Kirkeby, Per
1938 – 2018

1938 geboren in Kopenhagen
1957−1964 Studium der Geologie und anschließende Promotion an der Universität Kopenhagen
1958 erste Expeditionen nach Grönland
1962 tritt der Künstlergruppe „Den Eksperimenterende Kunstskole“ bei
1964 erste Backsteinarbeiten
1965 dreijähriges Stipendium an der State Art Foundation
1971 Reise zu den Maya-Kulturen Mittelamerikas
1973 dreijähriges Stipendium des Statens Kunstfond
1974 erste Ausstellung in der Galerie Michael Werner, Köln
1976 Teilnahme an der „37. Biennale“, Venedig
1978−1989 Professur an der Kunstakademie Karlsruhe
1982 Teilnahme an der „documenta 7“, Kassel; Mitglied der dänischen Literaturakademie
1983 erste Bronzeskulpturen
1984 Teilnahme an der Gruppenausstellung „Von hier aus – Zwei Monate neue deutsche Kunst in Düsseldorf“ in der Messe Düsseldorf
1987 erhält die Thorvaldsen-Medaille der Königlich Dänischen Kunstakademie
1988−2000 Professur an der Städelschule in Frankfurt am Main
1992 Teilnahme an der „documenta 9“, Kassel
1994 Teilnahme an der „22. Biennale“, São Paulo
1995 entwirft einige Gebäude für die Stiftung Insel Hombroich, Neuss
2003 erhält den Herbert-Boeckl-Preis, Salzburg
2008−2009 große Retrospektive im Louisiana Museum of Modern Art, Humlebæk; Tate Modern, London; Stiftung Museum Kunstpalast, Düsseldorf
2012 große Ausstellung im BOZAR, Brüssel
2018 stirbt Per Kirkeby in Kopenhagen

Auswahl

Ohne Titel, 1991

Öl auf Leinwand
297,5 x 482 cm


Per Kirkeby ©Per Kirkeby, Courtesy Galerie Michael Werner Märkisch Wilmersdorf, Köln & New York 2020, Foto: Walter Klein, Düsseldorf

Malerei sei seine ganze Leidenschaft, sagt der promovierte Geologe Per Kirkeby, der auch Romane, Gedichte und Essays schreibt, Filme dreht, aus Backsteinen gemauerte Skulpturen und Bronzeplastiken schafft. Spricht Kirkeby über seine Malerei, bedient er sich des Vokabulars der Geologen, seine Bilder beschreibt er als „Summe von Strukturen“ und als „Sedimentation von dünnen Schichten“. 

Die Überlagerung der Malschichten ist für Kirkeby eine ebenso zentrale malerische Frage wie der Aufbau des Bildes, das Ausbalancieren der Farbflächen und -formen und seine Komposition. In den Gemälden der 1990er-Jahre fügt er leichtere, ausfransende und lasierend aufgetragene Farbflächen zueinander und kontrastiert die typischen erdigen Naturtöne mit leuchtend hellen Farben. Obwohl dieses Gemälde, anders als viele Bilder Kirkebys, nicht betitelt ist, versucht das Auge Formen gegenständlich zu lesen, Landschaft zu sehen und zu ordnen. Diese Verführbarkeit des Auges macht Kirkeby uns bewusst. Seine auf den ersten Blick expressiv wirkenden Bilder stehen somit nicht in der Tradition von subjektiver Ausdruckskunst. Es sind Inszenierungen von Strukturen, die dem Persönlichen übergeordnet sind: „Wirklich große Kunst“, so Kirkeby, habe stets „ein bisschen etwas von Anonymität.“ Diese Absage an den „bemühten, extrovertierten  Originalitätsanspruch“, den Kirkeby „immer etwas kleinkariert, unangenehm, penetrant und eigentlich unerträglich“ findet, kennzeichnet die große Eigenständigkeit seiner malerischen Position, die Klassizität seiner Bilder.