Christoph Schlingensief.
Kaprow City

24.4. — 17.10.2021

  • Portrait Christoph Schlingensief, © Aino Laberenz

Die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen zeigt Christoph Schlingensiefs (1960–2010) multimediales Kunstwerk „Kaprow City“, das als eine der wenigen installativen Arbeiten des Filmemachers, politischen Aktionskünstlers, Theater- und Opernregisseurs erhalten geblieben ist. Schlingensief zählt zu den bedeutendsten Künstler*innen Deutschlands und sein früher Tod 2010 hinterlässt bis heute eine Lücke.

Ursprünglich war „Kaprow City“ eine begehbare Installation, die Schlingensief als sein letztes Theaterstück für die Berliner Volksbühne 2006 konzipierte. Chaotisch, akustisch und visuell überwältigend und auf einer Drehbühne platziert, hatte Schlingensief ein Bühnenbild geschaffen, in dem Schauspieler*innen und das Publikum ihren Platz fanden.

Für die Ausstellung „Querverstümmelung“, die Schlingensief im Herbst 2007 für das Migros Museum für Gegenwartskunst in Zürich einrichtete, erfolgte durch Schlingensief die Transformation zum eigenständigen Kunstwerk. Für diese (Re-)Dekonstruktion, wie es 2007 im Kontext der Ausstellung umschrieben wurde, nutzte Schlingensief drei Viertel der ursprünglichen Theaterbühne für die Grundstruktur des neuen Werks. In einem organischen Prozess baute er diese um, befreite die Raumsegmente von vielen Requisiten und setzte Filmausschnitte ein. Durch Folien unzugänglich gemacht, zeigt sich das Werk heute als tonlose, filmische Großinstallation. Nun wird die raumgreifende und vielschichtige Arbeit, die eine neue Phase im Werk dieses außergewöhnlichen, grenzüberschreitenden Gesamtkünstlers markiert, erstmals in einem Museum in Deutschland präsentiert.

„Kaprow City“ (2006/07) erinnert an eine Materialschlacht, der die eigene Historie unmittelbar eingeschrieben ist. Nach dem Prinzip der Überforderung und freien Assoziation überlagern sich in der ehemaligen Bühnenbildstruktur zahlreiche Themen und Ideen. Die Arbeitsweise des US-amerikanischen Happening-Künstlers Allan Kaprow (1927–2006) mit dem Publikum klingt ebenso an wie Überlegungen zu einem Film über den Unfalltod von Lady Diana im August 1997. Hinzu kommen Projektionen aus Schlingensiefs Film „Fremdverstümmelung“ (2007) und weiterer Filme, welche die einzelnen Räume der Installation zu Kinos werden lassen.

Die Dokumente aus den Archiven des früh verstorbenen Künstlers zeigen die für Schlingensief typische Arbeitsweise, in großer Offenheit Gedanken und Themen zusammenzuführen und weiterzuentwickeln. Sie zeichnen den Weg von „Kaprow City“ vom Theaterprojekt zum musealen Kunstwerk nach.

Ein Projekt der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen in Zusammenarbeit mit dem Nachlass Christoph Schlingensief und Aino Laberenz.


Schlingensief in Düsseldorf

Parallel zur Ausstellung im K20 zeigt das Filmmuseum Düsseldorf „Christoph Schlingensief: Projektionen“, eine Filmreihe und Fotos von Eckhard Kuchenbecker (24.4. – 31.8.2021). Die JULIA STOSCHEK COLLECTION präsentiert Werke von Schlingensief aus dem eigenen Sammlungsbestand in einer Ausstellung und einem Screeningprogramm (24.4. – 19.12.2021).

Weitere Infos unter:
duesseldorf.de/filmmuseum
jcs.art

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