Dialog

Demokratische Gemeinschaften sind ohne Austausch auch unterschiedlicher Haltungen nicht denkbar. Das gilt in der Familie, am Arbeitsplatz genauso wie in der Politik. Zwischen Künstlerinnen und Künstlern finden durch alle Zeiten hindurch ebenfalls Debatten über Abgrenzungen und Konflikte hinweg statt, unter Einbeziehung unterschiedlichster Kulturen. Auf diese Weise sind neue Ansätze möglich und lassen sich eigene Positionen und Visionen entwickeln.

Auch ein Künstler wie Jackson Pollock (1912 – 1956), der in seiner Kunst scheinbar für sich allein und abgeschottet von Kolleginnen und Kollegen vorging, ist ohne Auseinandersetzung mit vorhergehenden und zeitgleichen Bewegungen nicht vorstellbar. Die Erfindung des legendären „drip painting“ – das monumentale Gemälde „Number 32, 1950“ ist ein fulminantes Beispiel – resultiert aus der Auseinandersetzung unter anderem mit dem abstrakten Surrealismus der Zeit. Zusätzlich ist hier die Musik, die Pollock während der Arbeit an dem Werk hörte, in die Gestaltung eingeflossen, so dass man von einem bildgewordenen Tanz sprechen könnte.

Die aktuelle Präsentation in der Kunstsammlung mit Beispielen aus unterschiedlichen Entstehungszeiten und Kulturkreisen folgt der Überzeugung, dass sich durch Dialog und Austausch, und wenn bekannte Pfade des Denkens verlassen werden, neue Perspektiven öffnen können. Mit der Begegnung der Werke von Jackson Pollock und Gerhard Richter (*1932) wird auf den gegenseitigen Transfer zwischen Europa und Amerika angespielt. Während Pollock sich mit dem Surrealismus beschäftigte, ließ Richter in den 1960er Jahren europäische Vorbilder hinter sich, um sich am abstrakten Expressionismus und der Pop Art von US-amerikanischen Künstlerinnen und Künstler zu orientieren. Ein vergleichbares Herangehen wählten auch Künstlerinnen und Künstler wie Isa Genzken (*1948), Sigmar Polke (1941 – 2010) und Blinky Palermo (1943 – 1977).

Number 32, 1950 / Nummer 32, 1950, 1950

Lackfarbe auf Leinwand, 269 x 457,5 cm
© Pollock-Krasner Foundation / VG Bild-Kunst, Bonn 2021, Foto: Walter Klein, Düsseldorf