Die Künstlerin, Filmemacherin und Autorin Hito Steyerl (*1966) gehört aktuell zu den zentralen Positionen, wenn es um die Reflexion der gesellschaftlichen Rollen von Kunst und Museum geht, um das Experimentieren mit medialen Präsentationsformen und die kritische Auseinandersetzung mit dem Einsatz von künstlicher Intelligenz. K21 gibt mit der großen, gemeinsam mit dem Centre Pompidou, Paris, entwickelten Ausstellung „I Will Survive“ einen Überblick über Steyerls Werk.
Die Schau setzt mit frühen Arbeiten ein, die exemplarisch für den „documentary turn“ stehen, eine andere Auffassung des Dokumentarischen, dessen Begriffswandel Steyerl maßgeblich mitgedacht, formuliert und praktiziert hat. Steyerl hat in ihren Arbeiten der letzten dreißig Jahre die Mutationen der Kamerabilder verfolgt, vom analogen Bild und seinen vielfältigen Montagen hin zum geteilten, flüssig werdenden, digitalen Bild. Im Zentrum der Schau „I Will Survive“ steht zudem die neue multimediale Installation „SocialSim“, mit der Steyerl die Potentiale von Digitalität, Simulation und Künstlicher Intelligenz im Hinblick auf künstlerische Kreativität, museale Präsentationsweisen, soziale Verwerfungen und pandemische Bedingungen kritisch auslotet.
Eine Zusammenarbeit organisiert von der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf und dem Centre Pompidou, Musée National d’Art Moderne, Paris. Die Ausstellung in Düsseldorf und Paris (3.2.–7.6.2021) wird maßgeblich von der Kulturstiftung des Bundes gefördert.
Das Programm findet vorbehaltlich der aktuell geltenden, durch Corona bedingten Einschränkungen statt.
PowerPflanzenOS ist eine Augmented-Reality-App und ergänzt Hito Steyerls Arbeit „Power Plants“ (2019), die in der Ausstellung zu sehen ist. Die App können Sie über den App Store oder Google Play kostenlos auf das eigene Smartphone (iPhone ab iOS 11.0, Android ab 7.0) herunterladen. Um zu beginnen, richten Sie die Kamera Ihres Smartphones auf die Siegel, die in der Installation innerhalb der Ausstellung aufgestellt sind. Bitte bringen Sie nach Möglichkeit Ihren eigenen Kopfhörer mit.
Kurzbiografie Hito Steyerl
Hito Steyerl wurde 1966 in München geboren. Sie studierte Dokumentarfilmregie am Japan Institute of the Moving Image (ehemals Yokohama Broadcasting Technological School, die 1975 von Sohei Imamura gegründet wurde) und später an der Hochschule für Film und Fernsehen in München. Das darauf folgende Studium der Philosophie an der Akademie der Künste, Wien, schloss sie mit Promotion ab. Sie hat an der UdK, Berlin, eine Professur für Experimentalfilm und Video inne und hat dort zusammen mit Vera Tollmann und Boaz Levin das Research Center for Proxy Politics gegründet. Steyerls Werke werden seit zwanzig Jahren im Kontext der bildenden Kunst ausgestellt und international rezipiert. 2004 wurde November auf der Manifesta 5 in San Sebastian gezeigt. Mit Lovely Andrea und Red Alert wurde sie auf der Documenta 12 (2007) in Kassel einem größeren Publikum bekannt. Mit Factory of the Sun war sie 2015 im deutschen Pavillon auf der Biennale von Venedig vertreten. 2016 nahm sie mit HellYeahWeFuckDie an der Biennale von Sao Paolo teil. Zu den jüngsten der zahlreichen Einzelausstellungen in Museen und Kunstinstitutionen weltweit gehören Ausstellungen im Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofia, Madrid (Duty-Free Art, 2016), Museum für Gegenwartskunst, Basel (War Games 2018, zusammen mit Martha Rosler), Castello di Rivoli, Turin (The City of Broken Windows, 2018), Serpentine Gallery London (Power Plants, 2019), Park Avenue Armory, New York (Drill, 2019), Art Gallery of Ontario, Toronto (This is the Future, 2019). Auf der Biennale von Venedig 2019 war sie in der Hauptausstellung „May You Life in Interesting Times“ im Arsenal und in den Giardini mit mehreren Arbeiten vertreten, darunter This is the Future / Power Plants. Neben ihrer filmkünstlerischen Arbeit ist Steyerl als Autorin tätig, macht Interviews und hält Vorträge. Eine Auswahl ihrer an verschiedenen Stellen publizierten Essays sind in vier Büchern zusammengefasst: Die Farbe der Wahrheit (Turia Kant, Wien 2008), The Wretched of the Screen (Sternberg Press, Berlin 2012), Beyond Representation – Jenseits der Repäsentation (n.b.k., Berlin 2016), Duty Free Art – Art in the Age of Planetary Civil Wars / Kunst im Zeitalter des globalen Bürgerkriegs (en. Verso, London 2017 / dt. Diaphanes, Zürich 2018). Steyerl lebt und arbeitet in Berlin.
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Ausstellungsansichten
Hito Steyerl. I Will Survive
Zur Ausstellung erscheint bei Spector Books, Leipzig, ein umfassender Katalog. Hrsg. Florian Ebner, Susanne Gaensheimer, Doris Krystof und Marcella Lista. Mit Beiträgen von Nora M. Alter, Karen Archey, Teresa Castro, Alexandra Delage, Florian Ebner, Thomas Elsaesser, Ayham Ghraowi, Tom Holert, Doris Krystof, Marcella Lista, Vanessa Joan Müller, Florentine Muhry, Mark Terkessidis, Brian Kuan Wood und mit einem Interview von Hito Steyerl mit Trevor Paglen.
Gestaltet von Fabian Bremer und Pascal Storz
ca. 420 S., 34 €