Wiedereröffnung K20 Grabbeplatz am 10.7.2010

10.7.2010

  • Wiedereröffnung K20 Grabbeplatz, Lokal Lieshout, 2010, Foto: Achim Kukulies

In der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen soll die Kunst in ihren qualitätsvollsten Ausprägungen im Mittelpunkt stehen. Die Werke der Sammlung von Max Beckmann über Joseph Beuys, Georges Braque, Max Ernst, Wassily Kandinsky, Ernst Ludwig Kirchner, Paul Klee, René Magritte, Henri Matisse, August Macke, Pablo Picasso, Jackson Pollock, Gerhard Richter bis hin zu Andy Warhol begegnen sich und dem Besucher in einer ganz neuen Präsentationsform.

Die Sammlung wird als Einheit betrachtet und ganz pur, auf sich selbst bezogen, aber in neuem Rhythmus gezeigt. Neue, kleinteiligere räumliche Einheiten innerhalb einer mäandrierenden Struktur ermöglichen es, den Betrachter so zu lenken, dass er in einem intimen Parcours auf die großen Einzelwerke unmittelbar zugeht. Die Hängung soll den musealen Aspekt betonen, mit Beruhigung, Dauer und Gültigkeit und mit der Gewissheit, das Vertraute wiederzufinden. Insofern wird auch der berühmte „Amerikanersaal“ wieder als solcher zelebriert, allerdings in neuer Konstellation. In der Sammlungspräsentation im 1. und 2. Obergeschoss sind rund 200 Werke zu sehen.


Künstlerprojekte zur Wiedereröffnung:

Sarah Morris: Hornet (2010), ab 10.7.2010, Paul-Klee-Platz

Für die nördliche Abschlusswand des Paul-Klee-Platzes hat die heute in New York lebende Künstlerin Sarah Morris (* 1968) als Gewinnerin im Rahmen eines Wettbewerbs für die Platzgestaltung ein großflächiges Bild auf Fliesen entworfen. Mit seinen komplexen geometrischen Strukturen und seiner leuchtenden Farbigkeit verweist „Hornet“ auf die vibrierenden Strukturen der Großstadt. Das Bild entwickelt eine ambivalente Wirkung: Einerseits betont die Allover-Struktur die Flächigkeit der Wand, andererseits erscheint es wie ein aus zahlreichen Faltungen entwickeltes Relief. „Hornet“ (6,78 x 26,89 Meter) wurde im Juni 2010 realisiert und besteht aus handbemalten hochglänzenden Keramikfliesen im Format 30 x 30 Zentimeter.


Lokal Lieshout, ab 10.7.2010, K20 

Für den Licht durchfluteten Raum des ehemaligen Café Zwey im 2. Obergeschoss von K20 entwickelte der niederländische Künstler Joep van Lieshout (*1963) mit seinem Rotterdamer Atelier eine komplette Inneneinrichtung: Küchenmöbel, eine weit in den Raum ragende Bar, Tische, Stühle, Lampen, ein Bücherregal und sogar ein Geschirr. Alle Flächen erhalten einen farbigen Überzug, wobei sich die Wahl der Farben einem „gelenkten“ Zufall verdankt. Van Lieshout reagiert in seinem Entwurf auf die Kunst der Moderne, die in den angrenzenden Sammlungsräumen zu Hause ist, und setzt ihr mit klobigen, wie aus Stein gehauenen Formen eine „primitiv/moderne“ – so sein Arbeitstitel – Welt entgegen. Wie Jorge Pardo, der die Bar am Kaiserteich in K21 entwarf, bewegt sich auch Atelier van Lieshout mit raumgreifenden Werken, multifunktionalen Einheiten und komplexen Installationen im Spannungsfeld von zeitgenössischer Kunst, Design und Architektur.
 

Olafur Eliasson, „Your natural yellow daylight”, 2010, ab 10.7.2010, K20 

Der dänisch-isländische Künstler Olafur Eliasson (* 1967) wurde eingeladen, sich mit der spezifischen Eingangssituation von K20, einer Passage mit schummerigem Lichtschacht und Wasserbecken, auseinanderzusetzen. Unter Verwendung von Monofrequenzlicht und Nebel hat Eliasson eine Arbeit für K20 entwickelt, die diesen lange vernachlässigten Raum aufhellt und ihn als Übergang zwischen Straße und Museum kennzeichnet. Leichter Nebel, dessen Farbton zwischen technischer Straßenbeleuchtung und warmem Sonnenlicht changiert, zeigt sich beim Betreten des Museums im Erdgeschoß und verdichtet sich vor dem großen frei gelegten Fenster in der Galerie im 2.OG. Die Arbeit soll zwischen 10 Uhr und 22 Uhr in Betrieb sein. Bei Dunkelheit, wenn das Museum meist schon geschlossen ist, ist sie von der Straße aus besonders gut erlebbar.
 

Karin Sander – Museumsbesucher, 3D Bodyscans der lebenden Personen, 3D Inkjetprint, 10.7.2010 – 23.1.2011, K20 

Mit der Wiedereröffnung startet im Labor, dem neuen Präsentationsraum der Abteilung Bildung, eine Ausstellungsreihe mit zeitgenössischen Künstlern, die sich mit dem Kontext des Museums und der Rolle der Besucher auseinandersetzen. Im Rahmen der Ausstellungen kann es zu einem Wechselspiel bis hin zum Rollentausch zwischen Betrachter, Werk und Künstler kommen. Zum Auftakt verwandelt Karin Sander das Labor in eine Produktionsstätte, in der das Publikum selbst ins Blickfeld rückt. Mit Hilfe eines 3D-Kamera-Aufnahmeverfahrens entstehen maßstabsgetreue Gipsabbildungen der Besucher. Durch Gestus, Pose und besondere Accessoires können sie die Gestalt ihrer Figuren selbst bestimmen. Mit diesen Bodyscans, die im Labor ausgestellt werden, macht die Künstlerin nicht nur den Entstehungsprozess sichtbar, sondern führt den Betrachtern auch das eigene Abbild als Exponat vor Augen.
 

Michael Sailstorfer – Clouds, 2010, 10.7. – 8.8. 2010, K20 

Der junge deutsche Künstler Michael Sailstorfer (* 1979) bespielt die Architektur der Klee Halle mit einer bemerkenswerten Großinstallation. Annähernd dreihundert Wolken schweben im Raum und simulieren eine monumentale Wolkendecke. Als Ausgangspunkt des Werkes dienten unzählige LKW-Schläuche, die vom Künstler nach einem ausgeklügelten Konzept zu den Himmelsgebilden geformt wurden. Das Werk, das zwischen surrealistischer Traumlandschaft und Monumentalskulptur der Minimal Art zu verorten ist, beherrscht nicht nur die Architektur der neuen Klee-Halle, sondern auch den Ausstellungsbesucher. Es hinterfragt unser Verhältnis zur Natur und verweist zugleich auf ihre Größe.
 

Kris Martin – T.Y.F.F.S.H., 10.7. bis 8.8.2010, K20 

Die Arbeit T.Y.F.F.S.H. des belgischen Künstlers Kris Martin (* 1972) entführt den Betrachter in die Welt der Erfinder und Entdecker. Bei dem Werk handelt es sich um einen riesigen Heißluftballon, der vom Künstler in der neuen Halle platziert wurde und permanent mit kalter Luft aufgeblasen wird. Der Ballon, der als Metapher für Fortschritt und den Traum vom Fliegen verstanden werden kann, nimmt den Raum fast zur Gänze ein und behauptet sich mit seiner starken visuellen Wirkung als Monumentalskulptur. Dabei zieht das Objekt den Ausstellungsbesucher magisch an. Das Innere des Ballons kann betreten werden und erlaubt damit vielschichtige, faszinierende Sinneserfahrungen, die vom Flug durch die Lüfte träumen lassen.