Herrera, Carmen
1915 – 2022

1915 geboren in Havanna, Kuba
1925–1928 erhält Zeichenunterricht
1929 einjähriger Schulaufenthalt in Paris
1933–1938 studiert am Instituto de la Habana
1939 Heirat mit Jesse Loewenthal, Umsiedlung nach New York
1943 bis 1947 ist Kunststudentin an der Art Students League, New York
1948–1953 lebt in Paris
1949 wird Mitglied im Salon des Réalités Nouvelles, stellt dort regelmäßig aus; Bekanntschaft mit international anerkannten Künstlern
1950 erste Einzelausstellung im Lyceum and Lawn Tennis Club, Havanna; gleichzeitig auch erste Ausstellung abstrakter Werke in Kuba
1954 Rückkehr nach New York
1955 zweite Einzelausstellung in der Eglinton Gallery in Toronto
1956 erste Einzelausstellung in New York in der Galería Sudamericana
1965 Bekanntschaft mit dem Künstler Leon Polk Smith
1971 erhält die amerikanische Staatsbürgerschaft
1979 Einzelausstellung im Institute of International Education in New York
1980–2000 Teilnahme an zahlreichen Gruppenausstellungen; verschiedene Einzelausstellungen
2000 Ehemann Jesse Loewenthal stirbt
2005 Wendepunkt in ihrer Karriere, durch Besprechungen ihrer Ausstellung in der New York Times wird das Schaffen erstmals international wahrgenommen
2010 erste Einzelausstellung in Europa in der Ikon Gallery in Birmingham, England und im Museum Pfalzgalerie Kaiserslautern
2016 Whitney Museum of American Art, New York zeigt umfassende Ausstellung
2018 Retrospektive in der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf

Carmen Herrera lebt und arbeitet in New York

Auswahl

Alpes, 2015

Acryl auf Leinwand, 2-teilig
304,8 x 182,8 cm


Erworben 2017

© Carmen Herrera, 2020, Foto: Achim Kukulies, Düsseldorf

Die kubanisch-amerikanische Künstlerin Carmen Herrera ist eine der Pionierinnen der geometrischen Abstraktion in Amerika. Ihre klar komponierten Farbflächenbilder repräsentieren einen unverkennbaren, auf Reduktion basierenden Stil.

Die 1915 in Havanna geborene Künstlerin gehört dabei zu den meist übersehenen Malerinnen des 20. und 21. Jahrhunderts. Obwohl ihre Arbeiten zur Zeit ihrer Entstehung in Paris und New York ausgestellt wurden, erhielten sie ungleich weniger Aufmerksamkeit als Werke von männlichen Künstlern wie Barnett Newman, Ellsworth Kelly oder Frank Stella. Die Objekthaftigkeit ihrer Werke verrät die architektonische Ausbildung der Künstlerin. „Ich würde nicht so malen, wie ich es tue, wenn ich nicht Architektur studiert hätte. Dort lernte ich, abstrakt zu denken und wie ein Architekt zu zeichnen“, erklärt Herrera. Diese Neigung ist auch in der Arbeit „Alpes“ erkennbar, die sich aus zwei bis auf die Einfassungen bemalten Leinwänden zusammensetzt.

Untitled, 2015

Acryl und Bleistift auf Papier
92,7 x 62,2 cm


Erworben 2017

Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf, Foto: Lisson Gallery, London/New York

Das Werk „Untitled“ (2015) ist ein großzügiges Geschenk von Carmen Herrera und der Lisson Gallery, New York. Die unbetitelte Arbeit auf Papier komplettiert den Bestand an Werken der Künstlerin. Für die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen wurde mit den Erwerbungen aus dem Jahr 2017 eine Lücke im Sammlungsschwerpunkt der US-amerikanischen Kunst der Nachkriegszeit geschlossen – zugleich besitzt die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen nun den größten Herrera-Bestand in einem deutschen Museum.

Some Blue Some White, 1992

Acryl auf Leinwand
106,7 x 106,7 cm


Erworben 2017

Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf, Foto: Achim Kukulies, Düsseldorf

Das Gemälde “Some Blue Some White” war ebenso wie die plastische Arbeit “Estructura Roja“ (1966/2012) in der Ausstellung „Carmen Herrera. Lines of Sight“ zu sehen, die im K20 2017 etwa 70 aus verschiedenen zeitlichen Phasen stammende Werke versammelte.

Alle gezeigten Arbeiten veranschaulichen ihre konsequente und sich über Jahre wenig verändernde Arbeitsweise, die die Künstlerin (geb. 1915) schon in den 1950er Jahren entwickelte: geometrische, reduzierte Formen, ins Gleichgewicht gebrachte Komposition, Zweifarbigkeit, flächiger Auftrag. Farbe, Formen und Oberflächen bilden in ihrem Werk eine ausbalancierte Gesamtheit.

Estructura Roja, 1966/2012

Autolack auf MDF
76,5 x 137 x 15,4 x 15,4 cm


Erworben 2017

Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf, Foto: Lisson Gallery, London/New York

In der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen war das Schaffen der kubanisch-amerikanischen Künstlerin Carmen Herrera bis 2017 nicht präsent. Die „Estructura Roja“ (1966/2012) gehört zu einer in den 1960er Jahren entstandenen Werkgruppe der freistehenden Skulpturen, die nach Vorzeichnungen konstruiert wurden.

Herrera konnte ihre dreidimensionalen „Estructuras“ (Strukturen) dank eines Stipendiums der CINTAS Foundation, die außerhalb von Kuba lebende kubanische Künstler unterstützt, in Zusammenarbeit mit einem Tischler umsetzen. Die schon zuvor erkennbare Objekthaftigkeit ihrer Werke kommt hier besonders stark zur Geltung und verrät die architektonische Ausbildung der Künstlerin. Sie schnitt massive, einfarbige Formen so ein, dass in ihnen Keile negativen Raums entstanden – ein Motiv das sich bereits in ihren frühen Arbeiten aus der Pariser Zeit (1948-1953) vorfinden lässt.