Der MalerPiet Mondrian

Der niederländische Maler Piet Mondrian hat von 1872 bis 1944 gelebt. Er ist bekannt für seine geometrischen Bildanordnungen: Viele seiner Bilder bestehen aus schwarzen Linien und weißen, roten, gelben oder blauen Farbflächen. Sie gehören zu Mondrians abstrakter Schaffens-Phase. Abstraktion bedeutet: Die Konzentration auf das Wichtigste von einem Gegenstand, auf seine Linien, Formen und Farben. Der Gegenstand wird auf diese Art und Weise verfremdet.

Die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen zeigt in dieser Ausstellung die Entwicklung von Mondrians Mal-Stil. Die Entwicklung von Mondrian zeigt deutlich, was seine Kunst beeinflusst hat: die politische und gesellschaftliche Situation während Mondrians Leben, seine Bekanntschaften und Freundschaften und der Rhythmus von Musik. Der „K+ Digital Guide“ bietet dazu ausführliche Informationen.
Sie erfahren mehr über Piet Mondrian auf diesen vier Spuren:

  1. Mondrians Mal-Stil und sein künstlerisches Werk
  2. Geschichtlicher Hintergrund
  3. Mondrians Freundschaften
  4. Die Bedeutung von Musik und Rhythmus für Mondrians Malerei

1885

1907

1885 — 1907

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Der Beginn einer künstlerischen Laufbahn

1885 beendet Mondrian sein Kunststudium im niederländischen Amsterdam.
Der junge Künstler ist jetzt gut ausgebildet und hat viel vor. Durch seinen Freund Simon Maris lernt er viele niederländische Künstler*innen kennen.

Mondrian malt zu dieser Zeit im naturalistischen Stil der Haager Schule.
Die Haager Schule war eine Gruppe von niederländischen Künstlern.
Sie lebten und arbeiteten zwischen 1860 und 1890 in Den Haag.
Die Mitglieder der Haager Schule malten Landschaften und Gegenstände auf naturalistische Art und Weise.
Naturalistisch bedeutet: Die Bilder sehen immer lebensecht aus.
Die Maler benutzten Farben in erdigen Tönen.
Ihre Bilder sind typisch für die holländische Landschaftsmalerei.

1904 verbringt Mondrian Zeit im niederländischen Dorf Uden, wo er hauptsächlich die Landschaft malt.
Die Landschaftsbilder aus Mondrians früher Zeit bilden die Grundlage für sein gesamtes Werk.

Man kann in allen Bildern von Mondrian einen Rhythmus erkennen.
Mondrian wiederholt die Formen und Farben in seinen Bildern nämlich ganz bewusst.
Auf diese Weise ordnet er die Bildfläche.

ca. 1897
Bauernhaus mit Wäsche auf der Leine

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1908

1911

1908 — 1911

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Malen und Experimente

Mondrian malt jetzt immer weniger im naturalistischen Stil der Haager Schule.
Ein Grund dafür ist der Einfluss des Impressionismus.
Die Kunstrichtung Impressionismus entsteht ungefähr 1850 in Frankreich.
Die Impressionist*innen malen die Gegenstände nicht lebensecht, sondern setzen viele Pinselstriche und Punkte nebeneinander.
Man erkennt die Gegenstände dann nur aus der Entfernung gut.
Außerdem malen sie im Freien und benutzen vor allem helle und leuchtende Farben.

Ein anderer Grund für die Veränderung von Mondrians Mal-Stil ist der Einfluss der Theosophie.
Mondrian beschäftigt sich seit 1900 mit diesem Denkansatz.
Anfang des 20. Jahrhunderts interessieren sich viele Künstler*innen für die Theosophie.
Diese Philosophie vermischt religiöse und natur-philosophische Lehren.
Die Theosoph*innen möchten ihren Geist schulen und innerlich weise werden.
So möchten sie das Göttliche in der Welt erfahren. Für die meisten anderen Menschen sind in dieser Zeit äußere Dinge wichtig, zum Beispiel Geld, Besitz und Technik.
Auch die Malerinnen Jacoba van Heemskerck und Marie Tak van Poortvliet sind Anhängerinnen der Theosophie.
Sie ermutigen ihren Freund Mondrian, die theosophischen Ansichten in seine Bilder zu übertragen.
Mondrians Bilder haben nun hellere Farben und wirken manchmal wie Skizzen.
Der Gegenstand in einem Bild ist für Mondrian jetzt nicht mehr das Wichtigste.
Für Mondrian ist jetzt wichtiger, wie er einen Gegenstand malt.
Durch die freieren Pinselstriche drückt Mondrian auch seine Gefühle beim Malen aus.

Die Mondrian-Spezialistin Caro Verbeek erklärt in einem Video Besonderheiten an Mondrians Bildern.

1909
Strand mit fünf Piers in Domburg

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1911

1914

1911 — 1914

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Das Leben in der Großstadt und die Suche nach Veränderung

Das Leben in Paris ist aufregend.
Viele Künstler*innen, Musiker*innen, Schriftsteller*innen und Philosoph*innen sind begeistert von der französischen Hauptstadt.
Auch Mondrian lebt zwischen 1911 und 1914 in Paris.

Der Kubismus fasziniert Mondrian in dieser Zeit besonders.
Diese Kunstrichtung gibt Mondrian neue Ideen für sein künstlerisches Ziel: die vollständige Abstraktion, also das Loslösen vom Gegenstand.
Das heißt, er betont jetzt vor allem die Formen und Farben von Gegenständen.
Mondrian malt jetzt oft mit den Farben Grau und in den Farbtönen Ocker.
Außerdem werden die Linien in seinen Bildern immer wichtiger.

1908
Metamorphose [Bloem (Blume): Sterbende Chrysantheme]

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1914

1920

1914 — 1920

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Zurück und gleichzeitig nach vorne

1914 fährt Mondrian zu Besuch in die Niederlande.
Im selben Jahr beginnt der Erste Weltkrieg.
Deshalb kann Mondrian nicht nach Paris zurückkehren.
Er verbringt diese Zeit in der Gegend um den niederländischen Ort Domburg.
Dort malt er wieder Kirchen, Schiffe oder das Meer.
Beim Malen versucht er, weniger Farben und Formen zu benutzen als früher.

1917 gründet Mondrian mit Theo van Doesburg und weiteren niederländischen Künstlern die Kunstbewegung „De Stijl“.
Auch die Mitglieder von „De Stijl“ wollen die Abstraktion des Gegenstandes.
Das wollen sie durch die perfekte Verbindung aus Form und Funktion erreichen.
Das bedeutet: Sie wollen mit so wenig Formen wie möglich einen Gegenstand darstellen.

In dieser Zeit lernt Mondrian den Immobilien-Makler Salomon Bernard Slijper kennen.
Slijpers Freunde nennen ihn „Sal“.
Mondrian und Slijper mögen schöne Kleidung, gutes Essen, das Tanzen und die Musik.
Sie werden Freunde.
Außerdem unterstützt Slijper in den folgenden Jahren Mondrians Kunst.
Zum Beispiel kauft er Mondrians alte Bilder, ohne sie gesehen zu haben.

1917
Titelbild der ersten Ausgabe der von Theo van Doesburg herausgegebenen Zeitschrift De Stijl

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1920

1944

1920 — 1944

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Flucht, Auswanderung und neue Gedanken

Mondrians Bilder bestehen jetzt vor allem aus schwarzen Linien und weißen, roten, gelben oder blauen Farbflächen.
Die Linien verlaufen senkrecht oder waagrecht.
Mondrian nennt diesen Mal-Stil Neo-Plastizismus, also Neue Gestaltung.
Im Jahr 1920 veröffentlicht Mondrian seine erste Erklärung zu diesem Stil in der Zeitschrift „De Stijl“.

Im September 1940 wandert Mondrian nach New York aus.
Dort verändert sich sein Mal-Stil noch einmal.
Der Rhythmus und das Tempo der Stadt mit ihren vielen Bars und Clubs beeinflussen Mondrian stark.
Außerdem haben seine Freundschaften zu der Journalistin Charmion von Wiegand und zu der Kunstsammlerin Peggy Guggenheim einen wichtigen Einfluss auf Mondrians künstlerisches Werk.

18. September 1957
Peggy Guggenheim vor einem Werk von Piet Mondrian

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1920

1944

1920 — 1944

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Der Beat von Piet

Mondrian tanzt viel in den Clubs von Amsterdam, Paris und New York.
Er liebt die Musikrichtung Boogie-Woogie und Jazz und sammelt Schallplatten.
Takt und Rhythmus sind für Mondrian auch in der Malerei sehr wichtig.
Vor allem bei Mondrians späten neo-plastischen Bildern kann man einen Rhythmus erkennen: Mondrian ordnet die Farben und Formen niemals spiegelbildlich an, sondern immer unregelmäßig.
So erzeugt er Spannung.

In dieser Ausstellung gibt es einen Aktionsraum.
Besucher*innen können dort mit Klebeband die Wände und den Boden kreativ gestalten.
So entsteht ein Gemeinschaftswerk, das man betreten kann.
Im Aktionsraum läuft Musik aus Mondrians Schallplattensammlung.

Anfang 1943
Fritz Glarner, Piet Mondrian in seinem Studio, 353 East 56th Street in New York

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