Ab dem Jahr 1920 konzentriert sich Mondrian auf seinen eigenen Stil.
Er nennt diesen Stil Neo-Plastizismus. Das bedeutet Neue Gestaltung.
Mondrians erste Bilder in diesem neuen Stil zeigen Flächen in den drei Grundfarben Gelb, Rot und Blau
Außerdem malt Mondrian graue, hellblaue oder orangefarbene Farbflächen.
In den folgenden Jahren benutzt Mondrian immer weniger Farben und lässt oft weiße Flächen im Bild.
Er probiert weiter neue Mal-Stile aus.
Ab 1928 beschäftigt er sich zum Beispiel damit, welche Wirkung doppelte schwarze Linien auf die Gesamtdarstellung in einem Bild haben.
Mondrian entwickelt seinen Mal-Stil durch Ausprobieren, während er malt.
Dabei verändert und übermalt er die Anordnung der Gegenstände und Formen auf seinen Bildern immer und immer wieder.
Er arbeitet so lange an einem Bild, bis er mit allen Teilen zufrieden ist.
Seit den 1920er Jahren gibt es in vielen europäischen Ländern keine demokratischen Regierungen mehr.
Im Januar 1933 wird Adolf Hitler zum Reichskanzler der Deutschen Republik ernannt.
Daraufhin weitet die national-sozialistische Diktatur ihre Macht über die Grenzen Deutschlands aus.
Die Nazis bestimmen auch die Kultur-Politik.
1937 gibt es in München die Propaganda-Ausstellung „Entartete Kunst“.
Die Nazis nennen Kunstwerke von Künstler*innen mit neuen Ideen „entartet“.
Auch Bilder von Piet Mondrian werden dort gezeigt.
Die Künstler*innen von sogenannten „entarteten“ Kunstwerken werden seit 1933 von den Nazis ausgegrenzt und verfolgt.
Am 1. September 1939 überfallen deutsche Soldaten das Nachbarland Polen.
Damit beginnt der Zweite Weltkrieg. Viele europäische Künstler*innen flüchten ins Ausland, zum Beispiel Max Beckmann, Salvador Dali, Max Ernst, Wassily Kandinsky, Lotte Lasterstein, Kurt Schwitters und Sophie Taueber-Arp.
Die Kriegsgefahr in Frankreich wird immer größer.
Deshalb flieht Mondrian 1938 von Paris nach London.
Ende 1940 reist er weiter nach New York. Hier kann er ohne Bedrohung leben und arbeiten.
1940 schreibt Mondrian einen Text mit dem Titel „Art Shows the Evil of Nazi and Soviet Oppressive Tendencies“.
Das ist Englisch und bedeutet „Kunst zeigt das Böse der nationalsozialistischen und die sowjetischen Unterdrückungs-Tendenzen“.
Später ändert er den Titel in „Liberation and Oppression in Art and Life“, also „Befreiung und Unterdrückung in Kunst und Leben“.
Sein Freund Harry Holtzmann macht Mondrian mit der New Yorker Kunstszene bekannt.
Mondrian gefällt das energische Leben, die Clubs und vor allem die Musik der großen Stadt.
Trotzdem verbringt er viel Zeit in seinem Atelier.
Dort verarbeitet er seine Eindrücke und probiert neue Mal-Stile aus.
Viele ausgewanderte Künstler*innen und auch amerikanische Künstler*innen treffen sich damals in Mondrians Atelier.
Im Jahr 1929 lernt Mondrian die*den britische Künstler*in Marlow Moss kennen.
Mondrian kennt Moss‘ Partnerin Antoinette Hendrika Nijhoff schon aus den Niederlanden.
Sie sehen sich in Moss‘ Atelier in Paris wieder.
Moss´ Partnerin, A.H. Nijhoff, kennt Mondrian bereits aus den Niederlanden, sodass es 1929 in seinem Pariser Atelier zu einem Wiedersehen kommt.
Die Arbeits-Weise von Moss und Mondrian ist aber sehr verschieden.
Mondrian malt seine Linien, Flächen und Formen ohne Plan.
Er sucht beim Malen das perfekte Gleichgewicht zwischen den Formen.
Moss berechnet die Größe seiner Formen vor dem Malen.
Deshalb arbeitet sie*er viel mit einem Lineal.
Mondrian kann und will mit dieser Methode nicht arbeiten.
1930 probiert Moss die Wirkung von Doppel-Linien in Bildern aus.
Das ist für den Stil des Neo-Plastizismus eine Neuigkeit.
Moss erklärt Mondrian die Wirkung der Doppel-Linien in einem Brief.
Mondrian versteht Moss‘ Erklärung nicht.
Aber 1932 malt auch er Doppel-Linien.
Er sagt niemandem, dass Moss die Doppel-Linien zuerst gemalt hat.
Nach Mondrians Ankunft in New York zeigt sein Freund Harry Holtzman ihm den „Club Café Society“.
Das war ein sehr bekannter Jazz-Club, den es zwei Mal in New York gab.
Der erste Club eröffnete 1938 im Stadtteil Greenwich Village.
Der zweite Club war ganz in der Nähe von Mondrians Atelier.
Der „Club Café Society“ ist ein Treffpunkt für Musik-Liebhaber*innen, für Intellektuelle mit links-politischen Ansichten und für Künstler*innen.
Mondrian geht dorthin, um die neueste Boogie-Woogie-Musik zu hören. Boogie-Woogie ist ein sehr rhythmischer Musik- und Tanz-Stil.
In den USA haben Schwarze und weiße Menschen zu dieser Zeit nicht die gleichen Rechte.
Schwarze Menschen dürfen meistens nicht im selben Raum sein wie weiße Menschen.
Diese extreme Form der Diskriminierung nennt man Segregation.
Der „Club Café Society“ hält sich nicht an die Regeln der Segregation.
Dort verbringen Schwarze und weiße Gäste gemeinsam Zeit.
Außerdem treten dort Menschen mit jeder Hautfarbe auf, zum Beispiel die bekannte Jazz-Sängerin Billie Holiday oder der Boogie-Woogie-Pianist Albert Ammons.