

For Bilbao, 2019
Über Jenny Holzer
Mit ihrer Kunst regt Jenny Holzer (geboren 1950 in Gallipolis / Ohio, USA) zur Auseinandersetzung mit gegensätzlichen Ansichten und gesellschaftlichen Strukturen an. In unterschiedlichen Medien und immer neuen Herangehensweisen verleiht sie ihren Texten und Themen einen kraftvoll visuellen Ausdruck. Seit den 1970er Jahren entfalten ihre Kunstwerke in den Straßen der Stadt, im Alltag und im Museum ihre Wirkung.

Aus der Textserie Survival (1983–85), 1985
Die Serie der „Truisms“ hat Jenny Holzer 1977 in New York City begonnen. Dafür ließ sie kurze Texte wie vermeintliche Tatsachenbehauptungen in schwarzer Schrift auf weißes Papier drucken. Zunächst zeigte sie die „Truisms“ als anonyme Straßenplakate, die anregen sollten, verinnerlichte Ansichten zu bestätigen oder zu überprüfen.

Aus der Textserie Inflammatory Essays, (1979–82), 1983
Im Laufe der Jahre entwickelte Jenny Holzer die längeren „Inflammatory Essays“, die sogenannten aufrührerischen Aufsätze. In jeweils einhundert Wörtern sind Aussagen formuliert, die auf politischen und künstlerischen Manifesten beruhen und zum Nachdenken über Intoleranz, Idealismus, Gewalt, Konsum, Aktivismus, Geschlechterbeziehungen und Machtmissbrauch anstoßen. Diese Texte, die Jenny Holzer 1979 zuerst in Buchform veröffentlicht hat, druckte sie auf farbige Papierbögen. Als Einzelplakate kommentierten sie Orte in der Stadt und in der Vorstellungswelt. Als Plakatinstallationen formen sie ein buntes Mosaik und machen jeden Ort zum Diskussionsort.

It Is Guns, 2019
Seitdem präsentiert Jenny Holzer ihre eigenen und fremde Texte in einer Vielzahl von Medien – darunter T-Shirts, Mützen, Kondomverpackungen, Stempel, Poster, LED-Laufschriften, Lichtprojektionen, Sitzbänke, Veröffentlichungen in den sozialen Medien, Werbeplakate und Lastwagen, die durch die Städte fahren. So finden ihre Texte Eingang in verschiedene Lebenswelten und Diskussionszusammenhänge.
Aus der Textserie Survival, (1983–85), 2023
In raumgreifenden LED-Skulpturen verhandelt Jenny Holzer Themen wie Krieg, Gewalt, Zärtlichkeit und Terrorismus. Die Präsentationsform arbeitet mit den Konventionen von öffentlichen Nachrichten- und Werbemedien und setzt individuelle Empfindungen und Verletzbarkeit dem allgegenwärtigen und oft aggressiven Informationsfluss des Alltags entgegen. Eines der LED-Werke in dieser Ausstellung präsentiert gesammelte Texte über den Krieg in der Ukraine.

Heap, 2012
Ihre Steinbänke, die seit 1986 entstehen, beziehen sich auf die Traditionen der Marmorskulptur und des angewandten Designs. Diese Arbeiten, deren eingemeißelte Inschriften oft die Auswirkungen des Krieges auf die Menschen thematisieren, erscheinen als Symbole der Erinnerungskultur und Objekte des gesellschaftlichen Gebrauchs.

Truisms: A relaxed man…, 1987
Das Grauen des Krieges, darunter die Vergewaltigungen im ehemaligen Jugoslawien, begegnet den Besucher*innen in einer Skulptur aus menschlichen Knochen. Mit dem Werk knüpft Jenny Holzer an die Ikonografie von Tod und Massenmord an und ruft Erinnerungen an historische Darstellungen wach. Einige Knochen sind mit gravierten Silberbändern umfasst. Die Texte beschreiben Vergewaltigungstaten aus den Perspektiven der Täter, Opfer und eines*r Beobachter*in.

Protect Protect metal, 2023
Seit 2005 arbeitet Jenny Holzer an Ölgemälden, die auf freigegebenen Geheimdokumenten von US-Regierungsbehörden basieren. Die Quellen berichten über militärische Operationen in Afghanistan und im Irak, über Folterstrategien in Gefangenenlagern und über politisch-sensible Regierungstreffen. Es handelt sich um Aktennotizen, Grafiken zu Militäroperationen, diplomatische Mitteilungen, Vernehmungsprotokolle, Autopsieberichte und Vermerke über Inhaftierte. Die Dokumente werden von Nicht-Regierungsorganisationen wie dem National Security Archive oder der American Civil Liberties Union unter Berufung auf das Gesetz auf Informationsfreiheit öffentlich zugänglich gemacht. Vor der Veröffentlichung werden die Dokumente von der US-Regierung jedoch geschwärzt. Einzelne Textstellen, Abbildungen und ganze Seiten werden mit dicken schwarzen Balken und Ausradierungen unkenntlich gemacht. Das wirft die Frage auf, welcher Grad an Schwärzung nötig ist, um Menschen und das Recht auf Privatsphäre zu schützen und Regierungsmaßnahmen und -versäumnisse im öffentlichen Interesse transparent offenzulegen.

HELP NEEDED:, 2020 (Detail)
Jenny Holzer hat die Dokumente in vielfarbige Gemälde übersetzt, die mit Ölfarbe und Blattmetall ausgeführt sind. Durch die künstlerische Strategie und den souveränen Einsatz malerischer Möglichkeiten sind Werke entstanden, die sich zwischen dem Dokumentarischen und Ästhetischen bewegen und in denen sich konzeptuelle Strenge mit dem visuellen Reichtum des Abstraktem Expressionismus und der Farbfeldmalerei verbindet. Widersprüchliche Sichtweisen und Handlungen, sowie die Grundsätze demokratischer Gesellschaften sind das Thema in dieser Werkgruppe.

When you expect fair play…, mit Lady Pink, ca. 1983 – 84
Die Ausstellung wird durch Jenny Holzers Zusammenarbeit mit der Graffiti-Künstlerin Lady Pink erweitert, so dass die provokante Kunst und Kultur der Straße Einzug in das Museum halten. Die beiden Künstlerinnen haben seit den 1980er Jahren immer wieder kollaboriert. Gezeigt werden ihre frühen Sprüh-Gemälde und eine neue Wandarbeit, die eigens für das K21 entstanden ist. Wer in den Straßen von Düsseldorf unterwegs ist, kann auf Werbe- und Anzeigetafeln in der ganzen Stadt animierten Textarbeiten von Jenny Holzer begegnen.
BIRTHDAY, 2022