Nontsikelelo (Lolo) Veleko

Wie es zur Ausstellung kam?

Der K+ Digital Guide zur Ausstellung „Dialoge im Wandel. Fotografien aus The Walther Collection“ zeigt die Entwicklung der Fotografie als eine Geschichte transnationaler Parallelen und Widersprüche. Wichtiger Ausgangspunkt für die Ausstellung ist die 2010 von Okwui Enwezor (1963–2019) kuratierte Gruppenausstellung „Momente des Selbst: Porträtfotografie und soziale Identität“ in The Walther Collection (Neu-Ulm).

Susanne Gaensheimer, Direktorin der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, spricht über die Ausstellung „Dialoge im Wandel. Fotografien aus The Walther Collection“ im K21

 
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Bild und Selbst-Bild in einer globalen Welt

Die zusammengestellten Fotografien decken das ambivalente – und sich wandelnde – Verhältnis zwischen Bild und Selbstbild, Porträt und sozialer Identität, Darstellung und Inszenierung auf. Es zeigen sich Bezüge zwischen den Anfängen ethnografischer Dispositive während der Kolonialzeit, der selbstbestimmten Studiofotografie vor, während und nach den Unabhängigkeitsbewegungen und dem visuellen Aktivismus der konzeptuellen Bildprojekte einer jüngeren Generation von Künstler*innen im 21. Jahrhundert.

S. J. Moodley

  • Nontsikelelo (Lolo) Veleko

  • Nontsikelelo (Lolo) Veleko

  • Nontsikelelo (Lolo) Veleko

  • Sabelo Mlangeni

  • Samuel Fosso

  • Samuel Fosso

  • Yto Barrada

  • Rotimi Fani-Kayode

  • Kudzanai Chiurai

Mwangi Hutter

Mwangi Hutter, Künstler*innen Duo, erweitern den K+ Digital Guide mit einer neu produzierten künstlerischen Videointervention

Die ausgewählten Werke fordern auf, die gängigen westlichen Vorstellungen und weißen Konstruktionen vom Kontinent Afrika kritisch zu hinterfragen. Sie kritisieren das Konzept des ‚Anderen‘, das Konstrukt des Rassismus und die Reproduktion von jahrhundertealten Fremdzuschreibungen. So engagieren sie sich für mehr Empathie, Sichtbarkeit, Respekt und Aufmerksamkeit im sozialen Zusammenleben.

Zanele Muholi

Zanele Muholi

Künstlerische Positionen
 
Samuel Fosso

Künstler Samuel Fosso spricht über seine Werke in der Ausstellung

2
(Un)sichtbare Spuren der Geschichte

In den ausgewählten Fotografien steht der Lebensraum des Menschen im Fokus: Der bebaute Raum, die verdichteten Strukturen lebendiger Großstädte oder die weite, leere Landschaft. Die Werke Sammy Baloji, David Goldblatt, Jo Ractliffe, Guy Tillim, Em’kal Eyongakpa und Theo Eshetu zeigen die Auswirkungen von Ideologie und Politik auf Landschaft und Architektur in Kongo, Südafrika, Angola, Kamerun und Äthiopien.

Sammy Baloji

Architekturen werden als Symbole und Agenten sozialer Ordnung, öffentliche Plätze als utopische oder gescheiterte Denkräume der Freiheit und Selbstverwirklichung ins Bild gesetzt. Zugleich hinterlassen geopolitische Verschiebungen, die Unterwerfung lokaler Territorien durch Krieg und Gewalt ihre (un)sichtbaren Spuren.

  • David Goldblatt

  • David Goldblatt

  • David Goldblatt

  • Jo Ractliffe

  • Jo Ractliffe

  • Jo Ractliffe

  • Jo Ractliffe

  • Jo Ractliffe

  • Jo Ractliffe

  • Guy Tillim

  • Guy Tillim

Die Fotografien agieren aber auch als Zeugnisse von Erinnerungen, als Spiegelbilder eingeschriebener Ideologien und als Bühne für die Darstellung von individuellen und kollektiven Geschichten. Eshetus Arbeiten verbinden Spiritualität und Ritual mit christlicher Religionslehre und dem Weltlichen.

Em’kal Eyongakpa

Die Fotografien werden zu psychologischen Studien von sozialen Zwischenräumen, hybriden Identitäten, geopolitischen Verschiebungen und (post)kolonialen Auseinandersetzungen und zeugen von tiefer Spiritualität.

Künstlerische Positionen
Theo Eshetu

Künstler Theo Eshetu spricht über seine Werke in der Ausstellung

Theo Eshetu

3
Persönliche Verortungen in zeitgenössischen Fotografien

Vor dem Horizont post- und dekolonialer Gegenwartsdiskurse ermöglichen die fotografischen Werke von Délio Jasse, Lebohang Kganye, Mame-Diarra Niang und Dawit L. Petros einen sinnlich-poetischen Zugang zu einem individuellen und transnationalen Blick auf das Selbst.

Delio Jasse

Delio Jasse

Sie reflektieren die Auswirkungen sozio-kultureller, ökonomischer und politischer Veränderungen und setzen sich mit dem Einfluss kapitalistischer Systeme auf den urbanen Raum, mit kollektiven Erinnerungskulturen und Migrationsbewegungen auseinander. Mit digitalen Techniken erweitern sie das Feld des Fotografischen, um die Auswirkungen sozio-kultureller, ökonomischer und politischer Veränderungen in einer globalisierten Welt zu reflektieren.

Lebohang Kganye

Lebohang Kganye

Lebohang Kganye

Die Werke einer um 1980 geborenen Generation demonstrieren einen zeitgenössischen Paradigmenwechsel. Sie geben Einblick in die gegenwärtigen Möglichkeiten und komplexen thematischen Verdichtungen einer vielstimmigen, subjektiven und engagierten Fotografie aus afro-diasporischer Perspektive.

Mame-Diarra Niang

Mame-Diarra Niang

Künstlerische Positionen

Dawit L. Petros

4
Blick zurück
Sozialer Wandel im Spiegel der Fotografie

Seydou Keïta

Im Dialog von Seydou Keïta (1923–2001) und August Sander (1876–1964) werden die soziokulturellen Unterschiede und Ähnlichkeiten von zwei gegensätzlichen Momenten des 20. Jahrhunderts deutlich. Zeitgleich weisen die Posen und Gesten darauf hin, dass die Porträtierten sowohl Spiegel als auch Motor von kollektiven Geschichtsschreibungen sind.

Studioporträts von Seydou Keïta
  • Seydou Keïta

  • Seydou Keïta

  • Seydou Keïta

  • Seydou Keïta

  • Seydou Keïta

  • Seydou Keïta

  • Seydou Keïta

1950er

In seinem 1948 gegründeten Fotostudio hat Seydou Keïta einen Querschnitt der Gesellschaft Bamakos ab- gebildet, wenige Jahre bevor Mali die Unabhängigkeit erlangte. Seine formalen, kunstvollen Kompositionen prägten das neue Bild des (post)kolonialen Afrikas und zeugen von der wachsenden Bedeutung der Fotografie als Medium einer emanzipierten Selbstdarstellung: Von Keïta fotografiert zu werden, bedeutete ‚Bamakois‘ zu sein – als schön und kosmopolitisch angesehen zu werden.

1920er

Das fotografische Bild wurde zum Werkzeug der Repräsentation des Selbst, ähnlich wie in August Sanders umfassender Kulturstudie „Antlitz der Zeit“, die – fotografiert während der Weimarer Republik – gleichzeitig die Individualität der Porträtierten und die Merkmale von gesellschaftlichen Milieus, Berufen, Geschlechtern und Generationen herausstellt. Die spätere Gliederung seines Hauptwerks „Menschen des 20. Jahrhunderts“ deutet sich hier bereits an.

„Antlitz der Zeit“ von August Sander
  • August Sander

  • August Sander

  • August Sander

  • August Sander

  • August Sander

  • August Sander

  • August Sander

Brian Wallis

Kurator Brian Wallis spricht über Gebrauchs- und Alltagsfotografien in The Walther Collection

Einblick: Macht der Fotografie
Tamar Garb

Tamar Garb, Professorin für Kunstgeschichte am University College London, spricht über ausgewählte historische Fotografien in The Walther Collection

5
Blick zurück
Serielle Experimente mit dem Medium der Fotografie

Analog zu den kulturübergreifenden Prinzipien, die August Sander und Seydou Keïta verbinden, findet in den Experimenten der drei gegenübergestellten Positionen eine diskursive Reflexion über konzeptionelle Ansätze statt, die von typologischen, taxonomischen und seriellen Arbeitsweisen geprägt sind.

Malick Sidibé
  • Malick Sidibé

  • Malick Sidibé

  • Malick Sidibé

  • Malick Sidibé

  • Malick Sidibé

  • Malick Sidibé

  • Malick Sidibé

1960er

In Bamako, Mali, wurde Malick Sidibé (1935/36-2016) Anfang der 1960er Jahre zum Chronisten einer Gesellschaft am Beginn ihrer Unabhängigkeit: In den Clubs oder am Strand des Niger fotografierte er die tanzende und feiernde Jugend, in seinem Studio porträtierte er selbstbewusste und kosmopolitische Bürger*innen. In seiner Serie „Vues de Dos“ wenden sich die Porträtierten von der Kamera ab oder blicken zurück und treten mit den Betrachter*innen in Kontakt, ohne ihre eigene Handlungsmacht und Unabhängigkeit einzugrenzen.

1970er

Im Nigeria der 1970er Jahre schuf J.D. 'Okhai Ojeikere (1930–2014) ein historisches Archiv, in dem sich Traditionen und alltägliche Praxis berühren: Mehr als 1000 Fotografien sind die Grundlage seiner typologischen Studie über das Kunsthandwerk des Haarflechtens, das in den Jahren nach der Unabhängigkeit als Symbol kollektiver Erinnerungskultur und nationaler Identität neue Bedeutung gewann.

J.D. 'Okhai Ojeikere
  • J.D. 'Okhai Ojeikere

  • J.D. 'Okhai Ojeikere

  • J.D. ‘Okhai Ojeikere

  • J.D. 'Okhai Ojeikere

  • J.D. 'Okhai Ojeikere

  • J.D. 'Okhai Ojeikere

  • J.D. 'Okhai Ojeikere

  • J.D. 'Okhai Ojeikere

  • J.D. 'Okhai Ojeikere

Etwa zeitgleich begannen Bernd (1931–2007) und Hilla Becher (1934–2015) veraltete Industriebauten als Symbol einer postindustriellen Landschaft fotografisch zu dokumentieren: Fördertürme, Gasbehälter und Wasserspeicher in Deutschland wurden nach Typen geordnet und zu Rastern zusammengestellt, um den Blick auf die Form als Reflexion ihrer Funktion zu schärfen und die Vielfalt ihrer funktions-, orts- und materialspezifischen Details herauszuarbeiten.

Bernd & Hilla Becher

Bernd & Hilla Becher

Maria Müller-Schareck

Ko-Kuratorin Maria Müller-Schareck spricht über die historischen Zeitkapseln in der Ausstellung

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Artur Walther und The Walther Collection

Die Ausstellung „Dialoge im Wandel. Fotografien aus The Walther Collection“ wurde in enger Zusammenarbeit mit dem Team der The Walther Collection konzipiert und kuratorisch von Renée Mussai begleitet. Ohne das sensible Feingefühl, das profunde Wissen und das internationale Netzwerk des Stiftungsgründers Artur Walther wäre eine Ausstellung mit dieser historischen Verdichtung und zeitgenössischen Relevanz nicht möglich gewesen.

Artur Walther

Artur Walther, Sammler und Gründer der The Walther Collection, spricht über afrikanische Fotografie