Broodthaers, Marcel
1924 – 1976

1924 geboren in Sint-Gillis, Brüssel
1940 Besuch bei René Magritte
1945 Aufnahme des Kontakts zur Groupe Surréaliste-révolutionnaire
1957 Veröffentlichung eines ersten Gedichtbands und eines Films
1962–1963 Übersiedlung nach Paris; Arbeit als freier Journalist; Rückkehr nach Brüssel
1964 beginnt künstlerisch tätig zu sein, erste Einzelausstellung in der Galerie Saint-Laurent, Brüssel
1968 Gründung des Musée d‘Art Moderne, Department des Aigles
1970 Umzug nach Düsseldorf
1972 Übersiedlung nach London; Teilnahme an der „documenta 5“, Kassel
1976 stirbt Marcel Broodthaers in Köln

Section Publicité du Musée d’Art Moderne, Département des Aigles / Sektion Werbung des Museums für moderne Kunst, Abteilung der Adler, 1972

Installation
600 x 425 x 290 cm


© The Estate of Marcel Broodthaers / VG Bild-Kunst, Bonn 2021

1968 gründete Marcel Broodthaers in seinem Atelier in Brüssel die „Section Publicité du Musée d’Art Moderne“. Anschließend hat er in mehreren Ausstellungen unterschiedliche Abteilungen seines fiktiven Museums als raumgreifende Installationen realisiert. Die „Section Publicité“ des Museums entstand 1972 für die „documenta 5“ in Kassel. 

In einem kojenartigen Gehäuse wird vielfältiges Material präsentiert, das zu grundsätzlichen Überlegungen über den Status von Bildern anregt. Das majestätische Bildzeichen des Adlers spielt auf die von der Institution Museum vorgenommene Festschreibung von Original, Kopie und Reproduktion an. Die aus Hochkunst, Kunstgewerbe und Werbung stammenden Adlermotive treiben einer Subversion der Zeichen entgegen. An mehreren Stellen wird auf das Vorbild René Magritte verwiesen, der mit seinem „Ceci n’est pas une pipe“ / „Dies ist keine Pfeife“ unterschriebenen Bild einer Pfeife bereits 1929 die Kluft zwischen Zeichen und Bezeichnetem sinnfällig dargestellt hat. Broodthaers war Dichter, Schriftsteller und Antiquar, bevor er im Bereich der bildenden Kunst zu arbeiten begann. Sein Verständnis von Poesie als „Störung von Weltordnung“, von „Poesie als indirekte politische Frage“ hat sein ab 1964 entstehendes bildkünstlerisches Werk geprägt. Mit dem Wechsel von der Dichtung zur Bildkunst setzte Broodthaers auf die konkrete räumliche Erfahrung. Die Verräumlichung von sprachlichen und visuellen Zeichen betont zudem den jeweiligen örtlichen Kontext und plädiert radikal für eine offene und prozessuale Lesart von Kunst. Broodthaers‘ meisterhafte Art, Bezüge und Zeichen zirkulieren zu lassen, hat nachhaltigen Eindruck auf eine jüngere Künstlergeneration ausgeübt.