K21 Global Art Award - Freunde der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen

Die Freunde der Kunstsammlung verleihen in Kooperation mit der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen und dank einer großzügigen finanziellen Unterstützung der Stiftung Reydan + Roger Weiss den neuen jährlichen Kunstpreis K21 Global Art Award. Er ist ein Beispiel für das kreative und nachhaltige Engagement der Freunde für das Museum.

Der K21 Global Art Award würdigt die Vision und den Mut von Künstler*innen am Anfang oder in der Mitte ihrer Karriere und wird jährlich an international anerkannte Kunstschaffende im Alter unter 45 Jahren vergeben. Der Preis trägt zur programmatischen Sammlungserweiterung des Museums bei und ergänzt die Bestände der Kunstsammlung um bedeutende internationale Stimmen.


Das K21 ist das Haus für internationale Gegenwartskunst der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen und widmet sich aktuellen Entwicklungen in der internationalen Gegenwartskunst. Es zeigt Malerei, Zeichnungen, immersive Installationen, Videoarbeiten und multidisziplinäre Ansätze von renommierten zeitgenössischen Künstler*innen aus der ganzen Welt, unter anderem von Ed Atkins, Lutz Bacher, Cao Fei, Hito Steyerl, Raqs Media Collective oder Ai Weiwei. Neben der Präsentation seiner Sammlung und der Ausrichtung wegweisender internationaler Ausstellungen greift das Museum aktuelle Diskurse auf und agiert im Sinne eines erweiterten Kunstverständnisses. Dabei wird die Sammlung im Zeichen von Vielstimmigkeit, Globalität und Digitalisierung und im Hinblick auf die aktuellen Veränderungen unserer Gesellschaften weitergedacht und weiterentwickelt.

Die Nominierungsjury des K21 Global Art Award bilden auch in diesem Jahr fünf renommierte Museumsdirektor*innen und Kurator*innen aus der ganzen Welt. Doryun Chong (M+, Hongkong), Koyo Kouoh (Zeitz Museum of Contemporary Art Africa, Kapstadt), Omar Kholeif (Sharjah Art Foundation, VAE), Oluremi C. Onabanjo (Museum of Modern Art, New York) und Jochen Volz (Pinacoteca de São Paulo, Brasilien).

Jedes Jurymitglied nominiert bis zu zwei künstlerische Positionen. Diese Shortlist wird der Ankaufsjury des K21 Global Art Award vorgelegt, die den oder die Preisträger*in ernennt. Die Ankaufsjury 2024 besteht aus Kathrin Bentele (Direktorin des Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen, Düsseldorf), Leopold Frhr. von Diergardt (Vorstandsvorsitzender der Freunde der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen), Anna-Alexandra Pfau (Beirätin der Freunde der Kunstsammlung Nordrhein Westfalen), Heidi Khair (Junges Mitglied der Freunde der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen) und Jonas Schmitt (Junges Mitglied der Freunde der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen).

In diesem Jahr erwerben die Freunde der Kunstsammlung die Videoinstallation „The Second Interrogation“ (2022) von Wang Tuo. Das Werk wird als Dauerleihgabe an die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen übergeben und ab dem 24. Mai 2024 in zwei Räumen in K21 ausgestellt werden. Mit dem Ankaufsetat von € 100.000,- hat der K21 Global Art Award einen besonderen Stellenwert. Er ist einzigartig in seinem globalen Ansatz und ist einer der höchstdotierten Kunstpreise in Deutschland. 2023 wurde der Preis erstmalig an die Künstlerin Senzeni Mthwakazi Marasela (*1977 in Thokoza, Südafrika) verliehen.

K21 Global Art Award 2024

Wang Tuo
Preisträger
2024

Mehr

Ankaufsjury

  • Kathrin Bentele
  • Direktorin
  • Kunstverein für die Rheinlande
  • Leopold Freiherr von Diergardt
  • Vorstand
  • Freunde der Kunstsammlung
  • Anna-Alexandra Pfau
  • Beirat
  • Freunde der Kunstsammlung
  • Heidi Khair
  • Junges Mitglied
  • Freunde der Kunstsammlung
  • Jonas Schmitt
  • Junges Mitglied
  • Freunde der Kunstsammlung

Nominierungsjury

  • Doryun Chong
  • M+
  • Hong Kong

Doryun Chong ist stellvertretender Direktor und Chefkurator des M+, eines neuen Museums für visuelle Kultur, dessen von Herzog & de Meuron entworfenes Gebäude im Hongkonger Kulturbezirk West Kowloon Ende 2021 eingeweiht wurde. Chong wurde 2013 zum ersten Chefkurator ernannt und verantwortet seitdem sämtliche kuratorischen Aktivitäten, einschließlich Akquisitionen, Ausstellungen, Bildungs- und Begleitprogramme sowie digitale Initiativen, welche die drei Hauptdisziplinen des Museums – Design und Architektur, Bewegtbild und Bildende Kunst – umfassen. Zu den Ausstellungen, die er im M+ kuratiert oder mitverantwortet hat, zählen „Mobile M+: Live Art“ (2015), „Tsang Kin-Wah: The Infinite Nothing, Hong Kong in Venice“ (2015), Samson Young: Songs for Disaster Relief World Tour” (2018), Noguchi for Danh Vo: Counterpoint (2018) und Yayoi Kusama: 1945 to Now” (2022). Bevor er beim M+ anfing, war Chong in verschiedenen kuratorischen Funktionen am Walker Art Center in Minneapolis (2003–2009) sowie am Museum of Modern Art in New York (2009–2013) tätig.

  • Koyo Kouoh
  • Zeitz MOCAA
  • Kapstadt

Koyo Kouoh ist seit Mai 2019 Geschäftsführerin und Chefkuratorin des Zeitz Museum of Contemporary Art Africa (Zeitz MOCAA) in Kapstadt/Südafrika. Zuvor war sie Gründungsdirektorin und künstlerische Leiterin von RAW Material Company, einem Zentrum für Kunst, Wissen und Gesellschaft in Dakar/Senegal. Sie hat bedeutende und zeitgemäße Ausstellungen organisiert, wie zum Beispiel “Body Talk: Feminism, Sexuality and the Body in the Works of Six African Women Artists”, die 2015 erstmals im Wiels in Brüssel/Belgien gezeigt wurde. Sie kuratierte “Still (the) Barbarians”, die 37. EVA International, die Irland Biennale in Limerick im Jahr 2016 und nahm an der 57. Carnegie International in Pittsburgh/USA, mit dem sorgfältig recherchierten Ausstellungsprojekt “Dig Where You Stand” (2018) teil, einer Ausstellung innerhalb einer Ausstellung, die aus den Sammlungen des Carnegie Museum of Art und des Carnegie Museum of Natural History zusammengestellt wurde. Sie war Initiatorin des Forschungsprojekts “Saving Bruce Lee: African and Arab Cinema in the Era of Soviet Cultural Diplomacy”, das sie gemeinsam mit Rasha Salti am Garage Museum of Contemporary Art in Moskau/Russland und am Haus der Kulturen der Welt in Berlin/Deutschland kuratierte (2015–2018). Kouoh ist in der kritischen Kunstszene auf panafrikanischer und internationaler Ebene aktiv und kann auf eine bemerkenswerte Liste von Publikationen verweisen, darunter “When We See Us: A Century of Black Figuration in Painting” (2022), “Shooting Down Babylon” (2022), die erste Monografie über das Werk der südafrikanischen Künstlerin Tracey Rose; “Breathing out School: RAW Académie” (2021); “Condition Report on Art History in Africa” (2020); “Word!Word?Word! Issa Samb and The Undecipherable Form” (2013); und “Condition Report on Building Art Institutions in Africa” (2012), um nur einige zu nennen. Von 2013 bis 2017 kuratierte sie das Bildungs- und künstlerischen Programms der 1:54 Contemporary African Art Fair in London/ Großbritannien und New York/USA, und war Mitglied des Kuratorenteams der documenta 12 (2007) und der dOCUMENTA (13) (2012). Kouoh wurde mit dem Grand Prix Meret Oppenheim 2020 ausgezeichnet, dem Großen Schweizer Kunstpreis, der Leistungen in den Bereichen Kunst, Architektur, Kritik und Ausstellungswesen würdigt. Als Leiterin des Zeitz MOCAA konzentriert sich ihre kuratorische Arbeit auf umfassende Einzelausstellungen afrikanischer und afrikanischstämmiger Künstlerinnen und Künstler, darunter Otobong Nkanga, Johannes Phokela, Senzeni Marasela, Abdoulaye Konate und Tracey Rose.

Sie lebt und arbeitet in Kapstadt/ Südafrika, Dakar/Senegal und Basel/Schweiz.

  • Omar Kholeif
  • Sharjah Art Foundation
  • Vereinigte Arabische Emirate

Professor Dr. Omar Kholeif CF FRSA ist Autor*in, Historiker*in und Kurator*in. Kholeif war bisher als Künstler*in, Rundfunksprecher*in, Filmemacher*in, Herausgeber*in, Verleger*in und Museumsdirektor*in tätig. In den letzten zwei Jahrzehnten hat sich Kholeif vor allem mit den Veränderungen der netzbasierten Bildkultur im Zusammenhang mit intersektionalen Fragestellungen aus den Bereichen Ethnizität, Race und Gender beschäftigt. Kholeifs Recherchen mündeten in über 70 Ausstellungen und 40 Büchern (als Autor*in, Mitverfasser*in und/oder Herausgeber*in), die in 16 Sprachen übersetzt wurden. Prof. Kholeif ist derzeit Sammlungsleiter*in und Chefkurator*in der Sharjah Art Foundation (VAE), Gastprofessor*in an der MIMA School of Arts and Creative Industries der Teesside University und Direktor*in von artPost21, einer gemeinnützigen Agentur, die Kultur aus den Randgebieten unterstützt. Kholeifs Monografie, „Internet_Art: From the Birth of the Web to the Rise of NFTs“ (Von der Geburt des Internets bis zum Aufstieg der NFTs), die 2023 bei Phaidon erschien, wurde ein Bestseller. Demnächst erscheinen die Bücher „Helen Khal: Gallery One and Beirut in the 1960s“ und „Magda Stawarska (imagine/otherwise)“ mit Lubaina Himid.

  • Oluremi C. Onabanjo
  • Museum of Modern Art
  • New York

Oluremi C. Onabanjo ist Peter Schub Curator in der Abteilung für Fotografie am Museum of Modern Art in New York, wo sie Co-Vorsitzende der Arbeitsgruppe Frühe Moderne und ein wichtiges Mitglied der C-MAP Africa Research Group ist. Darüber hinaus ist sie stark in das laufende Programm zur Wiedereinrichtung der Sammlung des Museums involviert. Onabanjo erhielt 2020 ein Andy Warhol Foundation Arts Writers Grant und 2022 ein Cisneros Institute Curatorial Research Grant. Zu ihren jüngsten Ausstellungen zählen “Projects: Ming Smith” (2023) und “New Photography 2023” (2023). Zuvor war Onabanjo Direktorin für Ausstellungen und Sammlungen der Walther Collection und Mitglied des Kuratorenteams der 8. Triennale der Photographie Hamburg. Sie hält international Vorträge über Fotografie und kuratorische Praxis und ihre Texte erscheinen u.a. in The New Yorker, Revista ZUM und Tate Etc sowie in Publikationen des Art Institute of Chicago, des RISD Museum und des Studio Museum in Harlem. Onabanjo ist Autorin von “Ming Smith: Invisible Man, Somewhere Everywhere” (2023) und Herausgeberin von “Marilyn Nance: Last Day in Lagos” (2022).

  • Jochen Volz
  • Pinacoteca de São Paulo
  • São Paolo

Jochen Volz ist Generaldirektor der Pinacoteca de São Paulo. Er war Kurator des brasilianischen Pavillons an der 57. Biennale di Venezia (2017) und Chefkurator der 32. Bienal de São Paulo (2016). Von 2012 bis 2015 war er Programmleiter der Serpentine Galleries in London. Davor war Volz beim Instituto Inhotim in Minas Gerais als Kurator (ab 2004), Generaldirektor (2005–2007) und künstlerischer Leiter (2007–2012) tätig. 2009 organisierte er, zusammen mit Daniel Birnbaum, Fare Mondi / Making Worlds”, den internationalen Teil der 53. Biennale di Venezia. 2006 war er Gastkurator der 27. Bienal de São Paulo und von 2001 bis 2004 Kurator des Portikus in Frankfurt am Main. Als gefragter Experte verfasst Volz regelmäßig Artikel für Zeitschriften und Kataloge.

Nominiert für den
K21 Global Art Award 2024

  • Denilson Baniwa
  • (*1984, Barcelos, Brasilien), Niterói, Brasilien
  • vorgeschlagen von Jochen Volz

Jury-Statement Jochen Volz: „Denilson Baniwa gehört zur indigenen Community der Baniwa. Er wurde in Barcelos im Inneren des Amazonas geboren und lebt heute in Niterói, Rio de Janeiro. Er arbeitet als Künstler, Kurator, Pädagoge, Aktivist und Verteidiger indigener Kulturen und Rechte. Als bildender Künstler hat er mehrere Preise gewonnen, verschiedene Residency-Programme innerhalb und außerhalb Brasiliens absolviert und in vielen Institutionen weltweit ausgestellt, darunter das Museu Afro Brasil, das Museu de Arte de São Paulo, das Museu de Arte do Rio, die Biennale von Sydney und das Getty Research Institute in Los Angeles. Für die Ausstellung „Véxoa: Nós sabemos“ (2020) in der Pinacoteca de São Paulo steuerte Baniwa die Arbeit „Nothing that is golden remains 1: Hilo“ bei, die aus der Bepflanzung und Pflege eines Gartens auf einem Teil des Museumsparkplatzes bestand. Diese Arbeit wurde 2023 in die Präsentation der Escola Panapaná im Octógono der Pinacoteca integriert.

Als einer der bedeutendsten Künstler seiner Generation, schlägt Denilson Baniwa in seiner Praxis eine Neubearbeitung der Idee des Archivs als pädagogisches Instrument der Reflexion vor. Von seinen frühen Arbeiten – Interventionen in Stiche aus der Zeit der Kolonisierung Amerikas – bis hin zu seinen jüngsten installativen und partizipatorischen Arbeiten dringt Baniwa in das Archiv ein, um die beschleunigte Zeit der Eroberung und Kolonisierung zu betonen und gleichzeitig abzuschwächen und eine Zeit des Nachdenkens, des Wartens und des Zuhörens heraufzubeschwören. Nachdem ich Denilsons Werk über mehrere Jahre hinweg verfolgt habe, bin ich fest davon überzeugt, dass er einer der bahnbrechendsten Künstler unserer Zeit ist, der einen wichtigen Beitrag zur Dekolonialisierungsdebatte leistet. Seine jüngsten Gemälde, wie die, die er auf der 35. Biennale von São Paulo und in seiner letzten Einzelausstellung in der Galerie A Gentil Carioca, sind eine unglaubliche Synthese aus indigener Bildsprache und Grafik und seinem tiefen Interesse an der westlichen Kunstgeschichte.“

Denilson Baniwa wurde in Barcelos im Inneren des Amazonas geboren und gehört zur indigenen Community der Baniwa. Denilson ist nicht nur bildender Künstler, sondern auch Aktivist für die Rechte indigener Gemeinschaften und trägt zur Entwicklung einer indigenen Bildsprache bei.

2023 nahm er an der 35. Bienal de São Paulo, coreografias do impossível, und an der 1. Bienal das Amazônias teil. Im selben Jahr bespielte er das Oktagon der Pinacoteca de São Paulo mit der Installation „Escola Panapaná“ und präsentierte die Einzelausstellung „Moqueca de Maridos“ in der Galerie A Gentil Carioca in São Paulo.
2022 hatte er seine erste Einzelausstellung bei A Gentil Carioca, Frontera, und kuratierte die Ausstellung „Nakoada“ im Museu de Arte Moderna do Río de Janeiro (MAM-RJ). 2021 zeigte das Goethe-Institut in Porto Alegre seine Einzelausstellung „Inípo – Caminho da Transformação“.

2021 wurde er für den „Pipa-Preis“ nominiert, den er bereits 2019 in der Kategorie „Online“ gewann. 2018 zeigte die Kunstgalerie der Universidade Federal Fluminense (UFF) in Niterói die Einzelausstellung „Terra Brasilis: o agro não é pop!“ im Rahmen des von dieser Institution geförderten Projekts „Brasil: A Margem“. Im selben Jahr nahm Denilson Baniwa am Residenzprogramm des 4. Festival Corpus Urbis in Oiapoque, Amapá, teil. Seine Werke wurden in zahlreichen Gruppenausstellungen gezeigt, unter anderem im Centro Cultural Banco do Brasil (CCBB), in der Pinacoteca de São Paulo, im Centro Cultural São Paulo (CCSP), im Centro Municipal de Arte Hélio Oiticica, im Museu Afro Brasil, im Museu de Arte de São Paulo (MASP), im Museu de Arte do Rio (MAR) und auf der Sydney Biennale.

  • Hayv Kahraman
  • (*1981, Bagdad), Los Angeles, USA
  • vorgeschlagen von Omar Kholeif

Jury-Statement Omar Kholeif: „Ich habe Hayv Kahramans Arbeit seit ihrer ersten Präsentation als aktive Künstlerin im Jahr 2005 verfolgt. Heute glaube ich, dass sie dabei ist, ihr bisher wichtigstes Werk zu schaffen – Kunst, die Grenzen überschreitet und die Seele berührt. Seit sie im Alter von 11 Jahren als kurdischer Flüchtling aus dem Irak nach Schweden kam, war Kahramans Leben ein ständiger freier Fall – ein Leben, das sie als einen Schwebezustand zwischen der ständigen Bedrohung von „Leben oder Tod“ beschreibt. Kahraman ist vor allem in Asien bekannt, wo sie von 2008 bis 2015 gearbeitet und mehrfach ausgestellt hat. Ihre Wiederaneignung des orientalischen Malstils, der so oft mit dem imperialen Blick auf das so genannte „Andere“ assoziiert wird, hat Kahraman überarbeitet und durch ihren Avatar, den sie „She“ nennt, zum Ausdruck gebracht. Diese weibliche Kunstfigur versucht, die in der Historienmalerei verborgenen Stereotypen und die darin versteckte Gewalt gegen Frauen aufzudecken. Doch erst mit dem plötzlichen Tod ihrer Mutter während der COVID-19-Pandemie nahm das Werk von Hayv Kahraman eine unglaubliche viszerale und optische Wendung. In ihrem Werkkomplex „Gut Feelings“ (Bauchgefühle, 2020–2023) legt Kahraman das Trauma ihrer Erfahrungen als Flüchtling und Opfer häuslicher Gewalt offen und verbindet diese Erfahrungen mit allgemeineren Debatten über psychische Gesundheit und Wohlbefinden. Ihre Themen und ihr Malstil sind von einer neu entdeckten Leidenschaft und Dringlichkeit geprägt – Werke, die sich zu Installationen von unvorstellbarer Vitalität zusammenfügen. Trotz ihrer großen Anerkennung in Asien und Teilen der USA hat Hayv in Europa kaum in öffentlichen Institutionen ausgestellt, was natürlich sehr zu bedauern ist. Ihre aktuellen Evokationen der eigenen Lebenserfahrung sind oft atemberaubend und äußerst beeindruckend. Sollte sie den Preis erhalten, bin ich fest davon überzeugt, dass Kahraman mit K21 zusammenarbeiten würde, um eine ortsspezifische Arbeit zu schaffen.“

Die kurdisch-irakische Künstlerin Hayv Kahraman setzt sich in ihrer Arbeit hauptsächlich mit geschlechterspezifischer Körperpolitik und Erfahrungen von Flucht und Migration auseinander. Ein Vokabular des Narrativen, die Fluidität der Geschlechter und die Dynamik der Unbeständigkeit, die in diasporischen Kulturen zu finden sind, sind die Essenz ihrer visuellen Sprache und das Produkt ihrer Erfahrungen als irakische Asylsuchende und Emigrantin. Methodisch erforscht sie in ihren Arbeiten den Körper und normative Wahrnehmungen darüber, was es bedeutet, ein Mensch zu sein.

Zu Kahramans jüngsten Ausstellungen zählen: „Look Me in the Eyes”, ICA SF, San Fransisco (2024); „Look Me in the Eyes”, Frye Art Museum, Seattle (2024); „The Foreign in Us”, Moody Center for the Arts, Houston, Texas (2024); „Ten Thousand Suns”, Sydney Biennale 2024, Sydney (2024); „The inescapable interweaving of all lives”, Kunsthalle Düsseldorf, Düsseldorf (2023); „O Quilombismo”, Haus der Kulturen der Welt, Berlin, Germany (2023); „In the Heart of Another Country: The Diasporic Imagination” in der Sharjah Art Foundation Collection, Deichtorhallen Hamburg (2022); „The Touch of Otherness”, SCAD Museum of Art, Savannah, GA (2022); „Gut Feelings”, The Mosaic Rooms, London, UK (2022); „Our whole, unruly selves”, San José Museum of Art, San José (2021); „Reflections: Contemporary Art of the Middle East and North Africa”, British Museum, London (2021); „Blurred Bodies”, San José Museum of Art, San José (2021); „New Time: Art and Feminisms in the 21st Century”, Berkeley Art Museum, Berkeley (2021); Henry Art Gallery, Seattle, WA (2019); ICA Boston (2019); und MASS MoCA, North Adams, MA (2019).

Kahraman’s Werke befinden sich in einigen wichtigen internationalen Sammlungen, wie zum Beispiel dem British Museum, London, UK; im Museum of Contemporary Art, San Diego, California, USA; im Los Angeles County Museum of Art (LACMA), Kalifornien, USA; im Birmingham Museum of Art, Alabama, USA; The Rubell Family Collection, Florida, USA; The Barjeel Art Foundation Sharjah, UAE; im MATHAF: Arab Museum of Modern Art Doha, Qatar; in der Pizzuti Collection of Columbus Museum of Art, Ohio, USA; im North Carolina Museum of Art, Raleigh, USA und im Pérez Art Museum Miami, USA.

  • Mire Lee
  • (*1988, Südkorea), Seoul, Südkorea /Amsterdam, Niederlande
  • vorgeschlagen von Doryun Chong

Jury-Statement Doryun Chong:
„Mire Lee erwarb einen Bachelor in Bildhauerei und einen Master in Medienkunst. Große Aufmerksamkeit erregte sie mit ihrer Ausstellung im Schinkel Pavillon in Berlin (2021), die sie gemeinsam mit dem verstorbenen Schweizer Surrealisten HR Giger bestritt, sowie mit ihrer großen skulpturalen Installation, die Teil der Arsenale-Sektion der Hauptausstellung „The Milk of Dreams“ der 59. Venedig Biennale (2022)
war. Im selben Jahr folgten ihre gefeierten Teilnahmen an der 58. Carnegie International und der Busan Biennale. Ebenfalls 2022 hatte sie eine Einzelausstellung im MMK Museum für Moderne Kunst in Frankfurt am Main und 2023 im New Museum in New York. Lee ist bekannt für ihre Skulpturen und kinetischen Installationen, die sich durch ihre verstörend viszerale und körperliche Qualität und ihre oft beeindruckenden Dimensionen auszeichnen. Sie verwendet einfache, handelsübliche Materialien wie Low-Tech-Motore, PVC-Schläuche und Metallrohre, die sie mit Ketten und Handtüchern kombiniert und mit Materialien wie Ton und flüssigen Substanzen wie Silikon und Öl füllt und überzieht, wodurch sie ständig wandelbare Formen schafft, die gleichzeitig beeindruckend organisch, vertraut und prekär wirken. Lees Arbeiten, in denen unter anderem Humor und Horror, Anziehung und Abstoßung zusammenfallen, stellen die Grenzen des Selbst, der sozialen Akzeptanz und der Konventionen von Ästhetik und Begehren in Frage. In der Schwebe zwischen den ambivalenten Zonen des Maschinellen und Körperinneren verweisen Lees Arbeiten darauf, wie die prekären Grenzen von Realität, Fantasie, Wirklichkeit und Begehren gegenwärtig verhandelt werden.“

Mire Lees Werke trotzen der Kategorisierung, sind eigenwillig und strahlen eine Energie aus, die rätselhaft und voller polarisierender, verlockender und abstoßender Gefühle ist. Hässlich und dennoch unerklärlich beeindruckend stellt Lees Arbeit Begriffe von Selbstidentität, sozialer Akzeptanz und Sauberkeit in Frage. Sie verwischt gesellschaftliche Konventionen von Ästhetik und Begehren durch den Einsatz von orgastischen, grenzüberschreitenden und kinetischen Technologien. Handtücher, Ketten, Ton, Silikonschläuche und Stahlstrukturen verschmelzen zu einem Organismus, der haptisch, ursprünglich und doch hochgradig mechanisch ist. Mit Werken wie „Carriers“ (2020) löst sie durch den Einsatz tentakelartiger Anhängsel inmitten eines milchigen Glyzerinregens ein Gefühl zutiefst persönlicher Indiskretion aus. Diese Projektionen von Vorarephilie (eine Sexualpräferenz, die auf das Verschlingen setzt) sollen als ein Zeichen der Solidarität inmitten der zunehmend erdrückenden Realitäten des Anthropozäns fungieren. Ihre skulpturale Sprache, die sich zwischen Maschinellem und Eingeweiden bewegt, bespielt ein vieldeutiges, eklektisches Feld, das frei von Hemmungen ist und sich der unausgesprochenen Grenzen des Spiels bewusst ist. Mire Lee lebt und arbeitet zwischen Seoul, Südkorea, und Amsterdam, Niederlande. Sie schloss 2013 ihr Studium an der Fakultät für Bildhauerei des College of Fine Arts der Seoul National University ab.

Lees Arbeit wurde auch in mehreren Gruppenausstellungen gezeigt, darunter Präsentationen im Kunstverein Freiburg, Freiburg (2021), Antenna Space, Shanghai (2020), der 15. Biennale de Lyon (2019), Sharjah Art Foundation (2019), Art Sonje, Seoul (2019), und dem 12. Gwangju Biennale Pavilion Project (2018). Darüber hinaus war sie als Artist in Residence an der Rijksakademie van beeldende kunsten, Amsterdam (2018) und im Seoul Museum of Art (SeMA Nanji Residency) (2017). Sie erhielt den Special Prize beim Future Generation Art Prize 2021.

  • Tiona Nekkia McClodden
  • (*1981, Blytheville, USA), Philadelphia, USA
  • vorgeschlagen von Koyo Kouoh

Als bildende Künstlerin, Filmemacherin und Kuratorin verfolgt Tiona Nekkia McClodden einen interdisziplinären Ansatz, um Vorstellungen von Ritual und Ordnung in ihrer Beziehung zu Identität und den Bedingungen des Menschseins zu hinterfragen. In ihrer Arbeit, die Dokumentarfilm, experimentelles Video, Skulptur, Soundinstallation und Poesie umfasst, erforscht sie Themen wie Schwarze Innerlichkeit, Biomythografie und queere Poetik.

Aktuell sind Arbeiten von ihr in den Gruppenausstellungen „Juan Francisco Elso: Por America” im MoCA North Miami und „Going Dark: The Contemporary Figure at the Edge of Visibility” im Guggenheim in New York (2023–24) zu sehen. Ihre Werke wurden in bedeutenden Ausstellungen und Biennalen gezeigt, darunter ihre wegweisende Einzelausstellung in der Kunsthalle Basel (2023) mit dem Titel „THE POETICS OF BEAUTY WILL INEVITABLY RESORT TO THE MOST BASE PLEADINGS AND OTHER WILES IN ORDER TO SECURE ITS RELEASE”; „Juan Francisco Elso: Por America” im Phoenix Art Museum, Arizona (2023) und im El Museo del Barrio in New York (2022–23); „Prospect 5” in New Orleans, Louisiana (2021–22), im Haus der Kulturen der Welt (HKW), Berlin (2019); „New Grit: Art & Philly Now” im Philadelphia Museum of Art, PA (2021); „Play Me Home” im Baltimore Museum of Art im Jahr 2023 und Owkui Enwezors „Grief and Grievance: Art and Mourning in America” im New Museum, New York (2021).

In den letzten Jahren hat McClodden renommierte Stipendien und Fellowships gewonnen, darunter den Warhol Foundation Arts Writers Grant (2022), das Princeton Arts Fellowship (2021–23); den Bucksbaum Award, Whitney Museum of American Art (2019); das Guggenheim Fellowship in Fine Arts (2019); den Louis Comfort Tiffany Award (2017) und das Pew Fellowship (2016). Arbeiten von McClodden befinden sich in den ständigen Sammlungen des Baltimore Museum of Art, Maryland, im MoMA, New York, im Philadelphia Museum of Art und der Rennie Collection Museum, Vancouver.

Ihre Texte wurden unter anderem auf der Plattform Triple Canopy, im Artforum, dem Frieze Magazine, dem Cultured Magazine und dem ART 21 Magazine veröffentlicht. Sie ist Gründerin und Direktorin von Conceptual Fade, einer Mikrogalerie und Bibliothek in Philadelphia mit Fokus auf Schwarzem Denken und Schwarzer Kunstproduktion.

  • Meleko Mokgosi
  • (*1981, Botswana), New York, USA
  • vorgeschlagen von Omar Kholeif

Jury-Statement Omar Kholeif: „Zum ersten Mal begegnete ich Mokgosis Werk 2012 durch die Vermittlung eines Partners der Stevenson Gallery. Aber erst als ich Mokgosis Einzelausstellung „Bead, Butter & Power“ im Fowler Museum an der UCLA in Kalifornien besuchte, wurde mir die Komplexität, Tiefe und die Strenge seines Werks bewusst. Als Kind einer alleinerziehenden Mutter fielen mir besonders die verletzlichen und zarten Details der dargestellten Schwarzen Frauen auf, und die Ausstellung insgesamt schien mir das gesamte Genre der Historienmalerei neu definieren zu wollen. Archetypen und Stereotypen werden hier in Szenen umgedeutet, die sich über epische, mehrteilige Gemälde erstrecken und die Bedeutung unserer Mütter und ihrer Rolle bei der Gestaltung der Gesellschaft und der Volksgeschichte offenbaren. Die leuchtenden Farben werden von handgeschriebenen Texten begleitet, die oft Narrative enthüllen, die aus der Geschichte oder den offiziellen Aufzeichnungen verdrängt wurden. Sinn, Sinnlichkeit und Klasse werden ebenso thematisiert wie die Erziehung zur Demokratie. Mokgosi, der zunächst in Botswana und später in Südafrika arbeitete, verhandelt in seinen Arbeiten die alltäglichen Realitäten des Kolonialismus in Afrika und die späteren Dekolonisierungsprozesse, die in seiner Kindheit stattfanden. Technisch gesehen ist er ein Meister der Farbe und der Form, was vielleicht der Grund dafür ist, dass Mokgosi heute außerordentlicher Professor und Direktor des MFA-Programms an der Yale University ist, einer der weltweit renommiertesten Kunsthochschulen im Bereich der Malerei. Trotz des großen Interesses, das Mokgosi in den Vereinigten Staaten entgegengebracht wird, ist seine Präsenz in Europa im Vergleich dazu eher gering. Es ist daher nur folgerichtig, dass das K21 ihn als Kandidaten für den K21 Global Art Award ernsthaft in Erwägung zieht.“

Meleko Mokgosi ist Künstler, außerordentlicher Professor und Direktor des Graduiertenstudiengangs für Malerei und Zeichnung an der Yale School of Art in New Haven sowie Mitbegründer und Direktor des dortigen Interdisciplinary Art and Theory Programs. Seine großformatigen, figurativen und oft textbasierten Werke beschäftigen sich mit Historienmalerei und filmischen Ausdrucksformen, um Geschichtsschreibung, Demokratie und Befreiungsbewegungen in Afrika und der Diaspora zu untersuchen. Mokgosi erhielt 2007 seinen Bachelor vom Williams College in Williamstown, USA, und nahm im selben Jahr am Independent Study Program des Whitney Museum of American Art in New York teil. 2011 erhielt er seinen MFA am Interdisciplinary Studio Program an der University of California, Los Angeles (UCLA) und war 2011–2012 Artist-in-Residence am Studio Harlem Museum in New York. Sein jüngster Werkzyklus, „Spaces of Subjection“, erforscht Unterwerfung und Subjektivität im Zusammenhang mit Perspektiven auf das afrikanische, afroamerikanische und Black Life. Dieser Zyklus wurde in seinen Einzelausstellungen „Currents 122“ (2022) im St. Louis Art Museum und „Imaging Imaginations“ (2023) in der Art Gallery of York University gezeigt. Seine Werke wurden sowohl national als auch international ausgestellt, zuletzt mit Einzelausstellungen im St. Louis Art Museum, der Art Gallery of York University, dem Pérez Art Museum in Miami, dem Williams College Museum of Art in Williamstown, dem Rochester Contemporary Art Center und der Memorial Art Gallery der University of Rochester, dem Fowler Museum an der UCLA, dem Institute of Contemporary Art in Boston, dem Savannah College of Art and Design Museum, dem Carnegie Museum of Art in Pittsburgh, dem California African American Museum in Los Angeles, dem Raleigh Contemporary Art Museum, der Göteborg International Biennial for Contemporary Art und der 12. Biennale de Lyon.

  • Mame-Diarra Niang
  • (*1982, Lyon), Paris, Frankreich
  • vorgeschlagen von Koyo Kouoh

Mame-Diarra Niang ist eine autodidaktische Künstlerin und Fotografin. Mit ihrem Werk erforscht sie das Konzept der „Plastizität des Territoriums“.

Ihre erste „Mid-Career“-Retrospektive „Self as a Forgotten Monument“, findet derzeit im Zeitz Museum of Contemporary Art Africa in Kapstadt statt. Zu ihren Einzelausstellungen zählen: „Sama Guent Guii“ bei Stevenson in Johannesburg (2022); „The Citadel: a trilogy | Call me when you get there“ in der Galeria Lume in São Paulo (2021); „Léthé“ als Teil von „Rhe” bei Stevenson Amsterdam (2021) und „Call Me When You Get There“ in Kapstadt (2020). Niang hat an zahlreichen Gruppenausstellungen teilgenommen, darunter der „Sharjah Biennial 15: Thinking Historically in the Present“ (2023); „Currency: 8. Triennale der Fotografie Hamburg“ (2022); „DAK’ART OFF“, 14. Dakar Biennale, Senegal (2022) und „Dialoge im Wandel. Fotografien aus The Walther Collection“ in der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen (2022). Im Jahr 2017 führte Niang ein Residency-Programm mit dem Titel „Black Hole“ im „fifth-floor space“ von Stevenson Johannesburg durch. Die Residency nahm die Form eines Labors an, in dem sie diesen Begriff unter Verwendung von Video als Medium und Forschungsinstrument erforschte. Ihr erstes Künstlerbuch „The Citadel: a trilogy“, in dem sie ihre persönliche sowie analytische Beziehung zum Ort zum Ausdruck bringt, wurde 2022 von Mack Publishers in einer dreibändigen Ausgabe veröffentlicht.

  • Luana Vitra
  • (*1995, Belo Horizonte, Brasilien), Durban, Südafrika / Contagem, Brasilien
  • vorgeschlagen von Jochen Volz

Jury-Statement Jochen Volz: „Luana Vitra ist im brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais geboren und aufgewachsen, einer Region, die für ihre monumentalen Naturlandschaften bekannt ist, aber auch stark vom industriellen Bergbau geprägt ist. Daher hat sie immer wieder die verschiedenen Erscheinungsformen von Eisen und Ruß erlebt und untersucht in ihrer Praxis die psycho-emotionale Dimension von Landschaften. Ausgehend von Kompositionen, die sich aus einer Vielzahl von Materialien zusammensetzen, rekonfigurieren ihre Objekte und Installationen universelle Symbole und arbeiten andere Symbole heraus, die sich besonders auf die Eigenschaften der Materie konzentrieren, Poesie evozieren, Sichtweisen erörtern und politische Fragen aufwerfen.

Luana Vitras künstlerische Praxis sprengt konventionelle Grenzen und verbindet das Ätherische mit dem Irdischen. Ihr multidisziplinärer Ansatz verbindet Elemente von Skulptur, Performance und immersiven Installationen. Vitras Werke erforschen oft die symbiotische Beziehung zwischen Mensch und Natur und laden die Betrachter*innen ein, über ihre Verbindung zur Umwelt nachzudenken. Ich halte Luana Vitra für eine der herausragendsten neuen künstlerischen Positionen aus Brasilien und empfehle angesichts ihrer zunehmenden internationalen Präsenz dringend, eine Installation von ihr zu erwerben. Es ergeben sich interessante Dialoge mit Werken und Installationen aus der Kunstsammlung NRW, insbesondere im Hinblick auf das Vermächtnis von Joseph Beuys.“

Luana Vitras künstlerische Praxis, die sich zwischen Tischlerei (beeinflusst durch ihren Vater) und dem Gebrauch von Worten (beeinflusst durch ihre Mutter) bewegt, basiert auf Prozessen, die die physischen Qualitäten und subtilen Konturen der Materie erkennen und die psycho-emotionale Durchdringung von Landschaften erforschen.

Ihre Werke wurden in Institutionen wie dem Museu de Arte Moderna do Rio de Janeiro, der South London Gallery, dem Museu de Arte de São Paulo, dem Javett Art Centre an der Universität Pretoria und bei Framer Framed in Amsterdam ausgestellt.

  • Hajra Waheed
  • (*1980), Yogyakarta, Indonesien / Montreal, Kanada
  • vorgeschlagen von Oluremi C. Onabanjo

Jury-Statement Oluremi C. Onabanjo: „Hajra Waheed (*1980, lebt und arbeitet in Montréal/Kanada) ist eine multidisziplinäre Künstlerin, die sich mit der Beziehung zwischen Überwachung und den Netzwerken der Macht, die das Leben der Menschen strukturieren, auseinandersetzt und gleichzeitig die Entfremdung von vertriebenen Subjekten thematisiert, die von den Hinterlassenschaften kolonialer und staatlicher Gewalt betroffen sind. Ihre Arbeit ist eine raffinierte Synthese aus Abstraktion und kollektiven Formen der Autorenschaft, die sich die Kraft der affektiven und klanglichen Resonanz zunutze macht, um einzigartige Installationen zu schaffen. Ihre Mehrkanal-Klanginstallation Hum II (2023), die ich empfehlen möchte, war ein herausragender Beitrag zur Sharjah Biennale 15 (2023).“

Hajra Waheeds multidisziplinäre Praxis reicht von Malerei und Zeichnung bis hin zu Video, Sound, Skulptur und Installation. Mit ihrem Werk erforscht sie unter anderem den Zusammenhang zwischen Sicherheit, Überwachung und den verdeckten Netzwerken der Macht, die das Leben strukturieren, sowie die Traumata und die Entfremdung von Vertriebenen, die unter den Folgen kolonialer und staatlicher Gewalt leiden. Ihre Arbeiten zeichnen sich durch eine unverwechselbare Bildsprache und einen einzigartigen poetischen Ansatz aus. In ihren Werken, die sich durch eine unverwechselbare Bildsprache und einen einzigartigen poetischen Ansatz auszeichnen, dient das Alltägliche oft als Mittel zur Visualisierung des Tiefgründigen und die Landschaft als Medium zur Darstellung des menschlichen Kampfes und einer radikalen Politik des Widerstands und der Resilienz.

Zu ihren jüngsten Ausstellungen gehören: Tai Kwun Contemporary, Hong Kong (2024); Fragmentos, Espacio de Arte y Memoria, Bogotá (2024); Haus der Kulturen der Welt in Berlin (2023); Sharjah Biennal 15 (2023), CAM – Contemporary Art Museum St. Louis (2023); State of Concept Athens (2023); PHI Foundation for Contemporary Art in Montreal (2021); Portikus in Frankfurt am Main (2020); Centre Pompidou in Paris (2020); Lahore Biennale 02 (2020); British Museum in London (2019); The Power Plant in Toronto (2019); 57. Venedig Biennale (2017); 11. Gwangju Biennale (2016); BALTIC Centre for Contemporary Art in Gateshead (2016); KW Institute for Contemporary Art in Berlin (2015); La Biennale de Montréal (2014); Musée d’art contemporain de Montréal (2014); Herbert F. Johnson Museum of Art in Ithaca (2012) und der Fundació Antoni Tapies Foundation in Barcelona (2012).

Sie erhielt den Preis der Sharjah Biennial 15 (2023), den „Hnatyshyn Foundation Award“ (2022), den „Victor Martyn Lynch-Staunton Award“ für herausragende Leistungen als Künstlerin (2014); außerdem war sie Finalistin für den „Sobey Art Award“ (2016). Waheeds Werke sind in verschiedenen Sammlungen vertreten, darunter im Museum of Modern Art in New York, British Museum in London, National Gallery of Canada in Ottawa, Centre Pompidou in Paris, Art Institute of Chicago, Burger Collection in Zürich/Hongkong und bei der Devi Art Foundation in Neu-Delhi.

  • Wang Tuo
  • (*1984, Changchun, China), Peking, China
  • vorgeschlagen von Doryun Chong

Jury-Statement Doryun Chong: „Wang Tuo ist in Changchun im Nordosten Chinas geboren und aufgewachsen. Er studierte Naturwissenschaften und arbeitete nach seinem Bachelor-Abschluss zwei Jahre lang als Biologe in einem Labor. Danach beschloss er in die Fußstapfen seines Großvaters, eines Tuschezeichners, und seines Vaters, eines Ölmalers, zu treten. Er erwarb einen Master in Malerei an der Tsinghua Universität in Peking und einen Master of Fine Arts an der Boston University in den USA. Von 2015 bis 2017 war er Artist-in-Residence am Queens Museum in New York. Als mittlerweile etablierter Videokünstler hatte Wang zahlreiche Ausstellungen in Asien, den USA und Europa. 2023 wurde er für den Sigg Prize des M+ in Hongkong nominiert und ist derzeit im M+ in einer Gruppenausstellung mit fünf weiteren Künstler*innen vertreten.

Wang‘s Videoarbeiten unterlaufen lineare Erzählstrategien und basieren auf gebrochenen, vielschichtigen Narrationen. Er rekonfiguriert die Konventionen des populären Kinos, der Literatur und des Theaters und schafft fiktionalisierte Szenarien in realistischen Umgebungen, die von der Instabilität von Identität, Klasse und Beziehungen berichten. Er kombiniert die Strategien der Dramatisierung, des Dokumentarischen und des Reenactments, kritisiert die gewohnte und oft passive Akzeptanz von Medienbildern und deckt versteckte Bedeutungen, Geschichten und Ideologien auf. In seinen frühen Arbeiten hat er das Verhältnis von Live-Aktionen, die von professionellen Schauspieler*innen nach seinen Drehbüchern aufgeführt wurden, und appropriierten Handlungen und Zitaten aus Filmklassikern wie „Wenn der Postmann zweimal klingelt“ (1981) und „Persona“ (1966) vermischt und destabilisiert.

Das mit den Sigg Preis ausgezeichnete Epos „The Northeast Tetralogy“ (2018–2021), kann als sein erstes Hauptwerk betrachtet werden. Es umfasst vier Bewegtbildarbeiten, die verschiedene Realitäten aus inoffiziellen Archiven, moderner Geschichte, Mythen, schamanischer Kultur und Literatur miteinander verweben.

In seiner jüngsten Arbeit, einer zweiteiligen Videoinstallation „The Second Interrogation“, die von der Kritik hoch gelobt wurde, thematisiert Wang die verschwimmenden Grenzen zwischen (Selbst-) Zensur, staatlicher Macht- und im Anschluss an die historische Ausstellung „China/Avantgarde“ (1989) – der gesellschaftlichen Bedeutung von künstlerischen Ausdrucksformen im zeitgenössischen China. Seine kontinuierliche und wachsende erzählerische und filmische Auseinandersetzung mit der modernen (Kunst-)Geschichte Chinas zeichnet Wang als einen besonders mutigen und reflektierten Künstler seiner Generation aus.“

Wang Tuo verwebt historische Fakten, kulturelle Archive, Fiktion und Mythologie zu spekulativen Erzählungen. Indem er seine Praxis mit dem Schreiben von Romanen gleichsetzt, inszeniert er Eingriffe in historische literarische Texte und kulturelle Archive, um Geschichten zu formulieren, die die Grenzen von Zeit und Raum, Fakten und Fantasie verwischen. Durch Film, Performance, Malerei und Zeichnung ist sein Werk eine kraftvolle Auseinandersetzung mit der modernen chinesischen und ostasiatischen Geschichte. Die mehrdimensionalen Chronologien, die er konstruiert und die mit auffälligen und versteckten Hinweisen durchsetzt sind, enthüllen die zugrundeliegenden historischen und kulturellen Kräfte, die in der Gesellschaft wirken. Wangs oft verstörende und dramatische Arbeiten entwirren das kollektive Unbewusste und historische Traumata durch Erkenntnisse der historischen Forschung. In seinen neueren Arbeiten kritisiert er die zeitgenössischen Bedingungen der Zensur, insbesondere das Spannungsverhältnis zwischen Künstler*innen und Autorität.

Wang hatte zuletzt Einzelausstellungen im UCCA in Peking, in der Present Company in New York, im Salt Project in Peking und im Taikang Space in Peking. Er war u.a. an Gruppenausstellungen im M+ Museum in Hongkong, im Nationalmuseum für Moderne und Zeitgenössische Kunst in Seoul, in der Julia Stoschek Foundation in Düsseldorf; in der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden, im Queens Museum in New York, im Kino der Kunst in München, im Zarya Center for Contemporary Art in Wladiwostok, in der Incheon Art Platform in Incheon, in der Power Station of Art in Shanghai, im OCAT in Shenzhen und Shanghai, im Times Museum in Guangzhou und im National Taiwan Museum of Fine Arts in Taichung beteiligt. Er gewann den China Top Shorts Award und den Outstanding Art Exploration Award des Beijing International Short Film Festival 2018. Wang ist außerdem Preisträger des Three Shadows Photography Award 2018 und des Youth Contemporary Art Wuzhen Award 2019. Im Rahmen des OCAT x KADIST Media Artist Prize 2020 erhielt er einen Forschungsaufenthalt bei KADIST in San Francisco. Im Januar 2024 erhielt er den Sigg Prize 2023 für seine mehrkanalige Installation „The Northeast Tetralogy“ (2018–2021).

Kuratorium

  • Prof. Dr. Susanne Gaensheimer
  • Direktorin
  • Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen
  • Dr. Vivien Trommer
  • Sammlungsleiterin
  • Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen
  • Leopold Freiherr von Diergardt
  • Vorstand
  • Freunde der Kunstsammlung
  • Gabriel Sulkowski
  • Vorstand
  • Freunde der Kunstsammlung
  • Anna-Alexandra Pfau
  • Beirat
  • Freunde der Kunstsammlung

K21 Global Art Award 2023

Senzeni Marasela
Preisträgerin
2023

Mehr