Andre, Carl
*1935

1935 geboren in Quincy, Massachusetts
1951–1953 Studium an der Philips Acadamy in Andover, Massachusetts
1957 Umzug nach New York
1960–1964 als Bremser und Schaffner bei der Pennsylvania Railroad tätig
1965 erste Ausstellung in der Tibor de Nagy Gallery, New York
1966 Beteiligung an der Ausstellung „Primary Structures. Younger American and British Sculptors”, The Jewish Museum, New York
1968 erste Einzelausstellung in Deutschland, Städtisches Museum Mönchengladbach
1969 Beteiligung an der Ausstellung „Live in your head: When Attitudes become Form“ in der Kunsthalle Bern mit Stationen in Krefeld und London
1978 erste Retrospektive mit Stationen u.a. in Austin, Cincinnati und Chicago; Teilnahme an der „38. Biennale“, Venedig
1982 Teilnahme an der „documenta 7“, Kassel
2011 ausgezeichnet mit dem Roswitha Haftmann-Preis
2014 bis dato umfangreichste Retrospektive „Carl Andre: Sculpture as Place, 1958–2010” in der Dia Art Foundation, Beacon, N.Y.
2015 wird in die American Academy of Arts and Sciences gewählt

Carl Andre lebt und arbeitet in New York

Auswahl

Wolke & Kristall / Blei Leib Leid Lied, 1996

2 x 144 Blöcke aus Blei
je 10 x 10 x 10 cm, Gesamtmaß variabel


© VG Bild-Kunst, Bonn 2021, Foto: Achim Kukulies

144 kleine Bleiwürfel sind dicht an dicht zu einem flachen Quader auf dem Boden zusammen gelegt, weitere 144 Blöcke sind je nach Aufbausituation frei im Raum verteilt. Formal erfüllt das Werk „Wolke & Kristall/ Blei Leib Leid Lied“ alle von der Minimal Art geforderten Prinzipien zur Reduktion der individuellen Autorschaft wie die Verwendung von industriell gefertigten Materialien und geometrischen Grundformen oder Fertigung einer Handlungsanweisung zum Aufbau anstelle einer künstlerischen Schöpfung. 

Der Titel dagegen ist reich an metaphorischen Anspielungen. Er schafft zum einen eine Parallele zwischen physikalischen Ordnungsprinzipien in der Natur und der Struktur des Werks. Zum anderen bildet der Untertitel eine zungenbrecherische Wortfolge, die entgegen aller minimalistischen Strenge auf menschliche Zusammenhänge anspielt und Carl Andres Auseinandersetzung mit der Dichtung zeigt. Das Werk entstand kurz nach dem Tod Konrad Fischers, Carl Andres langjährigem Galeristen in Düsseldorf. Mit ihm eröffnete Fischer 1967 seine legendäre Galerie und es war eine neue Ausstellung in Vorbereitung, als Fischer 1996 verstarb. So ist das Werk Nachruf und Hommage auf den Freund und Wegbereiter zugleich.