Der in Düsseldorf und Berlin lebende Fotokünstler Thomas Struth gehört zu den bedeutendsten Vertretern der deutschen Fotografie. Zahlreiche Ausstellungen während der vergangenen 15 Jahre in Europa, den USA, Japan und China haben den 1954 am Niederrhein geborenen Künstler international bekannt gemacht. Seine Arbeiten waren bereits 1992 auf der documenta IX in Kassel zu sehen.
Während bisher jedoch lediglich einzelne Werk-Gruppen vorgestellt worden sind, gibt die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen nun erstmals in Europa einen repräsentativen Überblick über das Gesamtschaffen Struths. Die in Kooperation mit dem Kunsthaus Zürich entstandene Ausstellung ist gegenüber der ersten Station in der Schweiz auf weit mehr als 100 Motive erweitert, wozu in Düsseldorf auch eine Reihe bisher nie gezeigter neuester Arbeiten des Fotokünstlers gehört.
Besondere Aufmerksamkeit verdienen aber auch bisher nie in der Öffentlichkeit gezeigte frühe Werke, die zur Folge der Düsseldorfer „Straßen“ gehören. Die Schwarz-Weiß-Fotografien sind gemeinsam mit einer Auswahl seiner Dschungel-Bilder, den „Paradises“, als eigene Präsentation in der Grabbehalle von K20 zu sehen. Diese raumfüllende Bilder-Installation ist ausschließlich in Düsseldorf ausgestellt und vom Künstler selbst eingerichtet. Thomas Struth studierte an der Kunstakademie Düsseldorf zunächst bei Gerhard Richter Malerei, ab 1976 bei Bernd Becher Fotografie. Im Mittelpunkt seiner künstlerischen Arbeit steht das präzise Sehen. Ob die frühen Düsseldorfer Straßenbilder oder das undurchdringliche Dickicht asiatischer Dschungel („Paradises“), ob großformatige Museumsszenen („Audiences“) oder die jüngsten Aufnahmen in technischen Groß-Anlagen: Immer wieder thematisiert Struth in seinen typischen Bild-Folgen das Verhältnis von Betrachter und Betrachtetem. Er vermeidet dabei jede Art von vordergründiger Dramatisierung seiner Motive, die er auf Reisen durch Europa, Amerika, Ostasien oder Australien findet. Damit gehört er zu den herausragenden Künstlern, die in der Zeit wahrer Bilderfluten dem Medium Fotografie zu neuer Intensität und Wirkungskraft verholfen haben.
In Kooperation mit dem Gitarristen Frank Bungarten präsentiert Thomas Struth Musik im Labor, dem Ausstellungsraum der Abteilung Bildung. Dieses Projekt bildet einen anregenden akustischen Kontrast zu den vielfältigen visuellen Eindrücken, die die Besucher beim Ausstellungsrundgang erfahren. Musik lässt sie die Kunstwerke der Sammlung in einem erweiterten Kontext sinnlich erleben. Zu hören ist eine Musikauswahl von Struth und Bungarten, die Werke unterschiedlicher Kulturen und Genres zusammenführt. Als besondere Höhepunkte des Projekts finden im Mai Meisterkurse im Labor statt, bei denen hochkarätige Musiker Unterrichtseinheiten für Musikstudenten vor Publikum geben.