verfolgen

    1920

    1944

    Frei sein Flucht und Emigration

    Seit den 1920er Jahren wird die Demokratie in vielen Ländern verdrängt.

    Nach Ernennung von Adolf Hitler zum Reichskanzler im Januar 1933 beginnt das nationalsozialistische Regime seinen uneingeschränkten Führungsanspruch über die Landesgrenzen der Deutschen Republik hinaus rücksichtlos umzusetzen. Auch die Kulturpolitik ist davon massiv betroffen. 1937 eröffnet in München die Propagandaausstellung „Entartete Kunst“, in der unter anderem Gemälde Piet Mondrians gezeigt werden. Künstler*innen, deren Werke dort zu sehen sind, erleben bereits seit 1933 eine systematische Ausgrenzung und Verfolgung.

    1937
    Ausstellung „Entartete Kunst“ im Galeriegebäude am Münchener Hofgarten (Eröffnung am 19. Juli 1937)

    Mit dem Überfall der Deutschen auf Polen am 01.09.1939 beginnt der Zweite Weltkrieg. Viele europäische Künstler*innen wie Max Beckmann, Salvador Dali, Max Ernst, Wassily Kandinsky, Lotte Laserstein, Kurt Schwitters, Sophie Taeuber-Arp und weitere flüchten ins Exil.

    Schon 1938 veranlasst die drohende Kriegsgefahr auch Piet Mondrian, von Paris nach London zu fliehen. Über Großbritannien emigriert er Ende 1940 nach New York. Hier kann er frei von Bedrohung leben und arbeiten. Im selben Jahr verfasst Mondrian einen Text mit dem Titel „Art Shows the Evil of Nazi and Soviet Oppressive Tendencies“, den er später zu „Liberation and Oppression in Art and Life“ verändert.

    Dank seines Freundes, Harry Holtzman, knüpft Mondrian schnell Bekanntschaften in der New Yorker Kunstszene. Obwohl er das pulsierende Leben, die Clubs und vor allem die Musik der Metropole genießt, verbringt er viel Zeit in seinem Atelier, wo er, inspiriert von der Dynamik der Stadt, neue Ausdrucksmöglichkeiten für seine Malerei erprobt. Mondrians Atelier wird zum sozialen Treffpunkt, nicht nur für emigrierte Künstler*innen.

    1943
    Piet Mondrian in seinem Atelier
  • Freundschaft

    Spur verfolgen

    1920

    1944

    Marlow Moss

    1929 lernt Piet Mondrian die*den britische*n Künstler*in Marlow Moss kennen.

    Marlow Moss, fotografiert von Stephen Storm

    Moss´ Partnerin, A.H. Nijhoff, kennt Mondrian bereits aus den Niederlanden, sodass es 1929 in seinem Pariser Atelier zu einem Wiedersehen kommt.

    ca. 1938
    Marlow Moss und Netty Nijhoff vor ihrem Haus in der Normandie.

    Die Formsprache ihrer Werke ähnelt sich, Mondrian und Moss respektieren und beeinflussen sich gegenseitig. Konzeptionell gibt es aber zwischen beiden Künstler*innen einen grundlegenden Unterschied: Mondrian malt intuitiv, seine strenge Formensprache aus Linien und Flächen, basiert auf der Suche nach einem perfekten Gleichgewicht. Moss´ Gemälde beruhen dagegen auf mathematischen Formeln, weshalb der Einsatz eines Lineals bei der Arbeit wichtig ist. Als Moss diese Theorie in einem Brief an Mondrian darstellt, entgegnet dieser trocken: «Zahlen sagen mir nichts.»

    ca. 1958
    Studio von Marlow Moss in Lamorna, Cornwall

    1930, zwei Jahre bevor Mondrian die Doppellinie einsetzt, hat Moss diese schon in abstrakten Kompositionen erprobt. In einem Brief, bittet er Moss den Einsatz der Doppellinie zu erläutern, die bis dahin innerhalb der strikten Formsprache des Neoplastizismus äußerst unorthodox ist. Moss´ Erklärung ist wie folgt überliefert:

    Erstens: einzelne Linien teilen die Leinwand auf, so dass die Komposition in einzelne Ebenen zerfällt [...].
    Zweitens: Einzelne Linien machen die Komposition statisch.
    Drittens: Die Doppellinie oder eine Vielzahl von Linien ermöglicht ‚eine Kontinuität verwandter und miteinander verbundener Rhythmen im Raum‘, wodurch die Komposition nicht statisch, sondern dynamisch wird.“

    Mondrian gesteht in einem Brief an den befreundeten Künstler Jean Gorin ein, dass er die Theorie nicht verstanden habe. Nichtsdestotrotz wird er die parallelen Linien später selbst verwenden, ohne auf Marlow Moss´ Urheberinnenschaft hinzuweisen.

  • Musik & Rhythmus

    Spur verfolgen

    1920

    1944

    Die Clubs von New York

    Angekommen in New York, führt Harry Holzman seinen Freund Piet Mondrian in den Club Café Society.

    Der legendäre Jazzclub hat gleich zwei Standorte in New York. Einer eröffnet 1938 im Stadtteil Greenwich Village, der zweite Club befindet sich direkt um die Ecke von Mondrians Atelier. Das Café Society ist ein Treffpunkt für Musikliebhaber*innen, aber auch für linkspolitisch orientierte Intellektuelle und Künstler*innen. Mondrian geht dorthin, um die neueste Boogie-Woogie-Musik zu hören.

    ca. März 1947
    William P. Gottlieb, Porträt von Gene Sedric, Cliff Jackson, Olivette Miller, und Josh White, Café Society (Downtown), New York, N.Y.

    Café Society Downtown ist einer der seltenen Orte, die sich der Segregation widersetzen. Dort verbringen Schwarze und weiße Gäst*innen gemeinsam Zeit, sitzen nebeneinander und lauschen Schwarzen wie weißen Performer*innen. Berühmte Musiker*innen, wie die Sängerin Billie Holiday, der Boogie-Woogie-Pianist Albert Ammons und viele andere treten dort auf.