• Sein Stil
    & Werk

    Spur verfolgen

    Aktionsraum

    Gespräch über Perspektiven auf ‚New York City I‘ mit Kuratorin Susanne Meyer-Büser und Restauratorin Anne Skaliks

    Die Neue Gestaltung

    Ab 1920 folgt Mondrian konsequent seiner Neuen Gestaltung. Die ersten Werke, die er nach dem neuen Prinzip fertigstellt, beinhalten Flächen in den drei Grundfarben sowie graue, hellblaue oder orangefarbene Farbflächen. In den folgenden Jahren reduziert er die Farbgebung immer weiter, weiße Flächen kommen hinzu.

    1917
    Windmühle

    Mondrian hört keineswegs mit dem Experimentieren auf. So interessiert ihn ab 1928 die quadratische Leinwand als Ausgangsform für die Komposition oder auch der Einfluss der doppelten schwarzen Linie auf das Gesamtgefüge.

    1918
    Komposition mit grauen Linien [Rasterkomposition 3: Rautenkomposition]

    Mondrian plant die Bilder nicht im Voraus, sondern entwickelt die Kompositionen suchend auf der Leinwand. Er arbeitet jeweils so lange daran, bis die einzelnen Bildelemente für ihn in harmonischem Gleichgewicht zueinander stehen. Dafür verändert und übermalt er die Kompositionen immer und immer wieder.

    1919
    Rasterkomposition 8: Damebrettkomposition mit dunklen Farben
  • Historie & Lebensrealität

    Spur verfolgen

    Aktionsraum

    Der Mondrian- Look

    Mondrians Atelier ist für ihn ein mentaler Ort der Privatheit, an dem eine Vielzahl künstlerischer Arbeiten entsteht. Zeitgleich ist es seine Kontaktzone mit der Außenwelt; ein Treffpunkt für befreundete Künstler*innen und interessierte Käufer*innen.

    Seine Ateliers in Paris, London und New York richtet Mondrian immer ähnlich ein: Die Wände malt er weiß. Aus Obstkisten fertigt er einfaches Mobiliar, wie Tische und Hocker. Farbige Kartons schmücken die Wände, wobei deren Position immer wieder wechselt. So entsteht eine begehbare, neoplastische Komposition, mit der Mondrian die Farbwirkungen im Raum untersucht.

    Ausgehend von Mondrians Werk existiert ein Kosmos verschiedener Adaptionen, Weiterentwicklungen und Neuschöpfungen des neoplastischen Prinzips: Der Künstler nimmt Einfluss auf Kunstwerke seiner Zeitgenoss*innen der De Stijl-Bewegung, auf die Architektur des Bauhauses und später auf Produkt- und Industriedesigner*innen oder Modeschöpfer*innen wie Yves Saint Laurent. Die scheinbar einfachen Kompositionen aus schwarzen Linien und farbigen Flächen auf weißem Grund revolutionierten nicht nur die Kunstwelt. Bei einem genauen Blick auf die Exponate der Ausstellung „Mondrian. Evolution“ wird deutlich, konsumierbar ist lediglich das Prinzip Mondrians, welches für Designvorlagen, Konsumartikel oder Alltagsgegenstände frei adaptiert und interpretiert wurde und heute noch wird.

    Harry Holtzman, Das Studio von Piet Mondrian nach seinem Tod

    Frei sein Flucht und Emigration

    Seit den 1920er Jahren wird die Demokratie in vielen Ländern verdrängt.

    1943
    Piet Mondrian in seinem Atelier

    Nach Ernennung von Adolf Hitler zum Reichskanzler im Januar 1933 beginnt das nationalsozialistische Regime seinen uneingeschränkten Führungsanspruch über die Landesgrenzen der Deutschen Republik hinaus rücksichtlos umzusetzen. Auch die Kulturpolitik ist davon massiv betroffen. 1937 eröffnet in München die Propagandaausstellung “Entartete Kunst”, in der unter anderem Gemälde Piet Mondrians gezeigt werden. Künstler*innen, deren Werke dort zu sehen sind, erleben bereits seit 1933 eine systematische Ausgrenzung und Verfolgung.

    1943
    Piet Mondrian in seinem Atelier

    Mit dem Überfall der Deutschen auf Polen am 01.09.1939 beginnt der Zweite Weltkrieg. Viele europäische Künstler*innen wie Max Beckmann, Salvador Dali, Max Ernst, Wassily Kandinsky, Lotte Laserstein, Kurt Schwitters, Sophie Taeuber-Arp und weitere flüchten ins Exil.

    1943
    Piet Mondrian in seinem Atelier
    1943
    Piet Mondrian in seinem Atelier
    1943
    Piet Mondrian in seinem Atelier

    Schon 1938 veranlasst die drohende Kriegsgefahr auch Piet Mondrian von Paris nach London zu fliehen. Über Großbritannien emigriert er Ende 1940 nach New York. Hier kann er frei von Bedrohung leben und arbeiten. Im selben Jahr verfasst Mondrian einen Text mit dem Titel „Art Shows the Evil of Nazi and Soviet Oppressive Tendencies“, den er später zu „Liberation and Oppression in Art and Life“ verändert.

    1943
    Piet Mondrian in seinem Atelier

    Dank seines Freundes, Harry Holtzman, knüpft Mondrian schnell Bekanntschaften in der New Yorker Kunstszene. Obwohl er das pulsierende Leben, die Clubs und vor allem die Musik der Metropole genießt, verbringt er viel Zeit in seinem Atelier, wo er, inspiriert von der Dynamik der Stadt, neue Ausdrucksmöglichkeiten für seine Malerei erprobt. Mondrians Atelier wird zum sozialen Treffpunkt, nicht nur für emigrierte Künstler*innen.

  • Freundschaft

    Spur verfolgen

    Aktionsraum

    Peggy Guggenheim

    Während seines zweijährigen Aufenthalts in London lernt Mondrian Peggy Guggenheim, eine amerikanische Kunstsammlerin, kennen, die eine der bis heute weltweit bedeutendsten Sammlungen aufbauen wird.

    In ihrer Galerie Guggenheim Jeune in der Cork Street in London stellt Piet Mondrian in der Gruppenausstellung Abstract and Concrete Art (dt. Abstrakte und Konkrete Kunst) aus, die vom 10. bis 31. Mai 1939 läuft. Dort zeigt er die Gemälde-Komposition aus Rot und Weiß: Nr. 1 und Komposition Nr. 2.

    18. September 1957
    Peggy Guggenheim vor einem Werk von Piet Mondrian

    Peggy Guggenheim berichtet in ihrer Autobiografie, dass Mondrian ein sehr guter Tänzer ist, was darauf schließen lässt, dass sie gemeinsam ausgingen. Aufgrund des Zweiten Weltkriegs zieht Peggy Guggenheim zurück in die USA. Dort treffen sich beide wieder und da sie Mondrians Kunstverstand sehr schätzt, wird er Teil der Auswahlkommission ihres Museums. Einer Anekdote nach, hat Mondrian das Talent des jungen Künstlers Jackson Pollock entdeckt und Peggy Guggenheim, die dessen Werke „ganz schön furchtbar fand“, überzeugt, diese zu erwerben.

    Charmion von Wiegand

    1941 lernt Piet Mondrian die Künstlerin und Journalistin Charmion von Wiegand in New York kennen.

    Diese arbeitet für die Zeitschrift „Living Age“ und soll einen Artikel über Mondrian schreiben – so kommt es zu einem ersten Interview aus dem sich eine enge Freundschaft entwickelt. Mondrian und von Wiegand treffen sich regelmäßig, meistens in seiner Wohnung in der 353 East 56th Street. Sie sprechen über Kunst, Philosophie aber auch die Theosophie. Er schätzt ihre Meinung zu seinen Werken: Aus Briefen geht hervor, dass er sie regelmäßig bittet, über seine Kompositionen nachzudenken. In Charmion von Wiegands Tagebuch befindet sich eine Skizze von dem Werk, das später „Victory Boogie Woogie“ heißen soll. Als gute Beobachterin notierte sie die Entwicklungen in Mondrians Werken. „I like to talk to you because it helps my thoughts.” (dt. Übersetzung: „Ich spreche gerne mit dir, weil es meinen Gedanken hilft.“) Soll er zu ihr gesagt haben.

    1931
    Portrait von Charmion von Wiegand (1898-1983) mit Komposition No. I, mit Red und Schwarz von Piet Mondrian

    Charmion von Wiegand überarbeitet und korrigiert auch Mondrians englische Texte. Unter anderem das Essay „Toward the true vision of reality“ (dt. Übersetzung: „Auf dem Weg zur wahren Vision der Realität“) – welches anlässlich Mondrians erster Einzelausstellung 1942 in der Valentine Gallery (NY) erscheint. Mondrians Englisch ist nicht sonderlich gut und ohne Charmion von Wiegands Hilfe wären sicherlich viele seiner Gedanken und Texte nicht in der Form veröffentlicht worden.

    Aus Notizen von Charmion von Wiegand geht hervor, dass sie sich in Piet Mondrian verliebte. Er erwidert ihre Gefühle jedoch nicht und beide gehen zunehmend getrennte Wege. Mitte 1942 haben sie kaum noch Kontakt. Als Charmion von Wiegand im Herbst 1942 wieder zu malen beginnt und Mondrian davon erzählt, findet er nur vernichtende Worte: „You are a writer and I don’t want to know about your painting“ (dt. Übersetzung: „Du bist Schriftstellerin und ich will nichts über deine Malerei wissen.“). Charmion von Wiegand schlägt nach Piet Mondrians Tod 1944 eine künstlerische Karriere ein.

  • Musik & Rhythmus

    Spur verfolgen

    Aktionsraum

    Beitrag vonRobert O’Meally