Schwitters, Kurt
1887 – 1948

1887 geboren in Hannover
1908 Besuch der Kunstgewerbeschule in Hannover
1909–1914 Studium an der Kunstakademie in Dresden und in Berlin
1915 Rückkehr nach Hannover
1917 Militärdienst, dann als Maschinenzeichner bis Kriegsende tätig
1918 erste Ausstellungsteilnahme in der Galerie Der Sturm, Berlin; zwei Semester Studium der Architektur an der Technischen Hochschule, Hannover
1920 Beginn der Freundschaft mit Hans Arp und Raoul Hausmann; erstmals Teilnahme an einer Ausstellung der Société Anonyme, New York
1921 Ausstellung in der Galerie von Hans Goltz, München
1922 Teilnahme am Dada-Treffen in Weimar; Mitwirkung an Theo van Doesburgs Dada-Tournee in den Niederlanden
1927 gründet mit Willi Baumeister, César Domela und anderen den „ring neue werbegestalter“
1929 erste Reise nach Norwegen, in den folgenden Jahren alljährliche Aufenthalte
1930 Mitarbeit an der Zeitschrift „Cercle et Carré“ in Paris
1932 Mitglied der Gruppe „Abstraction-création“, Paris
1933 zunehmend längere Aufenthalte in Westnorwegen
1936 Teilnahme an den großen Ausstellungen „Cubism and Abstract Art“ und „Fantastic Art, Dada, Surrealism“ im Museum of Modern Art, New York
1937 verlässt Deutschland endgültig und lässt sich in Lysaker bei Oslo nieder; vier seiner Arbeiten werden in der Ausstellung „Entartete Kunst“ in München diffamiert, dreizehn weitere aus Museen entfernt
1940 Flucht nach Nordnorwegen und anschließend nach England, wo er bis 1941 interniert wird
1941 lässt sich in London nieder
1944 Ausstellung in der Modern Art Gallery, London
1945 Umzug nach Little Longdale bei Ambleside, Westmorland
1948 stirbt Kurt Schwitters in Ambleside

Merzbild 25 A. Das Sternenbild, 1920

Assemblage, Öl, Schnur, Holz, Blech, Gitter und Papier auf Pappe
104,5 x 79 cm


Foto: Walter Klein, Düsseldorf

Im Unterschied zu den politisch engagierten Dadaisten, denen er sich verbunden fühlte, vertrat Kurt Schwitters die Ansicht, dass Kunst höher als Politik einzustufen sei und zudem eine spirituelle Funktion erfülle.

Stilistisch stand der Künstler zwischen den romantisch-expressionistischen Idealen der Vorkriegszeit und dem strengen geometrischen Konstruktivismus der aufkommenden 1920er-Jahre. In Hannover entwickelte er ab 1919 seine MERZ-Kunst, deren Bezeichnung er aus dem Handelsnamen Commerz- und Privatbank abgeleitet hatte. „Das Sternenbild“, ein aus Fundstücken des Alltags montiertes Bild, symbolisiert den Aufbruch in eine neue Realität und kann – nach den Schrecken des Ersten Weltkrieges – als Beispiel für die heilende Kraft der Abstraktion verstanden werden. Massige Formen in Anlehnung an kubo-futuristische und konstruktivistische Stilelemente bestimmen die Kräfteverhältnisse im Werk. Schwitters entfremdet die verwendeten Materialien ihrer ursprünglichen Bestimmung und unterzieht sie einer Metamorphose. So werden sie zu geometrischen Elementen in einer autonomen Komposition; sie simulieren nicht Malerei, sondern stehen als eigenständige gestaltende Elemente für sich selbst. Der Konflikt zwischen kunstunwertem und künstlerischem Material ist zugunsten der reinen Gestaltung entschieden.

Mz 150. Oskar, 1920

Stoff und Papier auf Pappe
13,1 x 9,7 cm


Foto: Walter Klein, Düsseldorf

Mz 169. Formen im Raum, 1920

Netz und Papier auf Papier
18 x 14,3 cm


Foto: Walter Klein, Düsseldorf

Kleines Seemannsheim, 1926

Holz, Radspeichenfragment und Metall, genagelt auf Karton
70,2 x 55 x 14,5 cm


Foto: Walter Klein, Düsseldorf