1885

1907

1885 — 1907

Simon Maris

Piet Mondrian und Simon Maris werden um das Jahr 1900 Freunde. Maris kommt aus einer bekannten Künstlerfamilie: Sein Vater ist der erfolgreiche Maler der Haager Schule Willem Maris.

1903
Piet Mondrian und Simon Maris beim Abendessen in Bordeaux

Simon Maris wird im Laufe seines Lebens ein gefragter Porträtist. Obwohl er und Mondrian stilistisch weit voneinander entfernt liegen, verbindet sie eine enge Freundschaft, die bis in die 1930er Jahre andauert. In seinem Skizzenbuch zeichnet Maris immer wieder seinen Freund bei der Arbeit im Freien, beide verbringen viel Zeit miteinander – in der Freizeit aber auch während des künstlerischen Schaffens. 1903 reisen sie zusammen nach Spanien.

1906
Simon Maris

Simon Maris hat ein Atelier in Amsterdam. Um das Jahr 1899 organisiert er jeden Samstag Treffen, bei denen sich Künstler*innen, Schriftsteller*innen und Dichter*innen zum Reden, Trinken und Essen verabreden. Mondrian ist ein häufiger und gern gesehener Gast. Durch seinen Freund gewinnt Mondrian einen großen Bekanntenkreis in der Kunstszene Amsterdams um die Jahrhundertwende.

1908

1911

1908 — 1911

Marie Tak van Poortvliet und Jacoba van Heemskerck

Piet Mondrian kennt das Paar Marie Tak van Poortvliet, eine Kunstsammlerin, und die Malerin Jacoba van Heemskerck.

Porträt von Marie Tak van Poortvliet, (1871-1936)

Auf seiner ersten Reise im Jahr 1908 besucht er beide in ihrer Villa Loverendale, einem neu erbauten Haus in den Dünen bei Domburg. Die Villa ist ein beliebter Treffpunkt für viele Künstler*innen. Auch für Mondrian ist dieser Ort von Bedeutung – hier kann er sein Interesse an Theosophie und Anthroposophie mit Gleichgesinnten teilen.

Villa Loverendale te Domburg

Es ist außerdem vorstellbar, dass Mondrian hier einige Skizzen eines markanten Baumes im Garten von Loverendale angefertigt hat, welche als Vorstudien für „Der rote Baum“ (1908-1910) dienen sollten. Domburg ist bekannt als Künstler*innen-Kolonie: dort trifft Mondrian u.a. auch den Künstler Jan Toorop, der in Domburg einen Ausstellungsort eröffnet, an dem Mondrian 1911 und 1912 ausstellt. Jacoba van Heemskerck ist übrigens Teil des Ausstellungskomitees, bis sie selbst – etwas später – eine bedeutende Künstlerin der avantgardistischen Bewegung des Sturms wird. Marie Tak van Poortvliet erwirbt im Laufe der Jahre mehrere Werke von Mondrian aus der kubistischen und neoplastischen Periode.

ca. 1920
Villa Loverendale in Domburg, das Haus von Marie Tak van Poortvliet

1911

1914

1911 — 1914

Ein Netzwerk

Im Dezember 1911 zieht Mondrian nach Paris. Dort lernt er viele Künstler*innen kennen; die meisten von ihnen malen im expressionistisch-kubistischen Stil.

Beeinflusst durch das künstlerische Schaffen George Braques und Pablo Picassos, die als Erfinder des Kubismus gelten, zieht Mondrian nach Paris. Obwohl er oft und gern Cafés und Clubs im Viertel Montparnasse besucht, trifft er Braque und Picasso nie persönlich. Das Café du Dôme und das Café de la Rotonde sind beliebte Treffpunkte für zahlreiche Künstler*innen und Intellektuelle. Unter anderem besuchen Henri Cartier-Bresson, Max Ernst, Picasso, Man Ray, Willi Baumeister, Theo van Doesburg und Amadeo Modigliani diese Orte, genau wie Diego Rievera, der – wie Mondrian – sein Atelier in der rue du Départ hat. Erst bei Mondrians zweitem Parisaufenthalt sind einige seiner Freundschaften durch Briefe oder andere Dokumente belegt.

1914

1920

1914 — 1920

Salomon Bernard „Sal“ Slijper

Während des 1. Weltkriegs hält sich Piet Mondrian notgedrungen unter anderem in Laren auf. Dort lernt er 1915 den Immobilienmakler Salomon Bernard „Sal“ Slijper kennen.

1930
Henri van de Velde, Portrait von Sal Slijper

Dieser hat im Gasthaus De Linden das Gemälde Komposition Nr. IV (1914) entdeckt. Es fasziniert ihn so sehr, dass er es von der Gastwirtin kauft. Über sie begegnen sich die beiden; Zuerst ist Mondrian reserviert, nimmt er doch an, Slijper handle aus Mitleid und nicht aus Interesse für seine Kunst.

Da jedoch ein echtes Interesse besteht – und beide Herren die Leidenschaft für hochwertige Kleidung, gutes Essen aber auch für das Tanzen und die Musik teilen – wird Slijper zu einem Freund und Mäzen Mondrians.

24. Mai 1916
Brief von Piet Mondrian an Sal Slijper

Als dieser 1919 nach Paris zurückkehrt, ist es nur deshalb möglich, weil Slijper ihm seine Vorkriegsbilder (ohne sie gesehen zu haben) abkaufte und ihn damit finanziell unterstützt. Als Slijper ab 1922 keine Werke mehr kauft, bleiben sie Freunde, zumal Slijper sich bemüht das Werk Mondrians zu bewerben und auszustellen.

1918
Selbstporträt

Als Slijper 1971 stirbt, vermacht er seine gesamte Mondrian Sammlung an das Gemeentemuseum Den Haag (heute Kunstmuseum Den Haag), eine der größten Mondrian Sammlung weltweit.

1920

1944

1920 — 1944 (Paris/ London / NY)

Marlow Moss

1929 lernt Piet Mondrian die*den britische*n Künstler*in Marlow Moss kennen.

Marlow Moss, fotografiert von Stephen Storm

Moss´ Partnerin, A.H. Nijhoff, kennt Mondrian bereits aus den Niederlanden, sodass es 1929 in seinem Pariser Atelier zu einem Wiedersehen kommt.

ca. 1938
Marlow Moss und Netty Nijhoff vor ihrem Haus in der Normandie.

Die Formsprache ihrer Werke ähnelt sich, Mondrian und Moss respektieren und beeinflussen sich gegenseitig. Konzeptionell gibt es aber zwischen beiden Künstler*innen einen grundlegenden Unterschied: Mondrian malt intuitiv, seine strenge Formensprache aus Linien und Flächen, basiert auf der Suche nach einem perfekten Gleichgewicht. Moss´ Gemälde beruhen dagegen auf mathematischen Formeln, weshalb der Einsatz eines Lineals bei der Arbeit wichtig ist. Als Moss diese Theorie in einem Brief an Mondrian darstellt, entgegnet dieser trocken: «Zahlen sagen mir nichts.»

ca. 1958
Studio von Marlow Moss in Lamorna, Cornwall

1930, zwei Jahre bevor Mondrian die Doppellinie einsetzt, hat Moss diese schon in abstrakten Kompositionen erprobt. In einem Brief, bittet er Moss den Einsatz der Doppellinie zu erläutern, die bis dahin innerhalb der strikten Formsprache des Neoplastizismus äußerst unorthodox ist. Moss´ Erklärung ist wie folgt überliefert:

Erstens: einzelne Linien teilen die Leinwand auf, so dass die Komposition in einzelne Ebenen zerfällt [...].
Zweitens: Einzelne Linien machen die Komposition statisch.
Drittens: Die Doppellinie oder eine Vielzahl von Linien ermöglicht ‚eine Kontinuität verwandter und miteinander verbundener Rhythmen im Raum‘, wodurch die Komposition nicht statisch, sondern dynamisch wird.“

Mondrian gesteht in einem Brief an den befreundeten Künstler Jean Gorin ein, dass er die Theorie nicht verstanden habe. Nichtsdestotrotz wird er die parallelen Linien später selbst verwenden, ohne auf Marlow Moss´ Urheberinnenschaft hinzuweisen.

Aktionsraum

Aktionsraum Freundschaften

Peggy Guggenheim

Während seines zweijährigen Aufenthalts in London lernt Mondrian Peggy Guggenheim, eine amerikanische Kunstsammlerin, kennen, die eine der bis heute weltweit bedeutendsten Sammlungen aufbauen wird.

In ihrer Galerie Guggenheim Jeune in der Cork Street in London stellt Piet Mondrian in der Gruppenausstellung Abstract and Concrete Art (dt. Abstrakte und Konkrete Kunst) aus, die vom 10. bis 31. Mai 1939 läuft. Dort zeigt er die Gemälde-Komposition aus Rot und Weiß: Nr. 1 und Komposition Nr. 2.

18. September 1957
Peggy Guggenheim vor einem Werk von Piet Mondrian

Peggy Guggenheim berichtet in ihrer Autobiografie, dass Mondrian ein sehr guter Tänzer ist, was darauf schließen lässt, dass sie gemeinsam ausgingen. Aufgrund des Zweiten Weltkriegs zieht Peggy Guggenheim zurück in die USA. Dort treffen sich beide wieder und da sie Mondrians Kunstverstand sehr schätzt, wird er Teil der Auswahlkommission ihres Museums. Einer Anekdote nach, hat Mondrian das Talent des jungen Künstlers Jackson Pollock entdeckt und Peggy Guggenheim, die dessen Werke „ganz schön furchtbar fand“, überzeugt, diese zu erwerben.

Charmion von Wiegand

1941 lernt Piet Mondrian die Künstlerin und Journalistin Charmion von Wiegand in New York kennen.

Diese arbeitet für die Zeitschrift „Living Age“ und soll einen Artikel über Mondrian schreiben – so kommt es zu einem ersten Interview aus dem sich eine enge Freundschaft entwickelt. Mondrian und von Wiegand treffen sich regelmäßig, meistens in seiner Wohnung in der 353 East 56th Street. Sie sprechen über Kunst, Philosophie aber auch die Theosophie. Er schätzt ihre Meinung zu seinen Werken: Aus Briefen geht hervor, dass er sie regelmäßig bittet, über seine Kompositionen nachzudenken. In Charmion von Wiegands Tagebuch befindet sich eine Skizze von dem Werk, das später „Victory Boogie Woogie“ heißen soll. Als gute Beobachterin notierte sie die Entwicklungen in Mondrians Werken. „I like to talk to you because it helps my thoughts.” (dt. Übersetzung: „Ich spreche gerne mit dir, weil es meinen Gedanken hilft.“) Soll er zu ihr gesagt haben.

1931
Portrait von Charmion von Wiegand (1898-1983) mit Komposition No. I, mit Red und Schwarz von Piet Mondrian

Charmion von Wiegand überarbeitet und korrigiert auch Mondrians englische Texte. Unter anderem das Essay „Toward the true vision of reality“ (dt. Übersetzung: „Auf dem Weg zur wahren Vision der Realität“) – welches anlässlich Mondrians erster Einzelausstellung 1942 in der Valentine Gallery (NY) erscheint. Mondrians Englisch ist nicht sonderlich gut und ohne Charmion von Wiegands Hilfe wären sicherlich viele seiner Gedanken und Texte nicht in der Form veröffentlicht worden.

Aus Notizen von Charmion von Wiegand geht hervor, dass sie sich in Piet Mondrian verliebte. Er erwidert ihre Gefühle jedoch nicht und beide gehen zunehmend getrennte Wege. Mitte 1942 haben sie kaum noch Kontakt. Als Charmion von Wiegand im Herbst 1942 wieder zu malen beginnt und Mondrian davon erzählt, findet er nur vernichtende Worte: „You are a writer and I don’t want to know about your painting“ (dt. Übersetzung: „Du bist Schriftstellerin und ich will nichts über deine Malerei wissen.“). Charmion von Wiegand schlägt nach Piet Mondrians Tod 1944 eine künstlerische Karriere ein.