Provenienzforschung

Foto: Kunstsammlung NRW

Die Erforschung der Herkunft der Kunstwerke, der Werdegang eines Gemäldes, einer Zeichnung, einer Skulptur oder eines anderen Werks, gehört zu den zentralen Aufgaben jedes Museums und aller öffentlichen Sammlungen. Das Schicksal eines Werkes seit seinem Entstehen kann Aufschluss über seine Bedeutung geben. 

Ausgangslage

Die als Provenienzforschung bezeichnete Wissenschaft erhielt – bezogen auf die Bestände der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen – besondere Bedeutung mit der Washingtoner Erklärung der „Jewish Claims Conference“ vom Dezember 1998. Es folgte eine „Erklärung der Bundesregierung, der Länder und der kommunalen Spitzenverbände zur Auffindung und zur Rückgabe NS-verfolgungsbedingt entzogenen Kulturgutes, insbesondere aus jüdischem Besitz“. Die Museen und öffentlichen Sammlungen haben sich damit verpflichtet, die Provenienzforschung besonders auf die Werke in ihrem Bestand zu richten, die die Besitzer*innen in den Jahren zwischen 1933 und 1945 gewechselt haben. 

Auch in der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen war und ist die Recherche zur Provenienz ihrer Bestände ein zentrales Aufgabengebiet. Bereits Gründungsdirektor Werner Schmalenbach bemühte sich, die Herkunft der ihm anvertrauten und von ihm erworbenen Werke zu klären. Seine Arbeit setzten die ihm nachfolgenden Leitungen aktiv fort. 

Seit 2017 engagiert sich die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen unter der Leitung von Prof. Dr. Susanne Gaensheimer für tiefgreifende Provenienzforschungen. Im Mittelpunkt steht die sorgfältige Aufarbeitung der Herkunft einzelner Werke und ihrer Geschichten. Dabei arbeitet die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen mit internationalen Expert*innen zusammen und wird von der Koordinationsstelle für Provenienzforschung in Nordrhein-Westfalen fachlich begleitet. 

„Die Provenienzforschung im Bereich der Sammlung gehört zu unseren wichtigsten Aufgaben“, so Direktorin Susanne Gaensheimer. „Die Gründung der Kunstsammlung im Jahr 1960 war nicht nur eine Hommage an das Werk von Paul Klee, sondern auch Ausdruck des Bemühens um Wiedergutmachung nach den Verbrechen des Nationalsozialismus. Die Auseinandersetzung mit dieser Vergangenheit und die Verantwortung, die damit einhergeht, prägen unsere Arbeit bis heute.“

Vorgehen 

Die Forschungen zur Provenienz wurden durchgeführt von Volkmar Essers, Gesa Jeuthe Vietzen, Isgard Kracht, Anette Kruszynski sowie im Fall der Werke des Künstlers Paul Klee von Stefan Frey. Für die Recherchen stand zwischen 2009 und 2012 finanzielle Unterstützung der Berliner Arbeitsstelle für Provenienzforschung (heute: Deutsches Zentrum Kulturgutverluste) zur Verfügung. Das ermöglichte eine systematische Überprüfung der Bestände: So wurden die mit dem Erwerb angelegten Bildakten der Kunstwerke gesichtet, in denen unter anderem Briefwechsel und Fotografien aufbewahrt werden. Bildrückseiten wurden untersucht, um Etiketten und andere Aufschriften auszuwerten. Schließlich führten umfassende und gezielte Literatur- und Archivstudien im In- und Ausland zu zahlreichen Provenienzhinweisen. 

Die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen legt großen Wert auf Transparenz. Alle Ergebnisse wurden und werden in einer eigens konzipierten Datenbank zusammengeführt. Im Jahr 2012 hat die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen alle Sammlungswerke mit offenen oder unklaren Besitzverhältnissen zwischen 1933 und 1945 in der Lost Art-Datenbank registriert. Seit Sommer 2024 sind die Ergebnisse der Forschungsarbeit auch auf der Plattform Sammlung Online öffentlich zugänglich und werden fortlaufend ergänzt und aktualisiert.
 

Für Rückfragen sprechen Sie uns gern an:
Dr. Vivien Trommer
Sammlungsleiterin
trommer@kunstsammlung.de 

Weiterführende Informationen erhalten Sie über:
Koordinationsstelle für Provenienzforschung in Nordrhein-Westfalen (KPF.NRW)
Bachstraße 5-9
53115 Bonn

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