Der Ankauf von 88 Werken Paul Klees (1879–1940) durch das Land Nordrhein-Westfalen im Jahr 1960 war der Anstoß zur Gründung der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf. Heute zählt die auf 100 Arbeiten angewachsene Klee-Sammlung zu den umfangreichsten Beständen dieses Künstlers in Deutschland und ist ein international bedeutender Anziehungspunkt. Erstmals werden nun im K21 alle Werke gemeinsam der Öffentlichkeit präsentiert.
Im Mittelpunkt der Ausstellung steht nicht nur das Schaffen Klees, sondern auch die oft wechselvolle Geschichte dieser Bilder. Der Künstler lehrte seit Anfang der 1930er Jahre an der Düsseldorfer Kunstakademie und emigrierte unter dem Druck der nationalsozialistischen Diktatur Ende 1933 in die Schweiz. Die Gemälde, Zeichnungen und Aquarelle geben einen unvergleichlichen Einblick in das OEuvre dieses höchst vielseitigen Künstlers und vermitteln einen umfassenden Überblick über Klees nahezu unerschöpfliche Kreativität.
Beispiele seiner Anfänge als Zeichner aus der Zeit bald nach der Jahrhundertwende finden sich ebenso wie Werke, die seine Erfahrungen der legendären Tunisreise 1914 widerspiegeln. Präzise komponierte Gemälde stehen für Klees 1919 begonnene Ölmalerei; geometrisch-konstruktivistische Werke sind in der Zeit seiner Lehrtätigkeit am Bauhaus in Weimar und Dessau entstanden. Zeichnungen und Ölgemälde in zeichenhaft verschlüsselter Bildsprache geben Einblick in das Spätwerk Klees. Der Künstler reflektierte sensibel und mit scharfem Blick die Ereignisse seiner Zeit und schuf zugleich einen künstlerischen Kosmos, in dem sich Tragikomik und Ironie, Leichtigkeit und Ernst, Spiel und Kalkül vereinen.
Einen Einblick in den Schaffensprozess geben in der Ausstellung die Vorder- und Rückseiten von einzelnen Werken: Klee legte großen Wert auf das verwendete Material und erzielte damit besondere Effekte. Seine Gemälde versah der Künstler zudem mit speziellen Rahmungen und machte damit deutlich, dass er sie als Objekte verstand. Aufmerksamkeit bekommt auch der Sammler, durch dessen Hände der überwiegende Teil der heutigen Düsseldorfer Klee-Sammlung gegangen ist: Der US-Industrielle G. David Thompson trug bis zum Ende der 1950er Jahre die Kollektion zusammen, trennte sich dann aber überraschend von allen Werken.
Einen weiteren Ausstellungsschwerpunkt bilden die Galeristen, die mit den Werken der Düsseldorfer Klee-Sammlung Handel trieben. Einzelne Werke haben sich ehemals im Besitz illustrer Persönlichkeiten befunden. Klebezettel auf den Rückseiten von Gemälden geben Auskunft über die internationalen Ausstellungen, in denen die Düsseldorfer Klee-Werke zu sehen waren: Sie berichten auch von der „diplomatischen Mission”, die die Arbeiten Klees seit Mitte der 1960er Jahre in vielen Ländern der Welt zu erfüllen hatte.